Pastorin Martje Brandt begrüßte die Mädchen, die Jungen und die Erwachsenen herzlich in der sehr gut besuchten St. Clemens-Kirche in Nebel und erzählte von dem Mann um den es – am 11.11. – ging, die Geschichte vom heiligen Sankt Martin.
Es folgte das Sankt Martinslied, gesungen von der Kirchengemeinde und von der Orgel begleitet.
Der Posaunenchor, schon unter der Leitung der neuen Kirchenmusikerin Katharina Rau (offizielle Amtseinführung ist am 1.12. um 14 Uhr in der St. Clemens-Kirche) spielte auf dem Vorplatz der Kirche Lieder zum Mitsingen. Viele Laternenträger führten ihre selbstgebastelten roten, gelben, grünen und blauen Laternen durch die Dämmerung. Aus der „fahrenden Musikbox“ erklangen während des Umzuges durch das Dorf die verschiedensten Laternelieder und viele textsichere und singfreudige Teilnehmer*innen stimmten mit ein!
Vor dem Cafe Claussen wurde ein Zwischenstopp eingelegt, der Posaunenchor spielte wieder Laternelieder die zum Mitsingen einluden. Dann marschierte der große bunte Laternenzug weiter zum Frischemarkt Bendixen, das Augenmerk von Klein und Groß richtete sich zunächst auf einen Bettler (in diesem Fall war es eine Bettlerin, dargestellt von Kinka Tadsen). Der saß mitten auf dem Platz nur spärlich bekleidet mit einer zerfetzten Hose. Da kam Sankt Martin (dargestellt von Ines Volkmer) aus dem Dunkeln mit seinem Pferd „Krapi“ und der Botschaft der Barmherzigkeit. Er teilte seinen Mantel und gab dem Bettler eine Hälfte ab. Hier konnten alle die vorgetragene Geschichte von Pastorin Martje Brandt aus der Kirche auch bildlich mit eigenen Augen nachverfolgen.
Im St. Clemens-Hüs, endete der Laternenumzug der St. Clemens-Kirche am Martinstag. Es wurde erneut unter Begleitung des Posaunenchores kräftig gesungen, ehe man dem Duft des Kakaos ins Innere folgte. Der Kirchengemeinderat hatte Kakao und Früchtetee mit Brötchen vorbereitet.
Ein toller (fast) trockener Abend mit viel Erlebtem, denn wann sieht man schon mal einen Bettler und einen „echten“ Soldaten auf einem Pferd, neigte sich dem Ende. Aus fern und nah hörte man immer wieder das Martinslied:
„Sankt Martin, Sankt Martin
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind
Sein Ross, das trug ihn fort geschwind
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut
Sein Mantel deckt ihn warm und gut
Im Schnee saß, im Schnee saß
Im Schnee da saß ein armer Mann
Hat Kleider nicht, hat Lumpen an
Oh helft mir doch in meiner Not
Sonst ist der bittere Frost mein Tod
Sankt Martin, Sankt Martin
Sankt Martin zog die Zügel an
Sein Ross steht still beim armen Mann
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt
Den warmen Mantel unverweilt
Sankt Martin, Sankt Martin
Sankt Martin gibt den halben Still
Der Bettler rasch ihm danken will
Sankt Martin aber ritt in Eil
Hinweg mit seinem Mantelteil
Die Legende von der Mantelteilung
Sankt Martin wurde der Überlieferung nach 316 n. Chr. in Sabaria (dt. „Steinamanger“, Stadt in Ungarn) geboren. Sein Vater war römischer Soldat, er benannte ihn nach dem römischen Kriegsgott Mars, Martinus. Sein Sohn sollte auch Soldat werden.
Mit 15 wurde Martin Soldat, so war es laut Gesetz für die Söhne von Offizieren, vorgeschrieben. Seine harte Ausbildung hat er mit 18 beendet. Der Gardeoffizier war um das Jahr 344 n. Chr. in Amiens, im Norden Frankreichs (früher Gallien), stationiert.
Dort ritt Martin an einem kalten Wintertag durch das Stadttor und begegnete davor einem armen kaum bekleideten Bettler. Der Mann in Lumpen fror und konnte kaum noch sprechen. Er flehte ihn an und bat um Hilfe. Aber wie konnte dem Mann geholfen werden? Martin hatte weder Geld noch Essen dabei, lediglich sein Schwert und seinen Soldatenmantel. Da kam ihm die Idee: Er schwang sich vom Pferd, legte seinen Mantel ab, zog das Schwert und teilte den Mantel in zwei Hälften. Die eine Hälfte gab er dem Bettler und die andere legte er sich um seine Schultern. So bekamen beide etwas Wärme.
In der Nacht erschien Martin im Traum der Bettler, er gab sich als Jesus Christus zu erkennen. Er dankte Martin für seine Güte, Selbstlosigkeit und Nächstenliebe und sprach zu den Engeln:
Seht, das ist der noch nicht getaufte Katechumen (Taufbewerber) Martin, der hat mir den Mantel geschenkt und die Liebestat vollbracht. Martin erkannte Gottes Güte in seiner Tat und ließ sich (mit 34 oder 35 Jahren) daraufhin taufen, um seinen Glauben zu bekräftigen.
Was hat Martin mit der Gans zu tun?
Nach der Taufe ließ Martin sich im christlichen Glauben unterrichten. Die Menschen von Tours, der Stadt am rechten Ufer der Loire, (Frankreich) baten ihn später, ihr Bischof zu werden. Doch Martin wollte dieses Amt nicht und versteckte sich – so sagt man – in einem Gänsestall. Die Gänse schlugen Alarm und schnatterten so laut, dass er entdeckt und dann doch 372 n. Chr. zum dritten Bischof von Tours geweiht wurde. Während seiner langjährigen Zeit als Bischof von Tours soll Martin mehrere Wunder vollbracht haben.
Am 8. November 397 n. Chr. starb Martin 81-jährig und am 11. November wurde er zu Grabe getragen und später heilig gesprochen. St. Martin ist heute der Schutzpatron zahlreicher Berufsgruppen.
Was hat der Heilige Martin mit den bunten Laternenumzügen zu tun?
Lichterprozessionen, waren schon in der frühen Christenzeit bekannt. Wahrscheinlich wurde damit auch dem Heiligen Martin an seinem Gedenktag geehrt. Die Menschen entzündeten einst häufig auf den abgeernteten Feldern im November Feuer, damit wurde für die Ernte gedankt und war auch ein symbolischer Abschied vom Erntejahr. Kinder zogen, u.a. mit selbstgebastelten Fackeln aus Stroh und Laternen aus ausgehöhlten Rüben und anderen Materialien, durch die Straßen. So entstand aus dem Erntefeuer das Laternelaufen.