Amrum ist die waldreichste Insel an der Nordseeküste. Auf ca. 200 ha (1 ha = 10.000 m²) trennt der Waldgürtel die Dünen von den Heide- und landwirtschaftlichen Flächen auf dem Geestkern.
Ein Wald symbolisiert mit seinen äußerst komplexen und vielschichtigen Naturereignissen das Leben schlechthin und übt auf den Menschen mit seinen unzähligen Eindrücken eine starke, mitunter auch mystische Anziehungskraft aus. Gerade im Bereich der Amrumer Vogelkoje „Meeram“ zeigen sich die Bäume in üppiger Vegetation gepaart mit viel Wasser als „Zauberwald“, in der ein Spaziergänger eben den Zauber der Landschaft spüren kann.
Die Amrumer Vogelkoje wurde 1866 zum Zweck des Entenfangs als Nahrungsmittel erbaut und war bis 1935 in Betrieb. In dieser Zeit wurden über 400.000 Wildenten gefangen. Anfänglich war dies so erfolgreich, dass 1896 in Nebel sogar eine Konservenfabrik zur Verarbeitung der Enten entstanden war. Zu Beginn der 1930er Jahre verringerte sich die Zahl der Enten im Wattenmeer drastisch, so dass der Fangbetrieb nicht mehr rentabel war, und so wurde der Betrieb der Nebeler Vogelkoje eingestellt. Mit zunehmendem Tourismus wurde das Areal zu einem beliebten Ausflugsziel und im Winter 2008/09 hatte der damalige Bürgermeister von Nebel, Bernd Dell-Missier, die Idee die Vogelkoje zu sanieren und mit der Anlage von Bohlenwegen und Hinweistafeln aufzuwerten. Mit Hilfe des Amrumer Heimatvereins „Öömrang Ferian“ wurde das Konzept „Naturerlebnis Vogelkoje Meeram“ entwickelt, Bohlenwege und Fangpfeifen erneuert und ein Rundweg als Naturlehrpfad durch die Moorlandschaft entlang der Dünen rund um die Anlage angelegt. Und eben hier ist befindet sich der Besucher im Zauberwald der Vogelkoje. Die oben angegeben Koordinaten (54°39´50´´ N / 8°19´27´´ O) sind als Ortskennung für den Mystischen Ort 19 relativ willkürlich gewählt. Natürlich gibt es nicht „den einen Ort“ mit dem ein Wald gekennzeichnet werden kann. Die hier gewählten Koordinaten zeugen in etwa die Stelle, die auf den Autor den größten Eindruck erweckt hat.
Für unsere Umwelt hat der Wald eine herausragende Bedeutung. Waldflächen wirken im Prinzip wie riesige Klimaanlagen, wobei die Kronen der Bäume die einstrahlende Sonnenenergie in Wasserdampf umsetzen der sowohl lokal, als auch auf die Atmosphäre einen kühlenden Effekt hat. Zudem sind sie bekanntermaßen gigantische Kohlenstoffspeicher, wobei sie kein Kohlendioxid (CO₂) speichern, sondern nur den Kohlenstoff (C). Der Sauerstoff (O₂) aus dem CO₂ wird an die Atmosphäre abgegeben. Einfach ausgedrückt bildet der Wald also die „Luft“ die wir zum Atmen brauchen.
Den Amrumer Wald gibt es in der heutigen Form erst seit der Nachkriegszeit des 2. WK. Lange war Amrums Landschaftsbild von Sand, Dünen, Heideflächen, kahlem Geestrücken, Salzwiesen und Wattlandschaft geprägt. Lediglich im Bereich feuchter Landgebiete gab es einige Baumbestände. Zwar wurden zum Schutz der beiden Vogelkojen in Nebel und Wittdün hier bereits Mitte des 18. Jahrhunderts erste Anpflanzungen von Laubbäumen vorgenommen, und um den Sandflug einzudämmen wurden ab 1900 v. a. die Ränder der Nebeler Dünen mit rund 20 ha Kiefern aufgeforstet, von denen jedoch im Jahr 1921 bei einem größeren Waldbrand fast ein Zehntel vernichtet wurde. Ab 1948 wurde versucht auf Amrum größere Waldflächen zu pflanzen. Das Hauptziel war es, den Wald als Schutzschild gegen den Sandflug auf die Äcker zu nutzen. Weiterhin konnte man Holz gut auch als Brennmaterial gebrauchen. 1952 gab es eine größere Initiative zur Aufforstung der gesamten Schleswig-Holsteinischen Westküste, 1953 gründete sich der Amrumer Forstverband und bis 1957 wurden 150 ha neu aufgeforstet. Mit erheblichem Aufwand und unter Beteiligung zahlreicher Landarbeiter vom Festland sowie 120 Schüler der Amrumer Schule wurden mehrere 100.000 Setzlinge von Wald-, Berg-, Schwarz- und Sitkafichten gepflanzt. Ein angestrebter Bestand von 30 % Laubbäumen, insbes. Roteichen, Erlen und Birken, konnte lange Zeit nicht gehalten werden, da diese dem hohen Salzgehalt der Luft, dem Kaninchenfraß und der Trockenheit nicht widerstehen konnten. Lediglich im Bereich des Steenodder Wäldchens und im Nebeler Wald, wo es ja schon einen Schutzschirm aus alten Nadelbäumen gab, konnten sich Laubbäume etablieren. Rund 20 Jahre dauerte es bis sich der dichte Waldgürtel zwischen Leuchtturm und Norddorf mit einer Länge von gut 10 km gefestigt hat und heute etwa 10 % der Gesamtfläche der Insel Amrum einnimmt. Er bietet einen optimalen Windschutz und ohne ihn wären die Dünen sicherlich nicht mehr dort, wo sie heute sind.
Anfang der 1980er Jahre führte ein starker Pilzbefall zu einem massiven Absterben v. a. von Schwarzkiefern, und obwohl der Amrumer Wald recht sturmfest ist, haben insbesondere die Orkane „Anatol“ (Dezember 1999) und „Christian“ (Oktober 2013) und „Xaver“ (Dezember 2013) fast 20 % der Bäume gefällt. Jedes Mal wurde zügig mit Wiederaufforstungen begonnen. Seit vielen Jahren findet auf Amrum das „Bergwaldprojekt“ statt, zu dem, oftmals auch mehrfach im Jahr, dutzende Freiwilliger des gemeinnützigen Vereins Bergwald e. V. auf die Insel kommen um bei der Waldpflege und Aufforstung zu helfen. Auch wenn noch immer ein Großteil der Bäume des Amrumer Waldes Nadelhölzer sind, die gegenüber den Laubbäumen geringere Lebenszeiten haben, ist es durch die vielen Neuanpflanzungen der letzten zwanzig Jahren gelungen über 50 % Mischwald entstehen zu lassen. Ein massiver Borkenkäferbefall wie am Festland war übrigens bislang auf Amrum nicht zu verzeichnen, da das Klima hier für den Käfer zu kühl und zu feucht ist. Es bleibt zu hoffen, dass dies trotz des Klimawandels auch so bleiben wird.
Gut 90 % des Waldes sind im Forstbetriebsverband zusammengeschlossen. 130 ha gehören den drei Gemeinden, wobei Nebel mit 95 ha den größten Besitz hat. Die übrigen 50 ha teilen sich über 30 Privatpersonen, die W.D.R. und die Kirchengemeinde St. Clemens.
Dem Besucher dieses Mystischen Ortes kann man nur anraten, den Zauberwald mehrmals zu besuchen. Je nach Jahreszeit oder Witterung bieten sich dem Betrachter völlig verschiedene Eindrücke und jeder kann für sich sein eigenes Mysterium herausfinden.