Amrumer Gemeinden treffen Entscheidung für MVZ …


Alle drei Amrumer Gemeindevertretungen tagten gleichzeitig

Vor zwei Wochen wurde der Amrumer Bevölkerung das Projekt eines kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) im Detail erläutert, damals war der Veranstaltungssaal bis auf den letzten Platz gefüllt.  In einer gemeinsamen Gemeinderatssitzung aller Amrumer Gemeinden im auch diesmal gut gefüllten Saal des Gemeindehauses in Norddorf, ging es nun darum, über die Gründung einer “MVZ Amrum gGmbH“ zur Sicherstellung der zukünftigen hausärztlichen Versorgung und über den Abschluss einer Vereinbarung für ein Bauvorhaben für das MVZ (Ärztehaus mit 6 Wohneinheiten) zu entscheiden.

In einer ganzen Reihe von Sitzungen der Arbeitsgruppe MVZ (6 Sitzungen), der AG Bau (3 Sitzungen), gemeinsamen Sitzungen der 3 Gemeindevertretungen und Erörterungsrunden mit den Bürgermeistern wurden alle wichtigen Grundlagen für die Gründung des kommunalen MVZ diskutiert und erörtert. Unterstützt wurden die Amrumer Kommunalpolitiker vom Projektkoordinator Harald Stender, dem Amt Föhr- Amrum, der Ärztegenossenschaft Nord, einem Rechtsanwalt, einem Architekturbüro und auch der Kommunalaufsicht.

Neben einem von der Ärztegemeinschaft Nord erstellten Businessplan über die zu erwartenden finanziellen zukünftigen Belastungen wurde ein sehr ausführlicher Abwägungsbericht erstellt, der alle Aspekte zur Entscheidungsfindung detailliert beschreibt. Der Bericht erläutert die Besonderheiten der medizinischen Versorgung auf Amrum. Neben der grundsätzlich schwierigen Lage Hausärzte zu finden, spielt die besondere Situation auf Amrum mit der hohen Dienstbereitschaft (Praxis, KV-Notdienst und Notarzttätigkeit), der unter dem Landesschnitt liegenden Ertragslage sowie die Wohnungssituation eine ausschlaggebende Rolle. Der Bericht erläutert die möglichen Trägerschaften (Eigenbetrieb, Zweckverband, Kommune), verschiedene Rechtsformen (gGmbH) und auch die Verantwortung der Kommunen im Rahmen der Daseinsvorsorge. Ausführlich werden die finanziellen Aspekte und Risiken unter Einbeziehung der Finanzkraft der drei Amrumer Gemeinden beschrieben.

Neben der Gründung eines  MVZ wurde auch über den Bau eines neuen Gebäudes als zukünftiges Ärztehaus mit Wohnraum beraten. Im Vorfeld wurden verschiedene vorhandene Gebäude hinsichtlich der Unterbringung eines neuen „Ärztehauses“ untersucht, keines konnte jedoch die Anforderungen an eine moderne, neue Praxis erfüllen und es bleibt nur die Lösung eines Neubaus.

In separaten Abstimmungsrunden stimmten die drei Gemeindevertretungen einzeln über die beiden Punkte ab.

Als erstes wurde über die Gründung eines MVZ abgestimmt. Die Gemeinde Norddorf votierte mit 5 Stimmen dafür und mit 2 Stimmen dagegen (2 GV-Mitglieder fehlten), die Gemeindevertreter von Nebel stimmten mit 8 Ja-Stimmen und 2 Nein-Stimmen für das neue MVZ (1 GV-Mitglied fehlte), die Gemeindevertreter von Wittdün stimmten einstimmig dafür (2 GV-Mitglieder fehlten).

So könnte das neue Gebäude für das MVZ aussehen ( Quelle: Evers & Partner )

Die Abstimmung über den Neubau wurde aufgrund eines kurzfristigen Änderungswunsches mit dem Zusatz versehen, dass nochmals über eine mögliche Verkleinerung des geplanten Entwurfs beraten werden soll. Nebel und Wittdün waren einstimmig für den Neubau, die Norddorfer GV stimmte mit 5 Ja-Stimmen und 2 Nein-Stimmen ab.

Die Kommunalaufsicht, die schon teilweise in der Projektentstehungsphase involviert war, hat nun 6 Wochen Zeit, alle Unterlagen abschließend zu prüfen.

Mit diesen Beschlüssen sind die Weichen für ein zukünftiges kommunales Medizinisches Versorgungszentrum und den Neubau eines Ärztehauses gestellt. Die anwesenden Einwohner begleiteten das Abstimmungsergebnis mit anhaltendem Applaus. Die Zuversicht ist groß, dass mit diesen neuen Strukturen ideale Voraussetzungen geschaffen werden, um junge Ärzte nach Amrum zu „locken“.

Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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4 comments

  1. Ich freue mich als Urlauber über diese Entscheidung. Auch bei uns in Franken gibt es immer mehr MVZs. Das erleichtert den Ärzten und Ärztinnen das Arbeiten, z.B. auch in Teilzeit. Vielleicht könnten die Urlauber sich finanziell beteiligen? Denke es ist jedem Gast bestimmt 5,- € wert einen Arzt vor Ort zu haben.

  2. alea iacta est(*).

    Ich frage mich ob bei dem geplanten Bauort daran gedacht wurde das seinerzeit beim Bau des Kurmittelhauses (jetzt Amrum Spa) wochenlange Bodenentwässerung statt fand um den Keller bauen zu können. Oder bekommt der Neubau keinen Keller? Gibt es Details zum Neubau die das angeben?

    Ich war seinerzeit beruflich dort und habe den Ring der Saugleitungen und die Spülleitung in die Marsch noch gut in Erinnerung. K.M.

    (*) “Die Würfel sind gefallen” (Zitat das Cäsar zugesprochen wird) :-/

  3. In dem Bericht fehlt ein kleines Detail. Als ein Mitglied des Gemeinderates Wittdün darauf hinwies, dass gemeinsame Projekte der drei Gemeinden doch immer gut funktionieren und ein Zusammenschluß der drei Gemeinden zu einer Gemeinde sinnvoll wäre, gab es deutliche, wenn nicht sogar fast frenetische Zustimmung aus dem Publikum.

    Das sollten sich die drei Gemeinden vielleicht einmal zur Gemüte führen. Alle Amrumer, die eine Einheitsgemeinde Amrum möchten, sollten bei der nächsten Wahl die Kandidat/innen befragen und dann genau diese wählen, die dann gemeinsam den Weg zu einer Einheitsgemeinde gehen könnten.

    Es würde so viel auf der Insel vereinfachen. Und ja, man kann dann als Ort nicht mehr über die Baufragen alleine bestimmen, aber können jetzt die Steenodder und Süddorfer alleine ohne Nebel über die Baufragen bestimmen? Geht aber trotzdem gut.

    Jost Jahn

  4. > gemeinsame Projekte der drei Gemeinden doch immer gut funktionieren und ein Zusammenschluß der drei Gemeinden zu einer Gemeinde sinnvoll wäre

    Ich weiß nicht ob das uneingeschränkt Positiv wäre und welche Gemeinsamen Projekte gut funktioniert haben. Oder welche doch nicht! Allerdings fallen mir zwei Punkte auf die ich kritisch anmerken möchte.
    1. Der teure Bau von ZWEI Schwimmbädern (wo eines gereicht hätte) in den 70’ern (soweit ich erinnere) hätte in einer Einheitsgemeinde wohl nicht stattfinden können. Vielleicht wären auch NULL Gebaut worden.
    2. In einer Einheitsgemeinde könnten (und müßten/dürften) die Bewohner der anderen Gemeinden sich mit einbringen wenn es um kontroverse Entscheidungen ginge. Wie z.B. zuletzt Pro/Kontra Erhalt/Abriß der Nebeler Amrum Touristik. Hätte das die Stimmverhältnisse geändert und wer will das?
    Und Grundlegend würde ich annehmen das sich niemand gern selbst obsolet machte. Denn das hieße doch wohl auch das es dann nur noch einen Bürgermeister gäbe, eine Amrum Touristik die dann auch nur noch einen Bauhof betriebe. U.s.w. Politisch wären mehrere Bürgerblocks dann ebenfalls obsolet – wenn es wirklich EINE Einheitsgemeinde würde. Welche konkreten Vorteile wiegen das auf – für wen? Diese Antworten dürfen gern andere geben, ich hab keine. Das der Vorschlag aus Wittdün kommt wo lt. Derzeitiger Planung das MVZ (ent-)stehen soll könnte man ebenfalls hinterfragen. K.M.

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