Lysistrata – der Krieg muss weg!


Lysitrata und ihre Follower

Das war eine tolle Aktion, die da eine Gruppe motivierter und engagierter Amrumerinnen und Amrumer kurz nach Biike „auf die Bühne“ gebracht hat.

Was macht der Amrumer im Winter? – Er sitzt Am Rum. Um diesem Spruch entgegen zu wirken haben sich rund 25 Begeisterte zusammengefunden um gemeinsam mit Spaß und Freude ein Theaterstück einzuüben. Die Idee hierzu kam den Teilnehmern in Erinnerung an ein Improvisationstheater, das in den Jahren vor Corona aktiv war und auf Grund der Pandemie nicht weiter existieren konnte. Die aus unterschiedlichen Bereichen der Insel Amrum kommenden Akteure wollten dies in erster Linie für sich selbst tun um in der dunklen und stillen Jahreszeit kommunikativ sein zu können. Bewusst hat die Theatergruppe dies nicht öffentlich bekannt gemacht um das ursprüngliche Ziel „gemeinsam erlebte Freude“ nicht aus den Augen zu verlieren.

Die Krieger sind verzweifelt

Aber natürlich braucht ein Theater auch Publikum und so wurden Familienangehörige und Freunde der Mimen Ende Februar in die Aula der Schule gebeten um die Komödie „Lysistrata – der Krieg muss weg“ genießen zu können. Rund 100  Gäste waren von der Aufführung restlos begeistert und beglückwünschten die Truppe, der man anmerken konnte wieviel Spaß sie selbst hatte, für ihre schauspielerischen Fähigkeiten. Zum Dank an die Öömrang Skuul für das Ermöglichen der Aufführung und Nutzung der Bühne in der Aula waren die Gäste am Ende auch gerne bereit eine Spende für die Theater-AG der Schule zu entrichten.

Die Vorlage für das Theaterstück „Lysitrata – der Krieg muss weg!“ gab die Autorin Michaela Gösken, die eine (sehr) freie Interpretation der vom griechischen Dichter Aristophanes im Jahr 411 vor Christus uraufgeführten Komödie „Lysistrata“ gestaltete. Übersetzt  man den altgriechischen Namen „Lysistrata“ ins Deutsche, so kann man das Geschehen in der Geschichte erahnen: Lysistrata bedeutet „Die Heeresauflöserin“.

Im Beisein von Lampito wird der Friedensvertrag unterzeichnet

Zum Zeitpunkt dieser pazifistischen Dichtung durch Aristophanes tobte der Krieg zwischen Athen und Sparta bereits 20 Jahre. Frauen machen die Männer für die Folgen und Leiden des Krieges verantwortlich. Athenerinnen und Spartanerinnen verbünden sich, in Athen besetzt die Heldin Lysistrata mit ihrem Gefolge (heute würde man sagen Follower) die Akropolis und vereinnahmt die dortige Kriegskasse. In Sparta geschieht Ähnliches durch die dortige Anführerin Lampito. Alle Frauen verweigern sich ihren auf Fronturlaub heimgekehrten Männern sexuell. Obwohl die erbosten Männer versuchen die Burg zu erstürmen und auch einige liebestolle Frauen am liebsten die Burg in Richtung Ihrer Männer verlassen wollen, führt der Liebesentzug letztendlich tatsächlich zum Erfolg. Der Krieg hat ein Ende.

Die Amrumer Schauspieltruppe hat sich mit ihrer an die heutige Zeit angepasste Interpretation von „Lysistrata“ ein brandaktuelles Thema ausgesucht. In Zeichen von Krieg in Europa, Unsicherheit des Weltfriedens und Unzufriedenheit weiter Teile der Bevölkerung mit politischen Entscheidungen, ist es gelungen auf humorvolle und mitunter provokanter Art und Weise auch abstrus erscheinende Möglichkeiten zur Beendigung kriegerischer Auseinandersetzungen darzulegen.

Übrigens sind die Amrumer bei der Deutung der Werke von Aristophanes in bester Gesellschaft. Beispielsweise inszenierte Max Reinhardt „Lysistrata“ nach dem 1. Weltkrieg für das Deutsche Theater, Hans Dieter Hüsch und Rolf Mors brachten das Musical „Der Weiberstreik“ in den 1950er Jahren zur Aufführung und Rolf Hochhuth verlegte das Geschehen in seiner „Inselkomödie“ in die 1970iger Jahre auf eine Insel in der Ägäis, auf der die USA einen Raketenstützpunkt errichten wollten. Auch mit dem Slogan „Make love, not war“ erhielt das Thema des Stücks 1967 durch die Hippie-Bewegung eine moderne Formulierung.

Ein großes Lob an die Amrumer Mimen, alle hatten einen Riesenspaß, sowohl bei den Proben als auch bei der Aufführung.

Abschließend sei noch angemerkt, dass sich die Darsteller, deren technische Crew, als auch das Publikum die Frage stellten, ob es in Zukunft nicht eine Wiederholung oder auch eine Neuauflage ähnlicher Aktionen geben sollte. Die Idee ist absolut begrüßenswert, und der Gedanke „wir tun etwas für uns, nicht für eine breite Öffentlichkeit“, braucht dabei ja nicht aus den Augen verloren werden. Und falls jemand Interesse hat bei weiter Theaterarbeit mitzuwirken, kann er oder sie sich an den Verfasser wenden, der kann gerne Kontaktmöglichkeiten vermitteln.

Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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