Das größte Amrumer Wahrzeichen und zugleich das am häufigsten fotografierte Motiv auf der Insel ist mit Sicherheit der Amrumer Leuchtturm. Jeder kennt ihn und er ist nicht zu übersehen. So erfüllt er seit seinem Erbau im Jahr 1875 seinen Zweck, den Schiffen ihren Weg nach Amrum, oder auch daran vorbei, zu zeigen.

Es gibt und gab auf der Insel Amrum jedoch noch so einige andere Signallicht ausstrahlende Einrichtungen, die der Sicherheit der Schifffahrt dienen. Das bekannteste hiervon ist das Quermarkenfeuer Norddorf, das oft auch als der „Kleine Leuchtturm“ (Letj Ialtürn) bezeichnet wird. Es ist ein Leit-, Quermarken- und Orientierungsfeuer, das im Jahr 1905 erbaut worden ist und zuerst mit Flüssiggas (dem vom deutschen Chemiker Hermann Blau 1903 entwickelten „Blaugas“) betrieben wurde.

Reste des Betonbunkers, in dem das Gas gelagert wurde, sind heute noch am Bohlenweg unterhalb des Turms erkennbar. Nachdem der „Große Amrumer Leuchtturm“ im Jahr 1936 elektrifiziert wurde, bekam auch das Quermarkenfeuer einen Stromanschluss. Es ist bis heute in Betrieb und markiert mit seiner 600 Watt Halogenglühlampe mit der Kennung weiß / rot / grün in der Taktung 6 Sekunden (1,5 Sek. dunkel, 4,5 Sek. hell) das Fahrwasser „Vortrapptief“ zwischen Amrum und Sylt. Es ist bis zu 16 Seemeilen (ca. 30 km) weit zu sehen.

Das Quermarkenfeuer ist ein beliebter Zielpunkt für Wanderer und Spaziergänger und am einfachsten von der Vogelkoje aus über den Bohlenweg zu erreichen. Von hier aus hat man einen beeindruckenden Rundumblick über den Kniepsand, die offene See, nach Sylt und über die Dünenlandschaft.

Das Leitfeuer Nebel befindet sich in Süddorf neben der Öömrang Skuul, der Amrumer Schule. Es ist seit 1981 in Betrieb und markiert das Fahrwasser „Norderaue“ aus Richtung Föhr und Hallig Hooge. Aus einer Turmhöhe von 8 Metern blinkt auch dieses Feuer mit der Kennung rot / weiß / grün in westliche Richtung. Die Taktung 5 Sekunden (1 Sek. dunkel, 4 Sek. hell) ist bis zu 20 Seemeilen (ca. 37 km) weit zu sehen. Dieses Feuer kommuniziert mit dem Leitfeuer Nieblum auf Föhr aus dessen weißen Sektor die Schiffe von See aus kommend Richtung Amrum fahren, bis sie bei einer grünen Leuchttonne („LT 23“) auf den weißen Sektor des Leitfeuers Nebel treffen. Hier muss der der Schiffsführer in einem nahezu rechten Winkel nach backbord (links) steuern um im sicheren Fahrwasser Richtung Wittdün auf Amrum zu bleiben.
Man kann das Lichterspektakel auf Amrum sehr gut beobachten, wenn man bei Dunkelheit und klarer Sicht von Steenodde den Wattweg am Ual Aanj entlang nach Nebel geht. Die Stellen des Farbwechsels (weiß zu grün, grün zu weiß und weiß zu rot) sind sehr markant und der Wechsel geschieht recht abrupt. Und wenn man dann, in etwa auf Höhe des Wurftauben-Schießstandes, in süd-westliche Richtung schaut, ist es durchaus beeindruckend das Zusammenspiel der kreisenden Strahlen des Leuchtturms und der blinkenden Lichter des Leitfeuers in einem Blickfeld zu haben. So ein abendlicher, oder besser nächtlicher, Spaziergang lohnt sich auf alle Fälle! Interessant ist es auch sich die Lichtstrahlen anzusehen wenn Nebel die Sicht beeinträchtigt.

Ein drittes heute noch auf der Insel erhaltenes Leitfeuergebäude steht auf der Oberen Wandelbahn in Wittdün. Es wurde 1977 errichtet um mit den Leitsektoren (rot /weiß / grün) die Einfahrt aus den Fahrwässern „Schmaltief“ und „Rütergat“ (von der offen See, z. B. aus Richtung Helgoland her kommend) zu markieren. Dieses Fahrwasser hat sich auf Grund der Strömungsverhältnisse im Laufe der Jahre jedoch derart verlagert, dass es seinen Zweck nicht mehr erfüllen konnte und 1988 abgeschaltet werden musste. Ein Abriss des 8 Meter hohen Turms erschien jedoch zu kostspielig, und da man sich nicht sicher war, ob sich das Schmaltief wieder „zurück“ verändern würde (was jedoch nie geschehen ist), blieb der Turm einfach stehen. Er wird im Volksmund auch „Nur-so-da-Feuer“ genannt, das es eben nur so da steht, ohne eigentliche Funktion.
Es gab auf Amrum im Verlaufe der Jahrzehnte noch etliche weitere Leuchtfeuer, die jedoch allesamt abgebaut wurden, sei es, dass sie baufällig wurden, oder aber ihren Zweck verloren hatten. Einige hiervon sollen hier erwähnt werden:

(Foto: Andreas Buzalla)
Bereits 1876 wurde zur Markierung der Einfahrt in die Wittdüner Bucht bei Steenodde das Unterfeuer „Amrumer Hafen“errichtet. Es wurde 1982 durch das „Unterfeuer Seezeichenhafen Amrum“ auf dem Dach des heutigen Lokals „Seefohrerhus“ ersetzt, das zusammen mit dem 1984 am Plateau des Amrumer Leuchtturms errichteten „Oberfeuer“ die Einfahrt zum Fährhafen in Wittdün markierte. Oberfeuer und Unterfeuer waren bis 2009 in Betrieb.

Ein weiteres „Unterfeuer Steenodde“ wurde südwestlich des Ortes im Jahr 1907 als Gittermast auf einem Fundament errichtet. Es diente speziell dem Schiffsverkehr über die Norderaue und wurde 1983 abgeschaltet. Lange war es nach der Außerbetriebnahme noch zwischen großen Bäumen versteckt, bis es 2013 durch die beiden Herbststürme „Xaver“ und „Christian“ mehr oder weniger freigelegt wurde, in den Jahren danach aber rasch wieder zugewachsen war. Erst 2024 Jahre wurde es endgültig entfernt.

1926 wurde auf dem „Kurhaus Wittdün“ im Dachgeschoss des Hauses das „Leuchtfeuer Land-Tief“ mit den Sektoren rot / weiß / grün zur Markierung des Schmaltiefs installiert, das zusammen mit dem Kurhaus, das auf der Südspitze stand, im Jahr 1974 abgerissen wurde.
Das „Leuchtfeuer Wriakhörn“, ein 17 Meter hoher Gittermast, diente von 1955 bis 2016 als Orientierungsfeuer zum Fahrwasser „Rütergat“ und rund um den Kniepsand von Wittdün bis in Höhe des Leuchtturms.

Das Unterfeuer „Wittdün Strand“, führte von 1939 bis 1959, zusammen mit dem Leuchtturm durch die Fahrwässer Süderaue und Norderaue südwestlich des „Schweinsrücken“, einer großen Untiefe und Wattfläche zwischen Hallig Langeneß und der Insel Amrum.
Es sind heute also nur noch drei Leuchtfeuer auf der Insel Amrum, die hier ihren Dienst versehen: Der Leuchtturm, das Quermarkenfeuer in den Dünen bei Norddorf und das Leitfeuer in Nebel an der Schule. Auch wenn in Zeiten von elektronischen und satellitengesteuerten Navigationshilfen diese ortsfesten Lichtsignale an Bedeutung verloren haben, sind diese drei Feuer als verlässliches System für die Sicherheit der Seefahrt äußerst wichtig. Man möge bedenken, dass längst nicht alle Wasserfahrzeuge elektronische Navigationsgeräte besitzen, auch ist es nicht auszuschließen, dass diese Systeme ausfallen oder sogar bewusst abgeschaltet werden können. So haben die noch verbliebenen Lichtsignale durchaus noch ihre Daseinsberechtigung.
Anhang: Kleine Übersicht und Begriffsbestimmung der Leuchtfeuer:
Ein Leuchtfeuer ist ein ortsfestes Lichtsignal, das der Navigation in der Seefahrt dient.
Richtfeuer sind Untertypen der Leuchtfeuer, die dazu verwendet werden, einem Wasserfahrzeig ein Fahrwasser anzuzeigen. Sie bestehen zumeist aus zwei Leuchtfeuern, dem Ober- und dem Unterfeuer, die so gestaltet sind, dass eine Zugehörigkeit zueinander auch aus größerer Entfernung erkennbar ist.
Unterfeuer: Das Unterfeuer ist das bei einem Richtfeuer vordere und tiefer gelegene der beiden Leuchtfeuer, deren Verbindungslinie die Mitte des Fahrwassers anzeigt.
Oberfeuer: Das Oberfeuer liegt bei einem aus zwei Teilen bestehendem Leuchtfeuer höher und hinter dem Unterfeuer. Wenn Ober- und Unterfeuer in Deckung liegen ist die Leitlinie (die Fahrtrichtung) richtig.
Leitfeuer: Ein Leitfeuer ist ein Einzelfeuer, das durch, zumeist farbige Sektoren (grün, weiß, rot) ein Fahrwasser, eine Hafeneinfahrt oder einen freien Seeraum zwischen Untiefen kennzeichnet. Einfach zur Funktion erklärt bedeutet es, dass bei grünem Warnfeuer eine Kursänderung nach Backbord (links) erfolgen muss, bei rotem Warnfeuer eine Kursänderung nach Steuerbord (rechts).
Quermarkenfeuer: Ein Quermarkenfeuer leuchtet quer zum Kurs und markiert mit dem mittleren Sektor (weiß), die Stelle, an der eine Kursänderung vorzunehmen ist.
Seefeuer: Ein Seefeuer ist eine ortsfeste Anlage mit einem 360°-Licht und somit von allen Himmelsrichtungen aus sichtbar, wie z. B. der Amrumer Leuchtturm, der am 19. Juni 2025 im Rahmen eines „Tag der offenen Tür“ seinen 150. Geburtstag feiert!