Ereignisreicher Tag für die DGzRS auf Amrum …

Wattwanderung zwischen Amrum und Föhr

Das hatten sich so einige Freizeitsportler zwischen Föhr und Amrum am Ostermontag ganz anders vorgestellt: In etwa zur gleichen Zeit gerieten eine geführte Wattwandergruppe als auch ein Freizeitsegler in „Seenot“ und mussten die Hilfe der Seenotretter in Anspruch nehmen.

Es war kurz nach der Mittagszeit, als 32 Wattwanderer, geführt vom staatlich geprüften Amrumer Wattführer Dark Blome, kurz vor Erreichen ihres Ziels in eine bedrohliche Lage kamen. Wie schon hunderte Male zuvor war der erfahrene Wattführer mit seiner Gruppe von Föhr aus kommend zum Zeitpunkt des tiefsten Wasserstandes am “Großen Priel“ kurz vor Amrum angekommen. Die Vorhersage des Pegelstandes hatte + 0,3 m über Mittlerem Hochwasser angegeben, ein passieren des Priels an der seichtesten Stelle im sog. Mittelloch (der Priel zwischen Föhr und Amrum, der auch bei Ebbe nie trocken fällt) sollte eigentlich problemlos sein. „Selbst bei + 0,4 m über MHW kann man da noch durch, da geht mir das Wasser bis zum Ansatz der Unterhose“, so Dark Blome.

Wattführer Dark Blome

Der Wattführer begab sich mit den ersten 8 Erwachsenen seiner Gruppe in den Priel, als plötzlich eine neben ihm gehende Frau „wie in ein Loch“ fiel, nur der Kopf schaute noch heraus. Dark griff nach ihr und rutschte dabei selbst hinein, konnte sich und seine Begleiterin aber wieder in seichteres Wasser führen. Er begleitete die 8 sich im Priel befindlichen Personen auf die trockene „Amrumer“ Seite des Priels und forderte die sich auf der „Föhrer“ Seite befindlichen Wattwanderer auf dort zu warten, um sich dann selbst dorthin zurück zu begeben. Dabei musste er feststellen, dass diese ansonsten flache und mit  festem Untergrund versehene Furt heute treibsandartige „Löcher“ aufwies. Zudem stieg der Wasserspiegel mittlerweile durch das auflaufende Wasser zusehends an. Da sich auch 4 Kinder in der Wandergruppe befanden, entschloss sich der stets auf Sicherheit ausgerichtete Wattführer mit dem größeren Teil der Gruppe auf der noch sicheren Sandbank zu verweilen und die Seenotretter um Hilfe zu bitten, zudem eine Rückkehr nach Föhr bei zunehmenden Wasserständen auch nicht möglich war.

Rettungsaktion durch die DGzRS (Foto: Thomas Berndt)

Binnen 30 Min nach erfolgtem Anruf auf der Station Amrum der DGzRS waren zwei Besatzungsmitglieder der Seenotrettungskreuzers „Ernst Meier-Hedde“ mit dem Tochterboot „Lotte“ vor Ort bei den Hilfesuchenden angelangt. Ein Seil wurde zu den auf der gerade noch trockenen Sandbank Wartenden verbracht und die Gestrandeten wurden in zwei Gruppen von der „Lotte“ über den mittlerweile doch recht tiefen und breiten Priel gefahren, wobei jede Fahrt nur knapp 2 Minuten dauerte. „Es war  aber jedes Mal ganz schön eng auf den Tochterboot“ so der Seenotretter Thomas Berndt.

Dank der Umsicht des Wattführers und der Einsatzbereitschaft der Seenotretter ist keiner der Teilnehmer der Wattwanderung zu ernsthaftem Schaden gekommen. Mit ein wenig nass werden hatten ja viele gerechnet und manchem war etwas kalt geworden. Dark Blome organisierte während der Rettungsaktion den Amrumer Mietwagenservice, der die Wattwanderer ab dem „Fahrradständer“ ohne weitere Wassereinwirkung zu ihren Unterkünften brachte.

Tochterboot Lotte

Die Seenotretter begaben sich nach ihren Fährfahrten dann gleich zum nächsten Notfall: In Höhe der Amrumer Odde hatte sich ein Segler auf einer Untiefe festgefahren. Die Lotte begab sich also von der ersten Einsatzstelle noch etwas nordwärts, wartete in sicherer Entfernung zu dem Segler bis dieser wieder etwas  Wasser unter dem Kiel hatte und zog ihn von der Sandbank. Ohne Schaden an seinem Boot konnte dann der Skipper seinen Törn fortsetzen.

Ende gut alles gut. So kann man die Ereignisse rund um Amrum an diesem Ostermontag zusammenfassen. Den einen ist es zu viel Wasser, dem anderen zu wenig. Das alles zeigt aber auch wieder einmal, dass das Laufen im Watt oder das Bootfahren in den schwierigen Fahrwassern rund um Amrum nicht ganz ungefährlich ist. Durch den ständigen Wechsel von Ebbe und Flut und den Wetterbedingungen können sich eben Priele und Sandbänke verändern. Da ist es ganz wichtig, dass sich Ortsunkundige hier immer nur unter sachgerechter Begleitung ins Watt begeben. Und dass selbst auch wirklich sich gut auskennende Wattführer nicht vor Überraschungen gefeit sind zeigt dieser Bericht klar und deutlich. „Zwei Tage zuvor bin ich mit einer anderen Gruppe genau an dieser Stelle, wie sonst immer, problemlos durch den Priel gekommen.“ So Dark Blome. „Und bevor ich das nächste Mal eine Wattwanderung anbiete, gehe ich alleine an die Stelle um nachzuschauen um mich davon zu überzeugen dass die Gefahrenstelle nicht mehr besteht.“

Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay., hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. War seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin und mittlerweile Ehefrau Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ gearbeitet hat. In 2024 ist er endgültig in den ärztlichen Ruhestand getreten. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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