Altes Schiff, neuer Einsatz: Die „Pidder Lyng“ als Hilfsflottille für Gaza …

Die ehemalige „Pidder Lyng“ kämpft sich zurück ins Mittelmeer – mit einer riskanten Mission.
Das Schiff bringt medizinische Hilfe in den Gazastreifen – trotz drohender Konfrontation mit Israel.
Wie lange hält die Besatzung der israelischen Blockade stand?


Kein schöner Anblick …

Angriff und Reparatur: Die Geschichte der „Conscience“

In der Nacht vom 1. auf den 2. Mai 2025 wurde das Schiff, das damals auf Reede lag, von Drohnen attackiert und in Brand geschossen. Dabei entstand ein Riss in der Außenhaut, und es bestand die Gefahr des Sinkens. Ein italienischer Bergungsschlepper schleppte die „Conscience“ zunächst zur Reede von Misrata und anschließend zur Reede vor Aliağa. Nach umfangreichen Reparaturen startete das Schiff am 30. September 2025 erneut vom süditalienischen Otranto aus Richtung Gazastreifen.


Die Mission: Hilfsgüter für Gaza

Die „Conscience“ ist das jüngste Schiff der Freedom Flotilla-Koalition. An Bord sind fast 100 Mediziner, Journalisten und Aktivisten, die lebenswichtige Hilfsgüter für den Gazastreifen transportieren. Dazu gehören Medikamente, Beatmungsgeräte und Nahrungsmittel für Krankenhäuser in der Region. Die Mission folgt auf eine jüngste israelische Abfangaktion gegen eine andere Flottille, die ebenfalls versuchte, Gaza zu erreichen.


Nächtliches Einlaufen im Hafen Ashdod

Israelisches Vorgehen: Abfangen und Festsetzen

Das israelische Militär hat mehrere Boote abgefangen und geentert, darunter auch die „Conscience“. Die Freedom Flotilla Coalition berichtet, dass 93 Journalisten, Ärzte und Aktivisten an Bord unter „unbekannten Bedingungen“ festgehalten werden. Das israelische Außenministerium bestätigte den Angriff und bezeichnete die Aktion als rechtmäßige Durchsetzung der Seeblockade. Schiff und Passagiere wurden in der Dunkelheit in den Hafen von Ashdod gebracht, etwa 50 Kilometer nördlich des Gazastreifens, und sollen bald abgeschoben werden.


…im Mittelmeer

Gefangenschaft unter harten Bedingungen

Nach der Zwangsankunft wurden die Passagiere in das Hochsicherheitsgefängnis Ktzi’ot in der Negev-Wüste gebracht, 150 Kilometer von der Küste entfernt. Dort wurden sie bei großer Hitze auf engem Raum unter schlechten Bedingungen festgehalten. Berichte von Gefangenen sprechen von mangelnder Versorgung, fehlenden Telefonaten und nächtlicher Schlafentzug durch eingeschaltetes Licht. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Behandlung scharf. Auch Politiker aus Malaysia und der Türkei verurteilen das Vorgehen Israels als Bruch des Völkerrechts.


Ein Bild aus besseren Zeiten … MS “Pidder Lyng” im Juni 1997 vor Wittdün. ©Gerd Arnold

Ein Schiff mit bewegter Vergangenheit

Die „Conscience“ hat eine lange Geschichte. Ursprünglich wurde das Schiff 1971 als „Westerland“ gebaut und fuhr viele Jahre als „Pidder Lyng“ zwischen nordfriesischen Häfen und Helgoland. Über die Jahrzehnte wechselte es mehrfach den Namen und den Einsatzbereich – vom Ausflugsschiff bis zur Protestplattform. Seit 2024 heißt es „Conscience“ und setzt nun ein neues Kapitel in einem globalen Konflikt.

Wie es mit der „Conscience“ und ihren Passagieren weitergeht, bleibt ungewiss.

  • 1972 – 1977: Westerland
  • 1977 – 1979: Stadt Kiel II
  • 1979 – 1981: Heimatland I
  • 1981 – 2002: Pidder Lyng
  • 2000: Mare Gaundum
  • 2002 – 2004: Adler Nordica
  • 2004 – 2006: Turasund
  • 2006 – 2007: Adler Nordica
  • 2007 – 2023: Kloar Kimming
  • 2023 – 2024: The Majestic
  • seit 2024: Conscience

Über Gerd Arnold

Gerd Arnold, 1957 in Nebel auf Amrum geboren. Ein „echter“ Amrumer mit der friesischen Sprache (öömrang) aufgewachsen. Bis 1972 die Schule in Nebel besucht, danach Elektroinstallateur in Wittdün gelernt. 1976/77 in Wuppertal den Realschulabschluss nachgeholt. Ab Oktober 1977 als Berufssoldat bei der Bundesluftwaffe und seit November 2010 Pensionär. Nach vielen Jahren der verzweifelten Suche nach passenden „bezahlbaren“ Wohnraum auf Amrum endlich fündig geworden, seit Februar 2022 wieder ständig auf Amrum. 2019 ins Team der Amrum News integriert, aber das soll neben dem Angeln nicht die einzige Aktivität auf der Insel bleiben.

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