Zum Glück „nur“ Paraffin …(to)


Die Sauerei vor der eigenen Haustür scheint mal wieder den nordfriesischen Inseln ins Haus zu stehen. paraffinSeit Montag wurden, vermehrt Paraffinklumpen und Klümpchen im Seegebiet Schmaltief, Amrumbank und Rütergat gesichtet. 

Das bestätigt das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Kiel in einer Pressemitteilung. Die zuständigen Behörden, darunter der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN), und die Gemeindeverwaltungen haben sofort alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um auf diese Verschmutzung zu reagieren.
Am Dienstag entdeckte ein Segler im Bereich Rütergat einen Teppich aus den weißlichen bis leicht gelblichen Klumpen und meldete den Vorfall den Behörden. Die Wasserschutzpolizei entsandte ihre Schiffseinheit „Sylt“ ins Rütergat vor Amrum, um der Sache nachzugehen. Vorgefunden wurde ein bedeutender Paraffinteppich, der dann noch mit dem Gezeitenstrom im Bereich des Fahrwassers trieb. Per Überflug eines Überwachungsflugzeuges wurde das Ausmaß des Fundes bestätigt.paraffin3

Paraffin ist ungiftig, wachsartig, geruchs- und geschmacklos und Wasser abstoßend. Es wird zur Herstellung zum Beispiel von Kerzen, Medikamenten oder Kosmetika verwendet. Bei der jetzt festgestellten Verschmutzung handelt sich um Klumpen bis zu Fußballgröße mit gelblicher Färbung. Der Verursacher ist bisher unbekannt. Für die Umwelt ist Paraffin gewöhnlich unbedenklich. Eine vom LKN veranlasste Untersuchung durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hat ergeben, dass es sich auch jetzt um Paraffin ohne gefährliche Beimengungen handelt. Eine Gefahr für das Ökosystem oder eine Gesundheitsgefahr besteht also grundsätzlich nicht, so das Ministerium.
Es wird erwartet, dass mit den nächsten Tiden weiteres Paraffin an den Stränden der nordfriesischen Inseln angespült wird.

Bei Paraffin handelt es sich um einen Stoff, der ähnlich wie Palm- und Kokosnussöl ebenfalls als flüssiges Massengut transportiert wird. Laut einem internationalen Abkommen, dem MARPOL-Abkommen, dürfen die Chemietanker, die zum Beispiel ihre Fracht in Hamburg, einem großen Umschlagshafen für Paraffin, gelöscht haben, ihr Tankreinigungsgemisch in die Nordsee lenzen. Das Lenzen ist zwar mit bestimmten Auflagen verbunden, die können allerdings leicht eingehalten werden. So reicht es aus, dass das Schiff hat, einen Mindestabstand von 50 Seemeilen zum Land hat und ein vorgeschriebener maximaler Anteil an Paraffin im Waschwasser vorhanden ist. Was aber kaum nachgeprüft werden kann. Wie nun ein geschlossener Paraffinteppich diese Distanz bis zu den Inseln erreichen konnte, lässt nur den Schluss zu, dass die Lenzung deutlich näher zum Land stattgefunden haben muss.

Die Bürgermeister der Inseln Föhr und Amrum wurden über das Vorkommen informiert, um so entsprechende Anfragen an die verschiedenen Institutionen auf den Inseln, von Gästen und Einheimischen, beim Auffinden am Strand entsprechend beantworten zu können. Ferner sind die Außendienste der Touristiken bereits damit beschäftigt die Funde abzusammeln.

„Es handelt sich hierbei um ein ästhetisches Problem, über das wir unsere Gäste in Kenntnis setzen müssen“, erklärt Wittdüns Bürgermeister Jürgen Jungclaus stellvertretend für die Inseln Föhr und Amrum. Der zunehmende Wind aus westlichen Richtungen wird sicherlich in den kommenden Tagen dazu führen, dass sich die bisher eher vereinzelten Funde auf Föhr und Amrum verstärken werden. Mit dem heutigen Frühhochwasser wurden zwar auf einer Kontrollfahrt Funde entlang der gesamten Westküste verzeichnet, diese seien aber in ihrem Ausmaß noch nicht so umfangreich.

Der Leiter des „Carl Zeiss Naturzentrum“ Armin Jeß berichtete, dass Paraffinfunde nicht ungewöhnlich sind. „Wir verzeichnen zum Beispiel Paraffin wie angetriebenen Plastikmüll als eine latente Belastung im Flutsaum. Die heute gefundenen Paraffinstückchen weisen eine Größe eines 5-Mark-Stückes bis hin zur Größe eines Handtellers auf. In größeren Abständen liegen Saftkisten große Brocken“, so Jeß.

Da keine Gefahr für das Ökosystem oder eine Gesundheitsgefährdung besteht, wurde auf eine Bekämpfung auf See verzichtet.

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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