Normalerweise ist Amrum im Winter ein beliebtes Ziel unzähliger Vögel.
Viele der hier überwinternden Vogelarten brüten in Gebieten wie Skandinavien, Island, Grönland und Sibirien. Da ein Ausharren im Brutgebiet wegen der eisigen Temperaturen und des dann mangelnden Nahrungsangebotes nicht möglich ist, wird gern im milden Wattenmeer mit seinen für Vögel üppig gedeckten Tisch „komfortabel“ die kalte Jahreszeit überstanden.
Dieser Winter ist anders. Über Wochen anhaltender Frost verschließt das Watt unter dicken Eisschollen. Muscheln und Krebse sind so unerreichbar. Die Vögel suchen an den wenigen freien Stellen emsig und manchmal verzweifelt nach Nahrung. Haben sich die Vögel einmal an einem solchen Platz niedergelassen, sind sie so schnell nicht zu vertreiben. Sie verteidigen solche „Eislöcher“ gegen andere Vögel und tolerieren ruhige Beobachter in der Nähe. Um die Störung gering zu halten, sollte man sich nicht zu lange an einer solchen Stelle aufhalten.
Eine andere wichtige Speisestätte ist neben dem Watt der Spülsaum. Hier werden üblicherweise viele Leckerbissen vom Meer angespült und brauchen nur noch aufgepickt werden. Jetzt werden dort aber stattdessen dicke Eisschollen angetrieben, die den Spülsaum unter sich begraben.
Wer kann, zieht weiter in den Süden. Diesen Weg haben vermutlich auch die Singschwäne gewählt, die noch vor ein paar Wochen auf der Insel waren (Kinka Tadsen berichtete). Für diesen Weg muss man fit und satt sein, sonst sind die großen Distanzen nicht zu bewältigen. Dazu viel Glück!
Wer zu schwach ist oder zu lange wartet, schafft die Reise nicht. Dann hilft nur die Hoffnung auf schmelzendes Eis und viel Geduld. Diesen Winter werden vermutlich mehr Vögel als sonst dem Hunger und der Kälte erliegen.
Sven Sturm für Amrum-News
Ein sehr interessanter Artikel, wundervolle Fotos, der bei mir aber die Frage aufwirft: Was kann man tun, wie kann man helfen oder muss man “der Natur ihren Lauf lassen ” ?
Ich finde es sehr traurig, wenn angesichts der Wetterverhältnisse viele Vögel tatsächlich verhungern müssten. Natürlich habe ich auf dem Balkon ein paar Meisenknödel angebracht und wundere mich drüber, dass sich sogar mal Amseln oder Elstern dran zu schaffen machen, aber den vielen Wattvögeln nützt das ja wenig.
Was also wäre zu tun ?
Viele Grüße auf meine Heimatinsel
Petra Berkemeier
Hallo Frau Berkemeier,
von anderen Naturfotografen weiß ich, dass Watvögel in erster Linie nur lebende Nahrung zu sich nehmen. Jedenfalls sind Fütterungsversuche mit beispielsweise frischen Krabben bzw. Muscheln gescheitert. Die einzigen, die sich gefreut haben, waren Möwen und Raben.
Inzwischen ist das Watt wieder weitgehend eisfrei. Vielleicht interpretiere ich sehr viel in die Lautäußerungen der Vögel hinein, aber sie erscheinen mir wieder fröhlicher und ruffreudiger 🙂
Moin lieber Herr Sturm,
wie schön, das freut mich ja sehr. Wollen wir hoffen das Ihre Interpretation so richtig ist 🙂 und die Vogelwelt auf Amrum nicht allzuviel Schaden nimmt.
Grüße aus dem fernen Hannover
Petra Berkemeier