Die Schülerinnen und Schüler des dreiwöchigen Projektes „Herausforderung“ der Gesamtschule Winterhude aus Hamburg hatten sich mit ihren Lehrerinnen und einem Praktikanten auf den Weg nach Amrum gemacht, um neue „Erfahrungen“ zu sammeln.
„Diese Reise, die an der Schule erstmals im Schuljahr 2006/2007 für die Stufe 8-10 angeboten wurde und zwölf unterschiedliche Projekte zur Auswahl stellt, hat nichts gemeinsam mit einer klassischen Klassenfahrt“, betont Lehrerin Clara Zaykai. Diese Form des Unterrichts bedeutet ein Angebot spezifischer „Herausforderungen“, die bedeutsame Möglichkeit der persönlichen Entwicklung und Stärkung sowie der Lebenserfahrung und Orientierung für die pubertierenden Schüler und Schülerinnen bietet.
Der formalisierte Unterricht stellt für diese Altersgruppen eine persönliche „Qual“ dar und erscheint mehr als lästig. Wichtiger ist jetzt etwas anderes: Selbsterprobung, die Bewährung, Orientierung, die Beziehung zu anderen Personen, die Emanzipation von denen, die einen bisher bestimmt, erzogen und bevormundet haben. Jetzt brauchen die jungen Menschen Erlebnis, Abenteuer und Aufgaben, so die Philosophie des Projektes.
Wie viel Herausforderung und Auslotung der eigenen Grenzen solch ein dreiwöchiger Aufenthalt in diesem August und September auf dem Zeltplatz auf Amrum bedeuten kann, mussten die elf Mädchen und vier Jungen im Alter von 13 bis 16 Jahren gleich bei der Ankunft erleben. Schwerer Sturm mit orkanartigen Böen und monsunartige Regenschauer machten den Zeltaufbau zum Albtraum. „Ein Zelt hat es gleich zerlegt und trocken war wohl auch keiner mehr“, schildert Clara Zaykai die ersten Stunden auf Amrum.
„Unser eigentliches Ziel, Arbeiten im Küstenschutz zu verrichten, hierfür hatten sich die Kinder und Jugendlichen entsprechende Arbeitskleidung mitgebracht, konnten wir dem Wetter geschuldet auch nicht wie geplant aufnehmen. Ein Start dieses Projektes, wie ihn sich keiner wünscht, wurde glücklicherweise von allen mit bemerkenswerter Fassung getragen und nach allen Kräften abgearbeitet. Da sich die Gruppe aus verschiedenen Klassenverbänden zusammensetzten, mussten sich die Jungen und Mädchen zudem noch kennenlernen und Vertrauen fassen. Das allabendliche Kochen wurde jeweils von einer Gruppe übernommen, die entsprechend der Wünsche und Ideen das Menü vom Einkauf bis zum Servieren organisierte und zubereitete. Viele Stunden am Abend spielte die Gruppe und versorgte per Handy die Heimat mit aktuellen Meldungen.
Sonne und Wärme wahren in den ersten 10 Tagen fast ungekannte Weggefährten, eher Regen und Wind sorgten unter anderem für ertrunkene Zeltinhalte. Die Improvisation war eine Tugend, die bei vielen Dingen half. Die Arbeiten im direkten Küstenschutz der Insel liefen unter der Leitung der Mitarbeiter des Landesbetriebes für Küstenschutz und Wattenmeere (LKN) im Bereich der Dünenkette vor dem Landschulheim „Ban Horn“. Hier wurden Sandfangzäune aus Reisigbüschen gesetzt, die den Dünenfuß mit eingefangenen Sand wieder stärken sollen. Ein Ausflug auf die Wattseite im Osten der Insel zeigte der Gruppe die Grenzen der Möglichkeiten auf. Für eine 13-Jährige Schülerinn endete der Wagemut in einem tiefen Schlickloch. Nur gut, dass der Abstand zwischen ihren Füßen und der Hüfte der Körpergröße von knapp 1,80 Metern geschuldet schon so groß war, dass sie nicht noch über den Bauchnabel hinweg versank. „Ich habe schon ein wenig Panik gehabt, die ich mir aber verkniffen hab, bevor mich einer der LKN-Mitarbeiter herausgeholt hat“, gestand der Teenager am Abend.
Silke Eisele löste ihre Kollegin nach zehn Tagen ab und hatte im Gegensatz zu ihrer Kollegin sogar einen Anteil Sonnenstunden zu verbuchen. Wenn auch nicht von gehoffter Dauer, konnten sich doch Sonne und Wärme als hilfreich beim Durchtrocknen der Sachen erweisen. Bevor sich zum Ende doch noch das Schauerwetter wieder durchsetzte. Neben dem Einsatz im Küstenschutz engagierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Projektes auch an der Neugestaltung des Naturerlebnisraumes Vogelkoje Meeram. Silke Eisele sah es als einen positiven Aspekt an, dass sich die Gruppe für die von den drei Amrumer Gemeinden geleistete Unterstützung von 2000 Euro und anderen Vergünstigungen hiermit ein Stück revanchieren konnte. Als herzlich darf man auch die nette Verpflegung während der „Arbeit“ hervorheben. Ein Gastronom hatte sich entschieden die Rechnung, zum Dank für das Engagement der Gruppe für Amrum, selbst zu übernehmen und sprach der Gruppe seinen Dank aus. Die Leitung des ADS-Landschulheims sprach ebenfalls eine Einladung zum Essen aus“, berichtete Clara Zaykai dankbar.
„Das Wetter ließ aber auch noch einen Freiraum zur Erkundung der Insel, die ich bereits anlässlich einer Klassenfahrt im vergangenen Jahr kennengelernt habe. Für Ausflüge in das Vogelschutzgebiet der Amrumer Odde, wo wir eine Führung durch den Verein Jordsand erlebten und der Führung durch das Naturzentrum und die Amrumer Dünen durch den Öömrang Ferian sind wir dankbar. Brachten diese Ausflüge doch einen großen Beitrag zum ganzheitlichen Bild des Lebensraumes der Insel zusammen. Die Besichtigung des Leuchtturmes und des Seezeichenhafens waren weitere Highlights“, so die Biologielehrerin. Die Faszination des Amrumer Kniepsandes blieb dem Wetter geschuldet ein wenig auf der Strecke.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers