Auf seiner Sitzung am Mittwoch entschied sich der Amtsausschuss des Amtes Föhr-Amrum im nicht öffentlichen Teil für die Umsetzung des Teilabrisses der Öömrang Skuul und den Neubau eines Grundschultrakts und einer Turnhalle.
Damit wird die Umsetzung des Projekts, das nach der abgeschlossenen Submission der Ausschreibung zur Erstellung des Rohbaus ausgesetzt wurde, so bald wie möglich in Angriff genommen. Die Abrissarbeiten und die Erstellung des Rohbaus wurden beauftragt.
Der Entscheidung des Gremiums ging eine Begehung in der „Öömrang Skuul“ voraus, die aufzeigen sollte, ob an der Turnhalle noch etwas zu retten sein könnte, um sie vielleicht durch eine Sanierung für die Zukunft zu erhalten. Eine ins Kalkül gezogene Möglichkeit, um die bereits vor dem eigentlichen Baubeginn hoffnungslos aus dem Ruder laufenden Baukosten zu senken und damit das Projekt vor dem gänzlichen “Aus” zu retten.
Wie sehr sich die Schüler und Schülerinnen mit der derzeit mehr als misslichen Lage auseinandersetzen, bewiesen sie durch ihren in eigener Regie organisierten stillen Protest. Mit den von ihnen gestalteten Transparente und Banner verkündeten sie bereits vom Fähranleger an und entlang der Inselstraße in Wittdün die Problematik. Auf dem Schulhof erwartete die Amtsausschussmitglieder eine Gasse aus spalierstehenden Kindern und Jugendlichen. Heinz Lorenzen zollte dem mucksmäuschenstillen Protest in der anschließenden Sitzung hohe Anerkennung. Scheiterte er auf dem Weg bis hin zur Turnhalle doch trotz mehrerer Versuche, ein persönliches Gespräch zu beginnen, an dem eisernen Willen der Kinder. „Zwei Jahre Geduld. Das reicht“, „Unsere alte Halle ist schrott, wir brauchen eine Neue und zwar flott“waren nur einige Parolen.
Wie Elternvertreterin Sybille Hasenclever stellvertretend schilderte, führten die Missstände vor dem Hintergrund der bereits aufgelaufenen Bauverzögerung und der unsicheren Lage zu einer großen Verärgerung. „Wir brauchen als Eltern ein positives Signal, um unsere Kinder motivieren zu können, dieses Provisorium mit all seinen Nachteilen und Missständen zu ertragen. Alle beißen die Zähne zusammen und nehmen viele Notlösungen in Kauf aber es darf kein Dauerzustand werden. Denn die Probleme, die zur Entscheidung des Teilabrisses und Neubau geführt haben, haben sich nicht geändert“, so die Vertreterin. Eigentlich sollte der Abriss bereits in den Sommerferien erfolgen, doch der Auftragnehmer für den Abbruch hatte die Arbeiten ohne Angabe von Gründen nicht aufgenommen. Daraufhin wurde ihm der Auftrag entzogen und es blieb zum heutigen Tag alles beim Alten.
Mit dem Missstand, dass derzeit ein Kompressionszustand an der Schule herrscht, müssen alle Beteiligten, zur bestmöglichen Wahrung der Chancengleichheit der Kinder auf einer Insel, zurechtkommen. Die Schulleitung war gezwungen zwei Klassen an die Schule der Kinderfachklinik Satteldüne auszulagern, auf Funktionsräume zu verzichten, um die geräumten Unterrichtsräume aufzufangen und einen Sportunterricht zu unterrichten, der durch die Unbilden des Wetters den Kindern an der „Öömrang Skuul“ unbezwingbare Gesundheit abverlangt. An den kommenden Winter mag dabei keiner denken.
Die Diskussion im öffentlichen Teil der Sitzung machte deutlich, dass so manch Anwesender Zweifel an der Ausarbeitung und Fachkompetenz von Architekt Uwe Pörksen hegte. Als dann wiederum nicht klar ersichtlich war, wie hoch die Kosten für die Amtskasse werden würden, platzte Karl-Heinz Juhl der Kragen. „Es kann nicht sein, dass man Absprachen trifft und auf der heutigen Sitzung ist immer noch keine konkrete Bausumme greifbar. Herrn Pörksen kann ich nicht mehr vertrauen“, wetterte Juhl. Ausschussmitglied Peter Schaper forderte vor dem Hintergrund einer sich darstellenden Kostensenkung ein klares Votum für den Bau zu geben. „Die Einzigen, die dies hier nicht zu verantworten haben, sind die Schüler. Wir müssen hier einen Startschuss geben“, forderte Schaper nachdrücklich.
Amtsvorsteherin Heidi Braun ließ in der Diskussion keinen Zweifel daran, dass die Mitglieder des Amtsausschusses nicht ihren bereits gefassten Entschluss, den Neubau des Grundschultraktes und der Turnhalle umzusetzen in den letzten Wochen in Frage gestellt haben. Vielmehr hat das Gremium zum Schutz von Haushaltsmitteln vorerst die Notbremse ziehen müssen. Aufgrund von exorbitanten Preissteigerungen im Bereich des Rohbaus, die nach Aussage des Architekten Uwe Pörksen bis zu 80% über dem Kostenansatz lagen, musste die Ausschreibung aufgehoben werden“, so die Amtsvorsteherin.
Wie Architekt Pörksen erklärte, seien die in Frage kommenden Firmen derzeit überaus gut ausgelastet und haben dadurch keinerlei Interesse auf einer Insel ein Kampfangebot abzugeben. Nach der Aufhebung der Ausschreibung wurde versucht, den Bieterkreis zu erhöhen. Zwei Firmen haben gleich abgewunken, eine kniff kurz vor der Submission. „Wenn schon auf einer Insel bauen, dann auch Geld verdienen“, scheint das Motto.
Im nicht öffentlichen Teil wurde dann noch einmal sorgsam abgewogen, welche Kosten entstehen und von der Amtskasse zu tragen sind. Einsparungen berücksichtigt, nicht eingerechnete Kostenstellen eingepreist und die Umstände diskutiert, bevor es zur Abstimmung kam.
Die Amtsvorsteherin zeigte sich trotz Bauchschmerzen erleichtert, dass die Entscheidung für die Zukunft der Kinder gefallen ist. Theoretisch könnte bereits ab Dienstag, den 4.Oktober der Abbruch erfolgen. Vorgespräche mit dem Unternehmen seien schon gelaufen, erklärte Christian Stemmer vom Amt Föhr-Amrum, und sobald der Auftrag eingegangen ist, wird begonnen.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers
Mit dem Startschuss für Abriss und Neubau an der Nebeler Schule hat der Amtsausschuss ein nicht geringes Risiko auf sich geladen. Niemand weiß, wie teuer alles am Ende sein wird. Aber hier ging es nicht nur um eine Finanzangelegenheit, wie die Amtvorsteherin anmerkte. Hier ging es um die Chancengleichheit für die Amrumer Kinder. Dies ist nicht allein ein Amrumer Problem, liegt es doch in den Händen des Amtes Föhr-Amrum und verlangt bei aller Sorge um den Amtshaushalt eine inselübergreifende Solidarität. Diesem Anspruch sind die Mitglieder des Amtsausschusses trotz mancher Bedenken gerecht geworden. Der Mut zu dieser Entscheidung ist das richtige Signal an die Kinder und die Lehrkräfte der Öömrang Skuul, dass ihre Sorgen ernstgenommen werden. Nicht das Geld sondern die Bildung hatte Priorität. Und das ist gut so.
Carl Hermann Klüßendorf, Amrum