Wo sind diejenigen, die sich beschwert haben?(to)


„Seitens der Gemeinde haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt – nun müssen die Flagge zeigen, die sich über eine mangelnde Breitbandversorgung beschwert haben“

Vorarbeiten geleistet...
Vorarbeiten geleistet...

Norddorfs Bürgermeister Peter Koßmann nahm die neueste Übersicht über die Zahlen der eingegangenen Vorverträge für die Nutzung einer zukunftssicheren Breitbandversorgung in Wittdün und Norddorf zum Anlass, erneut die Werbetrommel zu rühren. „Amrum könnte noch auf den Zug der zukunftssicheren Breitbandversorgung aufspringen. Doch wo sind all die User, die sich über eine schlechte Versorgung „beschwert“ haben“, zeigte sich der Bürgermeister auf der Gemeindevertretersitzung enttäuscht und gleichzeitig verwundert.

Als es darum gegangen sei, alle begünstigenden Arbeiten, wie zum Beispiel das Einziehen von Leerrohren während der Erneuerung des Stromortsnetzes, flexibel und unbürokratisch voranzutreiben, wurden Koßmann nach eigenen Angaben die Türen eingerannt. Alle sahen die Chance einer auskömmlichen Breitbandversorgung in greifbarer Nähe gerückt. „Wir haben hier wirklich schlechte Datenraten zu verkraften, die in meinen Augen einen klaren Wettbewerbsnachteil für den Standort Amrum darstellen“, so Koßmann.

Doch trotz der in einer Umfrage sich eindeutig dargestellten Unzufriedenheit der Internetnutzer in Norddorf und Wittdün trauten sich bisher nur vierundneunzig Haushalte beziehungsweise Gewerbetreibende, einen Vorvertrag abzuschließen. Zum Vergleich; auf Pellworm waren es aus dem Stand heraus einhunderteinundvierzig Unterzeichner, die sich bereit erklärten, die Breitbandversorgung durch die LüneCom nutzen zu wollen. Die Scheu beziehungsweise die Bedenken sind dabei laut Gemeinde und dem Amt Föhr-Amrum unbegründet. Der Vertrag kommt nur zum Tragen, wenn das Breitbandnetz erstellt wird und das Unternehmen aus Lüneburg zugesicherte Anschlussraten anbieten kann.

„Gelingt es uns jetzt nicht, im Zuge des amtsübergreifenden Projekts auch auf Amrum auf den Zug aufzuspringen, wird es sicher eine Ewigkeit dauern, bis sich, wenn überhaupt, die nächste Chance bietet. Ich sehe nur in diesem Solidarpakt die Möglichkeit, den zukunftssicheren Anschluss an die weltweite Informationswelt zu bekommen“, zeigt der Bürgermeister seinen Standpunkt auf. Er fragt sich, wo denn nun die ganzen unzufriedenen Nutzer der Internetverbindungen auf Amrum geblieben sind. Jetzt wo von ihnen Initiative gefragt ist.

Anscheinend verkennen die abwartenden Nutzer die Auswirkung. Wenn dieses Netz nicht gebaut wird, dann wird es auch nicht möglich sein sich später zu entscheiden, das Projekt durch einen Anbieterwechsel unterstützen zu wollen.

„Ich möchte an dieser Stelle nachdrücklich und wiederholt an alle in diesem Bereich infrage kommenden Nutzer appellieren, diese historische Chance, eine zukunftssichere Breitbandversorgung auf Amrum zu bekommen, nicht unbedacht verfallen zu lassen. Hier müssen wir auch für die Chancengleichheit der nächsten Generationen eine weitsichtige Entscheidung treffen. Auch wenn viele nun plötzlich und unerwartet meinen, jetzt wo es konkret um die Vorverträge geht, dass sie ja mit dem derzeit nutzbaren auskommen“, so der Bürgermeister.

Ein positives Signal in Form von Abschlüssen von weiteren Vorverträgen ist zu diesem Zeitpunkt für das gesamte Projekt außerordentlich wichtig. Die UMTS-Funklösung, die derzeit von den Internetnutzern mit geringer Leistung als Alternative zur Drahttechnik entdeckt wird, kann laut Experten nur als in der Leistung begrenzte Lösung gesehen werden. Sobald die Nutzer zunehmen und das ist während der Ferienzeit besonders zu beobachten, nimmt die Datenrate von maximal 7200 Mbit/s rapide ab.

Wie es nun weitergehen soll, werden die politischen Gremien in der nächsten Zeit zu beraten haben. Vor dem Hintergrund, dass immer noch nicht die vereinbarte Mindestquote von 600 Vorverträgen mit der Firma LüneCom GmbH erfüllt wurde, muss ein alternatives Konzept gefunden werden. Ein Scheitern des ehrgeizigen Projektes, an dem sich insgesamt zehn Gemeinden beteiligen, wäre förmlich ein Abhängen von dem heutigen Standard der Technik.

Weitere Infos und das Antragsformular unter: http://www.luenecom.de/index.asp?tree_id=89

Thomas Oelers

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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7 comments

  1. Den letzten Absatz dieses Artikel möchte ich bitte mal ganz genau erklärt bekommen.

    “Alternatives Konzept” ließt sich für mich wie: Die fehlenden Verträge betrachten wir mal ganz allgemein und vergesellschaften die Kosten.

    Und das kann es ja nun wirklich nicht sein. Nicht einmal für einen begrenzten Zeitraum.

  2. In Anbetracht, dass nicht abzusehen ist, wann (oder ob überhaupt) jemals einer der gängigen Telekommunikationsanbieter sein LTE-Funknetz nach Amrum bringt oder die DSL-Anbindung deutlich erweitert, ist das hier – wie auch von Herrn Koßmann bereits beschrieben – auf längere Zeit vermutlich die einzige Möglichkeit, großflächig zumindest eine akzeptabel performante Internet-Anbindung in Wittdün oder Norddorf zu erhalten.
    Letztendlich würde diese Anbindung für die meisten Nutzer der Inseln ausreichen und ich kann nur allen empfehlen, aus genau den im Bereicht aufgeführten Aspekten auf diesen Zug aufzuspringen.

    Allerdings wird es eine Nutzer-Teilmenge geben, die leider mehr benötigt, als die Telekom oder Lünecom anbieten kann. Das bezieht sich dabei nicht auf die beiden von Lünecom angebotetenen Downloadraten von 2.000 kbit/s oder 16.000 kbit/s. Diese sind absolut erfreulich und ausreichend.
    Die mickrigen Upload-Raten von 268 kbit/s bzw. 368 kbit/s lassen jedoch zumindest ein professionelles Arbeiten nur bedingt zu. Was nützt es jemanden, wenn er große Datenmengen zwar herunterladen kann aber diese nicht ordentlich von seinem Computer wieder in das Internet zurück transferiert bekommt.
    Und da es sich hier sehr wahrscheinlich um asynchrones DSL handelt, steht die Upload-Rate auch nur im technischen Optimalfall und prozentual in Relation zur Download-Rate zur Verfügung. Das bedeutet: Wenn bspw. aus Gründen der starken Beanspruchung in einem Moment nur 80% der Download-Rate bereitstehen, gibt es auch die Upload-Rate nur zu 80%.

    Nun kann man nur hoffen, dass Lünecom die Gesamtanbindung so ausreichend dimensioniert, dass die Optimalwerte die meiste Zeit zu erreichen sind. Aber wie bereits erwähnt, reicht das nicht für alle Nutzer aus.

    Diese – zugegeben auf Amrum vermutlich überschaubare – Menge an Nutzern wird nicht über bspw. eine bidirektionale Satelliten-DSL-Lösung umherkommen, die mit bis 2.048 kbit/s Upload (bzw. 4.096 kbit/s, dann aber noch mal teurer) deutlichst performanter ist.

    Eine solche Satelliten-Lösung ist jedoch an deutlich höhere Erstinvestitionen gebunden, welche sich je nach gewähltem Anbieter und Technik um ca. € 500 bewegen. Natürlich muss die Satelliten-Schüssel noch aufgebaut, eingerichtet und verkabelt werden.
    Interessant ist, dass die Monatsrate mit ca. € 40,- (bspw. bei SkyDSL) nicht höher ist als die laufenden Kosten beim teureren Lünecom-Paket. Und dort gibt es keine Mindestvertragslaufzeit. Lünceom muss bedingt durch die hohen Investitionen eine Mindestvetragslaufzeit von 24 Monaten fordern.

    Problem: Jeder, der sich für eine Satelliten-Lösung entscheidet oder entscheiden muss, fehlt natürlich bei der für die von Lünecom definierten kritischen Masse an notwendigen Vorverträgen. Insbesondere, wenn sich nachbarschaftliche Haushalte bspw. eine Satelliten-Anbindung teilen würden, kann sich das schnell potenzieren.

    Und wer möchte schon gern aus kollektivem Zwang für etwas bezahlen, dass ihm nicht ausreicht?

  3. Ist dies eine Inselweite Aktion ? Und warum ist die Telekom nicht
    zuständig als Netzbetreieber?

  4. Zum Artikel: Hier ist einer der den Vorvertrag abschloss. 🙂

    Zu Hr. Aster: Das bedeutet m.E. letztlich das alle schlecht versorgten Norddorfer und Wittdüner nun nur noch auf die letzten vielleicht 50 potentiellen Nutzer/Nörgler warten die noch nicht unterschrieben haben.
    Hier sollten allerdings auch mal konkrete Zahlen genannt; und wiederholt; werden wie viele Zeichnungswillige für Amrum aktuell noch fehlen.

    Wenn diese allerdings nicht reagieren wird es für uns keinen ausbau geben. Und um das abzuwenden sucht man nach Alternativen.

    Zu Hr. Ottner: Endkunden-DSL ist immer Asymetrisch. Wenn Sie Symetrisches DSL (Up- und Download-rate gleich) wollen dann haben sie hier auf Amrum aktuell sowieso schlechte Aussichten.

    Sie vergessen bei Ihrer Betrachtung aber jene nutzer die bereits die Geduld verloren und bei einem anderen Anbieter unterschrieben. Die fehlen hier jetzt auch.
    Und, die Fragebogen-aktiion ist auch schon ein paar Jahre her!
    Ihre ausführliche Betrachtung der Poweruser und SkyDSL wirkt auf mich etwas wie Werbung dafür. Die verfügbare Bandbreite eines Satteliten ist m.W. noch härter limitiert als die aller alternativen.

    Zu Hr. Quedens: Nebel ist ja schon versorgt von der Telekom, darum geht es hier nur um Wittdün und Norddorf. Und dort hat die Telekom ihr NICHT-interesse deutlich bekundet.

  5. Die Darstellung der Satelliten-Option soll definitiv keine Werbung sein. Ich habe mich wegen der für mich zu geringen Upload-Anbindung in Wittdün konkret nach Alternativen umgesehen und das ist die einzige, die sofort und jederzeit installierbar ist. Ich selber werde daher auf einen dieser Anbieter zurückgreifen müssen.
    Natürlich gibt es noch weitere Satelliten-Anbieter mit unterschiedlichen Möglichkeiten.
    Für die, die es interessiert, gibt es bspw. hier eine objektive Übersicht:
    http://www.teltarif.de/internet/satellit/tarife.html
    (keine Garantie auf Aktualität oder Vollständigkeit)

    Inwiefern die Bandbreiten limitiert sind, ist sicherlich anbieter-, vertrags- und kostenabhängig. Das Kleingedruckte sollte man immer lesen. Aber zumindest gibt es überhaupt die Möglichkeit, bis zu 4.096 kbit/s (theoretisch) Upload zu erhalten.

    Die erreichten Bandbreiten werden bei einigen Anbietern auch auf deren Webseiten in einer Wochenstatistik angezeigt. Ich hoffe mal, dass man den Angaben vertrauen darf.

    Dazu kommen – das darf man nicht verschweigen – witterungsbedingte Einflüsse. Wenn der Regen waagerecht um die Schüssel peitscht oder sich irgendwelche Gewitterwolken zwischen Schüssel und Satellit schieben, kann mit weiteren Einschränkungen gerechnet werden, vermutlich sogar bis hin zu einem temporären Totalausfall der Verbindung. Hier ist ein erdgebundenes DSL absolut die bessere Wahl.

    Und meines Wissens garantiert keiner der Anbieter (weder Sat, noch Kabel) vertraglich irgendwelche Mindestwerte.

    Jeder muss für sich selber definieren, was er an technischer Anbindung benötigt und welche Vertrags-Bedinungen für ihn die besten darstellen.

  6. Sehr geehrter Herr Martinen!

    Es scheinen doch irgendwie weit mehr, als lediglich 50 Vorverträge zu fehlen.

    Einer Meldung vom 11.06.2012 zufolge wurden zu diesem Zeitpunkt noch “mindestens 390” Nutzer benötigt. Dieses bedeutet, daß zu diesem Zeitpunkt lediglich rund 210 Vorverträge abgeschlossen gewesen sein können.

    Am 02.07.2012 wurde gemeldet, daß “gerade einmal knapp 300” Interessenten unterzeichnet hätten. Wie weit nun “knapp 300” von 210 entfernt ist bleibt dem Auge des Betrachters vorbehalten.

    Am 20.07.2012 wird’s dann richtig interessant: Aus den “knapp 300” Interessenten sind plötzlich “zusammen lediglich 89 private Personen als auch Gewerbetreibende” geworden, welche einen Vorvertrag abgeschlossen haben. Im selben Artikel steht wenige Sätze später “Noch vor drei Wochen lagen lediglich 261 Vorverträge vor”, was in meinen Augen weder mit der Zahl “89” noch mit “knapp 300” zu erklären ist. Weiter geht es mit einer deutlichen Steigerung zum 16.07.2012 auf 526 Vorverträge.

    Am 20.09.2012 erfahren wir wiederum: “Doch trotz der in einer Umfrage sich eindeutig dargestellten Unzufriedenheit der Internetnutzer in Norddorf und Wittdün trauten sich bisher nur vierundneunzig Haushalte beziehungsweise Gewerbetreibende, einen Vorvertrag abzuschließen.”
    Danach haben wir es nun plötzlich wieder mit der Zahl “94” zu tun, was bedeutet, daß nun scheinbar wieder 506 Vorverträge noch ausstehen.

    Auf dieser Grundlage eines scheinbar absolut willkürlichen Zusammenstellens irgendwelcher unterzeichneten Vorverträge kann man wohl kaum davon ausgehen, daß “ein alternatives Konzept gefunden werden” sollte, damit 94 Interessenten in den Genuß eines schnellen Internetzugangs kommen, für den alle anderen mitbezahlen müßten, damit dieser Zugang verwirklicht wird.

  7. Vasco von Aster

    Und wieder mal ist alles anders.

    Es wurden 600 Vorverträge aus dem gesamten Ausbaugebiet benötigt. Diese sind zwar auch nicht zusammengekommen, dennoch muß es in diesem Jahr losgehen, damit die Zuschüsse des Landes nicht verfallen.

    Die aktuellen Zahlen meldet der IB vom 08.10.2012 auf Seite 11 wie folgt:”Zurzeit liegen 573 Aufträge vor, darunter 141 von Pellworm, 94 von Amrum, 308 von Föhr und 30 von den drei Halligen.”

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