Bei 2.117 Einsätzen 1.135 Menschen aus Seenot gerettet und Gefahr befreit.
Die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben im Verlauf des Jahres 2012 insgesamt 1.135 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit (2011: 1.323). Insgesamt ist die Rettungsflotte der DGzRS 2.117 Mal im Einsatz gewesen (2011: 2.106 Einsätze).
Neuer ehrenamtlicher „Bootschafter“ des Rettungswerkes ist der bekannte Moderator, Schauspieler und erfolgreiche Autor Yared Dibaba. Er löst den Schriftsteller Frank Schätzing ab, der die Arbeit der Seenotretter mit großem Engagement begleitet hat.
Das Publikum kennt den gebürtigen Äthiopier Dibaba mit dem stets verschmitzten Lächeln auf den Lippen unter anderem als perfekten „Plattsnacker“. Den Seenotrettern hat er selbstverständlich etwas auf „Plattdütsch“ ins Stammbuch geschrieben: „Wenn jedeen so veel in dat lütte Schipp packt as he kann, denn könnt de Seenotredder allens ut ehr Schipp rutholen. Un villicht ock mal Di ut dat köllige Water!“ („Wenn jeder so viel in das kleine Schiff steckt wie er kann, dann können die Seenotretter alles aus ihrem Schiff herausholen. Und vielleicht auch mal Dich aus dem kalten Wasser!“)
Am Dienstag, 29. Januar 2013, stellte Dibaba an Bord des Seenotkreuzers HERMANN MARWEDE die Einsatzzahlen der Rettungsflotte aus dem abgelaufenen Jahr vor:
2012 haben die Besatzungen der 60 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote in Nord- und Ostsee
• 60 Menschen aus Seenot gerettet,
• 1.075 Menschen aus drohender Gefahr befreit,
• 396 Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen
zum Festland transportiert,
• 72 Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
• 1.017 Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
• 492 Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.
In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.999 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen.
Darüber hinaus war die SEENOTLEITUNG BREMEN (Maritime Rescue Co-ordination Centre, MRCC BREMEN) in 200 Seenotfällen international im Interesse der deutschen Schifffahrt unterstützend oder initiativ tätig (2011: 225 Mal).
Einschließlich aller Such- und Rettungsaktionen sowie Kontrollfahrten haben allein die 20 Seenotkreuzer (die 40 Seenotrettungsboote nicht mitgerechnet) im vergangenen Jahr 71.934 Seemeilen (ca. 133.220 Kilometer) in Nord- und Ostsee zurückgelegt.
Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 bis Ende 2012 hat die DGzRS insgesamt 80.198 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Das entspricht der gesamten Bevölkerung des Landkreises Lindau am Bodensee (Bayern) oder aber jeweils der Hälfte aller Einwohner der deutschen Großstädte Potsdam (Brandenburg), Leverkusen (Nordrhein-Westfalen), Oldenburg (Niedersachsen) oder Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz).
Die Einsatzzahlen 2012 verteilen sich auf die einzelnen Küsten wie folgt:
Niedersächsische Nordseeküste
Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote haben bei 621 Einsätzen neun Menschen aus Seenot gerettet und 116 weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Schleswig-Holsteinische Nordseeküste
Die Stationen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste registrierten 279 Einsätze. Die dortigen Mannschaften retteten sieben Menschen aus Seenot und befreiten weitere 52 aus Gefahrensituationen.
Schleswig-Holsteinische Ostseeküste
An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Seenotretter 698 Mal im Einsatz. Sie retteten 26 Menschen aus Seenot und befreiten weitere 441 aus Gefahrensituationen.
Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste
In Mecklenburg-Vorpommern waren die DGzRS-Rettungseinheiten zu 519 Einsatzfahrten unterwegs. Ihre Besatzungen retteten 18 Menschen aus Seenot und befreiten weitere 466 aus Gefahrensituationen.
Besondere Einsätze aus dem Jahr 2012
Zu den herausragenden Einsätzen des Jahres 2012 gehören die Rettung zweier Schiffbrüchiger aus der sieben Grad kalten Nordsee nach dem Sinken ihres Bootes vor Norderney am 14. März und ein brennender Fischkutter vor Sylt am 22. März. Am 21. Juni brach im voll besetzten Hafen von Laboe während der Kieler Woche an Bord einer Segelyacht ein Feuer aus. Die Seenotretter verhinderten, dass die Flammen auf weitere Schiffe übergriffen.
Besonders arbeitsreich war das Wochenende 22./23. September für die Seenotretter. Bei starken Nordwestwinden brachten die DGzRS-Besatzungen insgesamt rund 80 Menschen auf Nord- und Ostsee in Sicherheit. Zu einem „tierischen“ Einsatz wiederum wurden die Maasholmer Seenotretter am 30. September gerufen: Sie bewahrten einen völlig erschöpften Hund, der gegen starken ablandigen Wind und die Strömung nicht mehr ankam, vor dem sicheren Tod auf See.
Umfangreichster Einsatz 2012 war die Suche nach einem über Bord gegangenen Seemann eines Forschungsschiffes in der Deutschen Bucht am 8. August. Koordiniert von der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS waren vier Seenotkreuzer, über 20 weitere Schiffe und mehrere Hubschrauber 14 Stunden lang im Einsatz, ohne dass der Schiffbrüchige gefunden werden konnte. Dennoch hat sich gezeigt, dass die Strukturen des maritimen Such- und Rettungsdienstes in Deutschland, für den die DGzRS die Verantwortung trägt, reibungslos funktionieren. Es gehört zum Alltag der Seenotretter, auch mit derartigen Einsätzen klarkommen zu müssen und anzuerkennen, dass trotz moderner Technik und umfangreicher Ausbildung das Meer zuweilen stärker ist als der Mensch und seine Bemühungen.
Aus der Rettungsflotte
Zu den Höhepunkten aus Sicht der Seenotretter im abgelaufenen Jahr zählt die Indienststellung eines neuen 36,5 Meter langen Seenotkreuzers für die Station Sassnitz. Britta Sellering, Gattin des Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns Erwin Sellering, taufte das Spezialschiff Ende Mai 2012 auf den Namen HARRO KOEBKE.
Das Maasholmer Seenotrettungsboot BUTT hat im September 2012 den Namen WUPPERTAL erhalten. Mit der Umbenennung dankte die DGzRS einer Projektgruppe und vielen Förderern aus dieser Stadt. Sie hatten gut 50.000 Euro gesammelt. Das sichert die Arbeit der Freiwilligen-Station für mehrere Jahre.
Der größte Seenotkreuzer der DGzRS, die HERMANN MARWEDE/Station Helgoland, hat im Rahmen seiner turnusgemäßen Generalüberholung im Herbst 2012 ein neues, schnelles Tochterboot erhalten, das den gleichen Namen trägt wie sein Vorgänger (VERENA). Das frühere Tochterboot kommt künftig als eigenständige Rettungseinheit unter dem Namen WALTER ROSE von der Station Schilksee aus zum Einsatz. Es hat dort das Seenotrettungsboot ASMUS BREMER (Baujahr 1988), Typschiff der 8,5-Meter-Klasse, ersetzt, das Anfang November 2012 als technisches Denkmal vor dem Haupteingang des Deutschen Museums in München aufgestellt wurde.
Auch im Jahr 2013 soll die Modernisierung der Rettungsflotte fortgesetzt werden. Für die Station List auf Sylt ist der vierte Neubau der 20-Meter-Klasse vorgesehen. Der Bau dieser Einheit hat im Herbst 2012 Wochen auf der Fassmer-Werft an der Unterweser begonnen. Das Schiff mit der internen Bezeichnung SK 34 soll im Herbst 2013 die dann 28 Jahre alte MINDEN ablösen.
Ferner haben die ersten Planungen für einen völlig neuen Schiffstyp begonnen. Er soll voraussichtlich ab 2015 nach und nach die Seenotkreuzer der heutigen 27,5-Meter-Klasse ersetzen. In diesem Zuge soll nach derzeitiger Information unserer Zeitung auch die Station Amrum mit einem Seenotrettungskreuzer dieses neuen Schiffstyps ausgestattet werden und die „Vormann Leiss“ der 23-Meter-Klasse ersetzen.
Tag der Seenotretter 2013
Spendern, Freunden und allen Interessierten bietet die DGzRS auch 2013 wieder die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der Einsatzbereitschaft ihrer Besatzungen und der Leistungsfähigkeit ihrer Rettungseinheiten zu machen. Erneut findet am letzten Sonntag im Juli, somit am 28. Juli 2013, der „Tag der Seenotretter“ statt.
Den Seenotrettern der DGzRS sei ein großer Dank für ihr Können und das Engagement auch bei der Bewältigung von Notfällen, die eigentlich nicht zum Aufgabenbereich der DGzRS gehören, ausgesprochen. Insbesondere können sich hier auch die Bewohner der Insel Amrum und ihre Gäste glücklich schätzen, auf die Hilfe der “Vormann Leiss” zurück greifen zu dürfen, wenn ein Transport in ein Krankenhaus notwendig ist und kein Hubschrauber kommen kann, was witterungsbedingt an 150 Tagen/Nächten im Jahr der Fall ist.
Verständlich ist es auch, wenn altgediente Schiffe ersetzt werden müssen und der Einsatz technischer Neuerungen sinnvoll ist. Der geplante Ersatz der “Vomann Leiss” ist jedoch mit kritischen Augen zu sehen. Dieses neue Schiff soll einen deutlich größeren Tiefgang haben, was, v.a. bei niedrigen Wasserständen, im Wattenmeer zu Problemen führen wird. Zeitnahe Verlegungsfahrten mit ernsthaft Erkrankten nach Wyk auf Föhr oder ans Festland nach Dagebüll, sowie Einsatzfahrten durchs Wattenmeer oder auf die Halligen, werden voraussichtlich unmöglich werden. Dies gilt es bei der Planung zu berücksichtigen.
Dr. Peter Totzauer
Insel Amrum
Vorweg einmal herzlichen Dank an die DGzRS. Auch die Männer der Station Wittdün auf Amrum sind allzeit bereit und riskieren mitunter auch ihr Leben im Einsatz. Egal ob Krankentransport, Eisbrecher oder Hilfe für Seeleute in Not – sie sind unentbehrlich!
Seit 1865 gibt es die Retter auf Amrum, angefangen hat alles im Kniepsandhafen mit einem Ruderrettungsboot.
Oktober 1912 Motorrettungsboot “Hermann Frese” wird abgenommen.
1961 Seenotkreuzer “Bremen III” wird von Hörnum nach Wittdün verlegt
1965 Seenotkreuzer “Ruhrstahl” kommt von Cuxhaven nach Wittdün
1985 Seenotkreuzer “Eiswette” kommt von Wilhelmshaven nach Wittdün
2009 Seenotkreuzer “Vormann Leiss” wechselt von Nordstrand nach Wittdün. Nordstrand erhält einen neuen Seenotkreuzer der 20 m-Klasse, der den Namen “Eiswette” getauft wird.
Unser derzeitiger Seenotkreuzer der 23,3 m-Klasse, ist die “Vormann Leiss” (Bj. 1985) und hat einen Tiefgang von 2,00 m, dass Tochterboot Japsand (Bj. 1990) von 0,60 m.
Ein Seenotkreuzer der 27,5 m-Klasse (alt) hat einen Tiefgang von 2,10 m und dessen Tochterboot (z.B. Steppke) von 0,75 m. Hier gibt es keinen gravierenden Unterschied!
Für die Zukunft haben die ersten Planungen für einen völlig neuen Schiffstyp begonnen. Dieser soll voraussichtlich ab 2015 nach und nach die Seenotkreuzer der heutigen 27,5-Meter-Klasse ersetzen. Nach derzeitiger Information soll auch die Station Amrum mit einem Seenotrettungskreuzer dieses neuen Schiffstyps ausgestattet werden und die dann 30-jährige „Vormann Leiss“ der 23-Meter-Klasse ersetzen. Von Tiefgang ist hier noch nichts zu lesen, also erst einmal abwarten. Ich denke die Kritik seitens der Amrumer Vormänner an einen Seenotkreuzer der 27,5 m-Klasse für Amrum mit zu vielem Tiefgang wird in Bremen angekommen sein und berücksichtigt werden. Daher muss man mal abwarten was da kommt.
Es wäre doch sehr passend wenn zur 150-Jahr Feier Amrumer Seenotrettungsdienst ein neuer Seenotkreuzer auf die Station Wittdün auf Amrum seiner Bestimmung übergeben wird.