Thema Amrum Card – wie geht’s?


Die Amrum Card. Was sich anhört, wie ein Fix-und-Fertig-Projekt für den Urlauber ist bisher noch in der Konsolidierungsphase. Amrums Tourismuschef Frank Timpe nutzte die in diesen Tagen zu Ende gehende Hochsaison für eine Reihe von Informationsveranstaltungen, um Meinungen und Vorschläge auszuloten. Zwei Ideen stecken hinter dem Vorhaben: das Abgabesystem moderner zu gestalten und die Kurtaxe zukünftig auch für diejenigen Übernachtungen zu bekommen, die bisher vermieterseitig – formulieren wir es so – nicht erfasst werden. Um rund 17 Prozent hat sich nach Angabe von Frank Timpe auf Juist der Kurabgabenbeitrag erhöht, seitdem der Einzug über ein vermieterunabhängiges System erfolgt. Für Amrum rechnet man mit rund 200.000 Euro im Jahr. Geld, das man natürlich hervorragend in den weiteren Ausbau der Dinge stecken könnte, die dem Gast auf Amrum wohltun.

Kurtaxe: Ab hier und bis hier...
Kurtaxe: Ab hier und bis hier…

Natürlich gilt es, Projektkosten gegen Nutzen abzuwägen. Was nützt es, einigen Gastbenefit-Betrügern das Handwerk zu legen, wenn die Kosten dafür den Ertrag übersteigen? Nichts! Da schaut man doch lieber gnädig weg. Nun steckt hinter der Amrum Card aber noch eine andere Idee: Nämlich den (moderneren) Erwerbs- und Kontrollprozess-Prozess mit etwas zu kombinieren, was bei einer Insellage die erste – und letzte – Selbstverständlichkeit des Urlaubserlebnisses ist: mit der Fährfahrt. Beispiele von Juist bis Norderney zeigen, dass das hervorragend funktioniert. Durch die Kooperation mit der Wyker Dampfschiffs-Reederei würde der Gast also bereits über das gebuchte Fährticket und sein Anreisedatum Tag x den ersten Schritt zur Kurtaxenabgabe machen. Und den letzten eben mit der Angabe seines Abreisedatums. Ob das nun selbständig an Terminals funktioniert oder per (Hand-)Scanner beim Vermieter oder den Touristiken der Insel ist dabei zweitrangig.

Was einem nun vielleicht in den Sinn kommt, ist Amrums Werbeslogan: Kleine Insel, große Freiheit. Und dazu stellt man sich dann die Kontrollsysteme bei der Abreise vor, die es ja geben muss, um abzuchecken, ob alles ordnungsgemäß bezahlt wurde. Ein unromantisches Fachwort fällt: Vereinzelungsanlage! Passt nicht, denkt man. Den ostfriesischen Inseln hat es aber zum Beispiel nicht geschadet. Flughäfen schaden diese Drehkreuze (als Beispiel) auch nicht, Technikmärkten nicht, Schwimmbädern nicht. Alle verheißen immer noch große Freiheit. Ist also vielleicht etwas, woran man sich gewöhnen könnte. Schließlich muss man sich ja auch an Seiteneinsteige gewöhnt haben. Sonst käme ja keiner mehr…. Zum Thema Amrum Card wurde allerdings bisher von der Arbeitsgruppe um Frank Timpe gemeinsam mit Softwarespezialisten und nach Gesprächen mit der Wyker Dampfschiffs-Reederei eine „kleine Lösung“ thematisiert. Soll heißen: ohne Zusatzeinrichtungen wie Schranken.

Das Fährticket wäre also „Dreh- und Angelpunkt der Geschichte“, wie Tourismuschef Timpe sagt. Und mindestens eine zusätzliche Marketingchance birgt dieses System, wie es bei den Ostfriesen schon praktiziert wird. Dort wirbt man mit der „Verknüpfung von Komfort und Nützlichkeit“. Denn der Gast kann wichtige „Urlaubszutaten“ schon von zu Hause aus auf die Karte buchen lassen. Auf Norderney kann die Strandkorbmiete mit drauf und auf Juist ein 90-minütiger kostenloser Schwimmbadbesuch. Auch wenn fürs Amrumer Modell diese Goodies auf der Karte nicht angedacht sind, so birgt sie werbetechnisch dennoch die Chance auf eine neue Wahrnehmung. Denn das Fährticket ist für alle Amrum-Fans schon lange eine Urlaubszutat, untrennbar verbunden mit der schönen Überfahrt und der ersten Entspannung. Wäre doch schön (und fast natürlich), wenn die nächste Zutat da gleich mitreisen würde …

Die Vertreter der Gemeinde und der Hotels und Pensionen, die auf Frank Timpes Amrum Card-Inseltour zahlreich anwesend waren und interessiert mitdiskutierten sehen mehrheitlich einen großen Vorteil im neu zu denkenden System. Vor allem natürlich, weil sie damit künftig aus der Haftung raus wären. Kritische Anmerkungen gab es natürlich auch. Vor allem diejenigen Vermieter, die das Thema Kurtaxe bisher bargeldlos erledigen, indem sie die Abgabe gleich inkludiert im Mietpreis veranschlagen, sehen im angedachten System einen Rückschritt. “Am besten ist doch, der Gast merkt die Kurtaxenzahlung gar nicht so richtig, im Sinne von: wird nicht extra mit ihr behelligt”, hieß es in der Runde. Dieses Argument widerum könnte man mit der “Urlaubszutaten-Idee” eigentlich ganz elegant umschiffen.

Fragen kamen auch zu eher praktischen Dingen: “Was ist eigentlich, wenn das Ticket verloren geht, mit dem Wind wegfliegt oder im Wasser landet? Gibt es dann noch irgendwo einen Nachweis für geleistete Zahlungen?” Das ein oder andere muss also sicherlich in dieser Angelegenheit noch mal durchdacht und diskutiert werden.

Schön zu beobachten: Die Vermietergemeinschaft gab sich bei den Veranstaltungen auch durchaus kreativ in „Da-gibt-es-aber-noch-ein-Schlupfloch-Zwischenmeldungen. Manche so elegant konstruiert, dass man als Laie kaum folgen konnte. Theoretisch zwar wirklich als Schlupfloch geeignet, muss man bei einigen dieser wilden Konstrukte dann vielleicht doch nur die (kleinkriminelle) Hirnenergie bewundern und davor einfach die Augen schließen. Kein System ist wasserdicht. Auch nicht auf Amrum. Aber wenn dennoch mehr Kurtaxe fließen sollte als bisher, wäre es ja ein Fortschritt. Schließlich wollen des Gastes Spaß und seine Wege finanziert sein!

Info-Seite der AmrumTouristik
Info-Seite der AmrumTouristik

Es gibt für interessierte Vermieter eine Webseite, die sehr transparent die Ideen zum möglichen Nachfolgemodell der alten Gastkarte festhält. Inklusive gepflegter Fragen und Feedbacks (www.amrum-card.de). Genau das richtige Thema für die kommende – ruhige – Zeit. Und vielleicht nutzt der ein oder andere Vermieter die Chance, dieses Thema als Aufhänger für einen Nachfass-Kontakt bei seinen Gästen anzubringen und so im Gespräch zu erfahren, was diejenigen darüber denken, denen die Kurtaxe ja mehrheitlich zugute kommt. Auf ein Wiedersehen: mit den Gästen – und dem Thema Amrum Card.

 

 

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Über Undine Bischoff

Journalistin und Texterin. Fuhr mit drei Jahren zum ersten Mal über den Kniep – in einer Schubkarre. Weil ihr Vater da draußen eine Holzhütte baute, zwanzig Feriensommerjahre lang. Betextet Webseiten und Kataloge, schreibt für verschiedene Medien und natürlich für Amrum News.

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One comment

  1. juergenpinarello

    Das es unter Gästen Leute mit krimineller Energie gibt kann ich noch nachvollziehen. Das aber Vermieter “vergessen” die Kurabgabe weiter zu geben ist mir unverständlich. Diese Leute machen sich keine Gedanken wie ihre Insel aussehen würde wenn es diese Abgabe nicht geben würde. Aber vielleicht gehören sie ja in die Kategorie Hoeness, die Wasser predigen und Wein trinken.
    Jürgen Schulze Darmstadt

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