Am vergangenen Wochenende wurde den Atemschutzgeräteträgern der freiwilligen Feuerwehren der Inseln Amrum und Föhr, sowie den Halligen Langeness und Hooge mächtig eingeheizt. Sie übten in einem mobilen Brandcontainer die taktische Brandbekämpfung, um im realen Einsatzfall noch besser mit den richtigen Entscheidungen gegen Brände vorgehen zu können. „Wir freuen uns, dass wir dank einer großzügigen Spende erstmalig auf Amrum die Möglichkeit haben, unsere Atemschutzgeräteträger auf die unterschiedlichsten Einsatzszenarien schulen zu lassen. Denn nur durch Erfahrung und Übung können im Ernstfall instinktiv, nicht selten in Bruchteilen von Sekunden, die richtigen Entscheidungen getroffen werden“, erklärt der Atemschutzbeauftragte Amrums und Gemeindewehrführer Norddorfs, Andreas Knauer.
Wer schon einmal solch einen Brandcontainer in seiner persönlichen Schutzausrüstung unter Atemschutz durchlaufen hat, weiß wie wichtig geschärfte Sinne sind um nicht in meterhohen Flammen Schaden zu nehmen. Beißende Hitze und Wasserdampf setzen den Einsatzkräften hier mächtig zu. „Die Kameraden haben teilweise Null-Sicht und müssen beim Einstieg über ein Treppenhaus binnen eines Momentes die Lage einschätzen und sich für die richtige Löschtaktik entscheiden“, erklärt Brandamtsrat Detlef Krone von der Haupt- und Flughafenwache der Berufsfeuerwehr Braunschweig.
Er begleitet den „Fire Dragon“, so heißt das Spezialfahrzeug der Drägerwerk AG & Co. KGaA aus Lübeck, ehrenamtlich.
„Jeder Handgriff muss sitzen“, bläut er den Einsatzkräften ein und achtet peinlichst darauf, dass die Einsatzkräfte auch wirklich als Trupps in einer füreinander verantwortlichen Einheit agieren.
In der Heißausbildung wurden in dem mobilen Container von Dräger verschiedene Brandräume, wie zum Beispiel ein Treppenhaus, eine Küche und ein Schlafzimmer kombiniert und dargestellt. Durch die individuellen Trainingsanforderungen, die Detlef Krone per Fernbedienung in seinem Kontrollraum steuert, werden die Brandstellen, je nach dem Löschverhalten der Angriffstrupps, mit variablen Flammengrößen und Simulationen von Rauchgas-Durchzündungen und Fettexplosionen überaus beeindruckend und jedes Mal anders dargestellt. „Wer meint viel Wasser hilft viel, wird gnadenlos mit durchdringender Hitze des in Wasserdampf umgewandelten Löschmittels bestraft“.
Und wer sich nicht um seinen lebenswichtigen Rückzugsweg kümmert, muss feststellen, dass solche Nachlässigkeit mit viel Feuer bedacht wird.“Mit den unterschiedlichen, flexiblen Szenarien, wo auch vermeintlich gelöschte Feuer wieder aufflammen, halten wir die Zweiertrupps in Bewegung und schulen damit ihre Aufmerksamkeit und die Zusammenarbeit der Trupps“, so der Experte.
Das dieses Event überhaupt auf Amrum stattfinden konnte, verdanken die Gemeinden und Feuerwehren dem Zusammenspiel aus einer großen Portion Selbstbewusstsein des Amrumer Feuerwehrkameraden Olaf Isemann, viel Glück und dem großzügigen Engagement von Claudia und Stefan Dräger, die in Nebel ihre Wahlheimat haben. „Ich hätte ja nie gedacht, dass aus einem netten Gespräch und eines kessen Spruchs in gemütlicher Runde, solch ein Trainingsevent werden könnte“, schmunzelt Olaf Isemann.
Claudia und Stefan Dräger ließen es sich nicht nehmen, die Eindrücke der Feuerwehreinsatzkräfte zu teilen und sich selbst in den Löscheinsatz zu begeben. „Ich hab es mir schon sehr anstrengend vorgestellt, aber solch eine Strapaze hätte ich nicht ansatzweise erwartet“, gesteht die 49-jährige Claudia Dräger nach ihrem Einsatz im Brandcontainer. „Es ist zudem eine besondere Erfahrung die im eigenen Unternehmen produzierte Sicherheitsausrüstung im Anwendungsfall zu testen“.
Der Brandcontainer gehört dem Dräger Werk in Lübeck und wurde für den Besuch auf Amrum durch die Dräger Stiftung, die sich bereits seit 1974 für die Förderung von Technologie und sozialen Aspekten engagiert, gesponsert. „Wie unsere Welt in Zukunft aussieht, entscheidet sich nicht erst in Zukunft, sondern schon heute, unter anderem dadurch, wie wir mit den entscheidenden sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit umgehen“, so die Ideologie des Gründers Heinrich Dräger (1898-1986).
„Ich bin hochzufrieden mit dem Ergebnis dieses Wochenendes“, erklärt Knauer. „Wir konnten neben erfahrenen Einsatzkräften viele junge und noch mit dem Heißeinsatz unerfahrene Einsatzkräfte schulen. Eine wichtige und beeindruckende Erfahrung“, so Knauer. „Unser Dank gilt auch der Wyker Dampfschiffs-Reederei, die den Sattelschlepper kostenlos transportierte und Hotel Seeblick, die die Zimmer für das technische Personal des Containers spendierten“, so Andreas Knauer.