Sicherlich hätten viele der gestrandeten Reisenden zwischen Dagebüll und den Inseln Amrum und Föhr auf die heutige Zwangspause verzichten können, doch Sturmtief „WILFRIED“ hatte den Norden mit dem wohl bisher schwersten Herbststurm voll im Griff. In Schleswig-Holstein wurden vielerorts schwere Sturmböen um die 90 km/h gemessen. Spitzenwerte wurden an den Nordseeküsten und mit bis zu 133 km/h am Leuchtturm in Kiel gemessen. Den heftigen Böen und auf den aufgeweichten Böden hatten so manche Bäume nichts entgegenzusetzen und kippten um. Entsprechend häufig mussten die Feuerwehren im Land ausrücken.
„Ich hätte zwar schon längst am Kamin zu Hause in Flensburg sitzen können, aber es gibt ja Schlimmeres“, kommentierte ein Wochenendbesucher mit der Portion norddeutscher Gelassenheit seine Aufenthaltsverlängerung auf Amrum. „Am Morgen haben wir noch auf der Reederei-App geschaut, ob das Schiff um 12.05.Uhr auch fährt. Eine Vorverlegung auf die Verbindung am Vormittag schien da noch nicht nötig“, beschreibt eine andere Reisende ihr Schicksal.
Der Geschäftsführer der Wyker Dampfschiffs Reederei (WDR), Axel Meynköhn beschrieb am Telefon die Lage im Hafen Wyk auf Föhr und sah in der Unterbrechung des Liniendienstes die nötige Entscheidung, die der Wasserstand am Nachmittag Rechnung trug. „Das Hochwasser ist rund einen halben Meter höher aufgelaufen als ohnehin vorhergesagt war. Der Pegel in Dagebüll maß 8,50 Meter und damit 2 Meter über dem mittleren Hochwasser am Nachmittag“, wusste Meynköhn. Ein Wasserstand, der in Wittdün unkritisch ist aber in den Häfen Wyk und Dagebüll zu großflächigen Überflutungen führte und ein Be- und Entladen der Fähren unmöglich machte.
Wie auf den von Axel Meynköhn zur Verfügung gestellten Bildern zu sehen ist, standen auf dem Fähranleger abgestellte Firmenfahrzeuge bis zur Ladefläche im Wasser. Zwei Auswärtige Fahrzeugführer testeten mit ihren Fahrzeugen die Wassertiefe am Binnenhafen. Vermutlich ein bleibendes Ereignis für die geflutete Fahrzeugtechnik. Auf der Mole in Dagebüll musste die Feuerwehr ein abgestelltes Fahrzeug auf den Haken nehmen, bevor es von den Fluten fortgespült werden konnte.
Soweit zu erfahren war, blieb es für die Feuerwehren auf Amrum erfreulich ruhig. Ein umgestürzter Baum und ein in den Graben gewehter Müllcontainer wurden von der Hausmeisterei der Norddorfer Mutter-Kind Kurklinik in Eigenregie zersägt beziehungsweise an den angetrauten Platz zurückgebracht. In der Gemeinde Nebel wurden die Durchfahrten in den Deichen gesperrt und die Fluttore geschlossen.
In den kommenden Tagen soll es laut den Wettervorhersagen sehr durchwachsen und deutlich zu mild bleiben.