Ein besonderes Weihnachtsgeschenk
Weihnachten ist das Fest, an dem die Familie zusammenkommt, bei gutem Essen, Geschenken und natürlich einem festlich geschmückten Tannenbaum ….
Bei den Überlegungen, wie und mit wem wir in diesem Corona Jahr das Weihnachtsfest feiern wollen, erinnert sich meine Mutter Inge an ein besonderes Weihnachtsfest – Weihnachten im Kriegsjahr 1944:
Wir waren nur zu viert, meine Oma, meine Mutter, mein 8-jähriger Bruder Horst und ich (damals 12 Jahre alt) in unserem kleinen Haus in Schleswig. Von meinem Vater und meinen zwei älteren Brüdern Hansi und Karl Heinz gab es keine Nachricht, sie waren im Krieg. Besonders für meine Mutter war es eine sehr schwierige Zeit. In diesem letzten Kriegswinter gab es rein gar nichts mehr, an ein Festessen zu Weihnachten oder gar Geschenke war überhaupt nicht zu denken, was besonders für meinen Bruder Horst sehr traurig war. Meine Oma hatte jedoch eine Idee. Sie sprach mit unserem Nachbarn, der Aufgrund einer Kriegsverletzung nach Hause gekommen war, ob er bei einem kleinen Geschenk für Horst weiterhelfen könnte. Und tatsächlich, er bot an, ein kleines Holzpferd zu schnitzen.
Tagelang wartete Herr Sievers nun darauf, dass ein Pferd bei Ihm vorbeilief, damit er eine Vorlage für das Holzpferd bekam. Leider waren fast alle Pferde in dieser Zeit im Krieg und so musste er sich ohne Vorlage ans Werk machen. Das war natürlich eine große Überraschung für Horst, als er als einziger am Heiligabend völlig unerwartet ein Weihnachtsgeschenk bekam. Mit großen Augen packte er sein Paket aus und freute sich riesig über das Holzpferd. Doch plötzlich stutzte er und rief ganz laut: „He het de kneen ja verkehrt rüm“. Tatsächlich, die Hinterbeine hatten ihr Kniegelenk nach vorn gewinkelt anstatt nach hinten. Wir alle schauten uns überrascht an und fingen laut an zu lachen. Das Eis war gebrochen und es wurde trotz all der Widrigkeiten Dank Herrn Sievers und seiner Schnitzkunst noch ein fröhlicher Abend.