Gerade in alten Tagebuchaufzeichnungen findet man öfter Bezeichnungen friesischer Flurnamen, ohne dass die Schreiber Näheres über ihre Bedeutung oder Lage ausführen. Sie gehen wie selbstverständlich davon aus, dass den Lesern diese Namen bekannt sind. So schreibt z.B. der Amrumer Lehrer Heinrich Arpe (1877-1946) über seinen Spaziergang durch Norddorf am 3. Mai 1908: „Wie sich Natur und Menschen auf den kommenden Sommer rüsten, sahen wir am Folgenden: Wo früher eine bewachsene Düne, im Volksmund als Rulews Knob bekannt, sich erhob, waren Geräte zur Herstellung eines Fundamentes aufgestellt. Jan Simon Jannen erbaut sich da nämlich ein modernes Kaufhaus, in dessen geräumigem Laden er sein vielfältiges Geschäft halten und Amrumer und Badegäste zur Ader lassen will. Mit dem Kies aus dem zukünftigen Keller des Jannenschen Kaufhauses wird ein Streifen an der Seite des Strandweges befahren werden, der in gleicher Höhe mit der Marsch liegt. Der kommende Sommer wird also wohl dort den Anfang eines Trottoirs sehen.“
Was verbirgt sich nun hinter der Bezeichnung Rulews Knob? Knob ist die friesische Bezeichnung für eine kleine Erhöhung bzw. Hügel. Mit Rulew (gesprochen Rulo) ist die friesische Form des Vornamens Roluf gemeint. Konkret handelt es sich hier um Roluf Wilhelm Peters (1934-1911), verheiratet mit Christina Lucia Hansen (1830-1911). Er bewohnte auf diesem Knob ein Haus, das er 1860 von seinen Eltern Wilhelm Peters (1810-1873) und Ehefrau Tesje, geborene Bohn (1813-1891), geerbt hatte. Roluf wohnte dort mit seiner Frau bis 1911, als beide starben. Das Haus wurde verkauft und brannte 1914 ab. Das Grundstück lag dann fast 20 Jahre brach, ehe um 1930 Jan Hinrich Tücke Knudten (1877-1952), verheiratet mit Ingeline Juliane Sophie Peters (1880-1958), eine Nichte von Roluf Peters, dort sein Haus „Fallen Anker“ errichtete.
Wie es vor dem Bau des Kaufhauses an dieser Stelle aussah, zeigt eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1905. Im Vordergrund links ist noch der Osthang des Knobs zu erkennen, auf dem dann das Kaufhaus Jannen errichtet wurde. Im Hintergrund befindet sich das reetgedeckte Haus von Roluf Peters, auf dessen Platz heute das Haus „Fallen Anker“ steht. Dass aber auch etwas die Zeit überdauert hat, zeigt auf dem Foto rechts das Haus von Dieter und Annegret Bachmann, in dem sie bis 2005 ihr „Friesenlädchen“ betrieben und das bis heute fast unverändert ist.