Eine Sensation aus der Vergangenheit …


v.l.n.r: Vorsitzender Öömrang Ferian Jens Quedens, Archäologin und Ausgrabungsleiterin Janna Kordowski, Jan Fischer Grabungstechniker

Schon seit dem 12.04. sind die Mitarbeiter vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) mit Ausgrabungsleiterin und Archäologin Janna Kordowski in Norddorf am Taft am Arbeiten. Das Hügelgrab „Naierhuuch“ war bekannt und in der Landesaufnahme von 1958 wurde festgehalten:

Nach Mitteilung des Bauern Ermin Martinen wurde der eigentliche Hügel in den Jahren 1911/12 abgetragen (nicht untersucht!) und an seiner Ostseite im Jahr 1934 beim Bau des Hauses von Schlachter Schult abgetragen und mit hellgrauem Sand aufgeschüttet. 1848 erwähnte Pastor Mechlenburg, dass in dem Hügel ein Dolch gefunden wurde. An dem abgebröckelten Rand des Hügels fand der aus Norddorf stammende Lehrer Christian Johansen als Knabe eine Urne, die außer Leichenbrand ein etwa drei Zoll langes Stück Metall (Bronze?) von der Dicke eines Griffels enthielt.
Als nun dieses leer stehende Grundstück verkauft wurde und Häuser anstehen sollten, ist der Vertrauensmann des ALSH für Amrum, Jens Quedens der Sache nochmals intensiver nachgegangen. Durch die Ausgrabungsarbeiten des ALSH am Naierhuuch konnte festgestellt werden, dass es sich hier um einen sehr gut erhaltenen Grabhügel handelt, in dem bis jetzt drei Grabkammern vorgefunden wurden die vollständig erhalten waren. Grund hierfür ist die Ortslage, denn ausserhalb des Dorfes werden diese Hügelgräber oft einfach überflügt. Vermutlich handelt es sich um ein Grab aus der Steinzeit um 2000 v. Chr. mit bronzezeitlichen (um 1500 v. Chr) Nachbestattungen. Am Naierhuuch konnten die Archäologen die einzelnen Erdschichten datieren und die darunter liegenden Grabkammern öffnen. Die erste Grabkammer war leer, doch in der zweiten fanden Janna Kordowski und ihre Kollegen eine Bernsteinkette und einen Backenzahn. Bei erster Sicht schätzten die Archäologen nun, daß es sich um eine Grabkammer aus der Jungsteinzeit handelte, viel älter also als Anfangs angenommen. „Es ist unglaublich, es handelt sich hier um ein Schmuckstück, was um die viertausend Jahre alt ist. Wir hoffen die Kette ohne Beeinträchtigungen bergen zu können“, erzählt die Archäologin aus Schleswig.
Die Grabkammern sind offen gelegt und Grabungstechniker Jan Fischer zeigt einzelne Erdschichten

Neben der Grabkammer befanden die Keramikscherben, die vermutlich der Trichterbecherkultur zuzuordnen sind. Das ganze Grabungsteam ist gespannt, ob es weitere Funde in der dritten Grabkammer gibt, die eine zeitliche Zuordnung noch sicherer machen. Ein Teil der Grabanlage liegt für die Archäologen unerreichbar auf dem Nachbargrundstück. Vielleicht kann durch den Einsatz eines Bodenradars, die Kenntnis über die Fundstelle noch vervollständigt werden.

Jens Quedens ist fasziniert von dem Erhalt des Grabhügels und dem jetzigen schmucken Fundstück. Er hat die Ausgrabungen täglich besucht und sich aktiv an der Grabung beteiligt. „Wir freuen uns auch sehr, daß der jetzige Besitzer des Grundstücks nicht einfach nach den Ausgrabungen alles platt machen wird, sondern, falls die Gemeinde Norddorf zustimmt, auf der Verkehrsinsel am Straßenrand eine Grabkammer mit einer Informationstafel wieder aufgebaut werden darf, so dass jede/r auf den Spuren von Amrums Vergangenheit wandeln kann. „Eine so interessante Arbeit und ich verfolge die Inselgeschichte schon seit Jahren. Wenn man selbst dabei ist und eine Tonscherbe oder Stein in den Händen hält die hunderte und tausende von Jahren alt ist, ja, das ist wirklich was bewegendes“, erklärt Jens Quedens und freut sich, dass auch andere Amrumer, die von der Strasse aus fasziniert die Grabung verfolgten, davon begeistert waren. Die Grabung wird um den 7.Mai herum abgeschlossen werden.
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Über Kinka Tadsen

Kinka Tadsen erblickte 1972 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie dann auf Amrum. Abitur hat sie auf Föhr gemacht und sich für eine Fotografenlehre in Bad Oldesloe entschieden. Fotografen- und Lebenserfahrung hat sie in der großen weiten Welt auf diversen Kreuzfahrtschiffen als Bordfotografin gesammelt. 2003 folgte dann die Rückkehr nach Amrum. Seit 2008 gehört sie als freie Journalistin zum Amrum-News Team.

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