Eindrücke vom „Coronasommer 2021“ auf Amrum …


„Urlaub im Norden wird zum Luxus“. So lautete eine Schlagzeile auf der ersten Seite des Insel-Boten in der letzten Woche. Angesprochen wurden hier die enorme Nachfrage und die gestiegenen Preise für Unterkünfte an Nord- und Ostsee. Als Luxus kann man es durchaus auch bezeichnen, wenn man dieses Jahr für die Sommerzeit eine Unterkunft auf Amrum buchen konnte. Insbesondere Ende Juli und Anfang August herrscht auf der Insel allerhöchste Hochsaison, alle Betten sind belegt. Das war schon immer so. Und wenn nicht gerade ein Corona bedingter Lockdown herrscht, haben sich auf Grund der immer noch die Welt beherrschende Pandemie viele Gäste, die sonst gerne in ferne Länder gereist sind, ein Urlaubsziel eben auch auf Amrum ausgesucht. Die Amrumer sind es gewöhnt, dass v.a. in der Ferienzeit ihre Insel von Menschen nahezu überquillt. Durch die auch weiterhin geltenden Hygieneregeln ist es in diesen Pandemiezeiten jedoch noch zu einer spürbaren Verschärfung von Engegefühlen gekommen. Andrang beim Bäcker gab es in der Urlaubszeit immer, aber die Schlangen vor den Läden, v.a. zu Stoßzeiten, sind länger geworden. In der Gastronomie können, zumindest im Innenbereich, nur begrenzt Tische besetzt werden, und das auch nur mit Voranmeldung. Die Strandkörbe am Kniepsand stehen in gehörigem Abstand voneinander, und es fahren auffallend viele Wohnmobile über die Insel.

2300 Einwohnern stehen in der Hochsaison weit über 10.000 Gäste gegenüber. Rechnet man noch die Tagestouristen und Saisonkräfte hinzu kann man von ca. 15.000 Menschen ausgehen, die sich tagtäglich über die Insel bewegen. Dennoch ist es möglich den Sommer auf Amrum zu genießen. Am riesigen Kniepsand, an der Wattseite oder im Wald findet man immer noch ruhige Plätze, und in den Dünen kann man die zur Zeit blühende Heide bestaunen. Schlickgenießer, Kiter und Surfer gehen ihrem Sport nach, und bei entsprechenden Wetterlagen kann man den friesischen Wahlspruch „Rüm hart – klaar Kiming“ („weites Herz – klarer Horizont“) gut nachvollziehen. Ein Blick auf die großen Windkraftanlagen vor Amrums Westküste oder die Sicht über das Wattenmeer sprechen für sich.

Kritisch ist weiterhin anzumerken, dass auch auf Amrum in allen Bereichen ein eklatanter Fachkräftemangel herrscht. Nahezu alle Dienstleistungsbetriebe und „systemrelevanten Einrichtungen“ beklagen die verschärfte Personalnot. Dies betrifft die Gastronomie, Hotellerie und Reinigungsfirmen ebenso wie die Handwerksbetriebe, Bäckereien und Lebensmittelläden. Auch medizinische Einrichtungen wie Physiotherapieeinrichtungen, Kurkliniken, Rettungsdienst, Arzt- und Zahnarztpraxen suchen verzweifelt Fachpersonal. Bereits vor Monaten begonnene Bau- und Renovierungsarbeiten kommen allenfalls nur langsam voran. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Amrumer auf ein Saisonende freuen, wenngleich auf Grund der Buchungslage davon auszugehen ist, dass, zumindest in diesem Jahr, die Saison bis in den November hinein gehen wird.

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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One comment

  1. Hans Karstensen

    Zum Punkt fehlender Fachkräfte, es muss natürlich zum einen mehr fester Wohnraum geschaffen werden aber viel wichtiger sind Kontrollen seitens der Bauordnungsbehörden bei den Neubauten der letzten Jahre, ob dort tatsächlich fester Wohnsitz geschaffen wurde.

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