Rost im Bild …


Martina Tenhagen

So lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im St. Clemens Hüs in Nebel.

Rost als Oberfläche moderner Kunst im öffentlichen Raum ist seit den 1990er Jahren allgemein bekannt, aber Rost auf Bildoberflächen – das ist doch eher selten und macht neugierig auf die Bilder von Martina Tenhagen, die seit August in Saal und Foyer des St. Clemens-Hüs zu sehen sind. Und ich muss sagen: Mir gefallen die Farben und der Rost.

Martina Tenhagen stammt aus Leverkusen. Bis 2019 leitete sie in ihrer Heimatstadt eine beliebte Offene Ganztagsschule. Schon während ihrer Ausbildung zur Erzieherin und ihrer fast 40-jährigen pädagogischen Tätigkeit spielte das Malen eine große Rolle. Begonnen hat sie mit Aquarell- und Ölmalerei. Inzwischen malt sie vorwiegend mit Acryl, Rost und Harz, fotografiert und ist auch kunsthandwerklich tätig. Seit drei Jahren hat sie ihr eigenes Atelier als freie Künstlerin.

Lebendige Strukturen

„Reisen, das Meer und die Kunst – das ist meine große Leidenschaft.“ Und die spiegelt sich in den Farben und Motiven ihrer Bilder und Fotografien wider. „Ich arbeite gern mit Naturmaterialen wie Lehm, Asche, Sand und Holz, das ich in meine Bilder einarbeite. Ich finde, das passt sehr gut zur Natürlichkeit der Insel.“

Es ist Martina Tenhagens erste Ausstellung auf Amrum. „Ich bin der Kirchengemeinde St. Clemens sehr dankbar, dass ich meine Bilder hier auf Amrum ausstellen darf. Ich finde, die Leute am Meer sind irgendwie ruhiger und lassen sich von der Kunst begeistern“, sagt die Leverkusenerin, die ihre Bilder schon auf Ameland, und aktuell auch in Ahrenshoop an der Ostsee zeigt.

„Empire“ und „Warme Quellen“ (Mischtechnik Acryl/Rost)

Zur Vernissage war Martina Tenhagen das erste Mal auf Amrum und hat gemeinsam mit ihrem Mann hier eine Woche Urlaub gemacht. „Ich habe mich direkt in die Insel verliebt – ihre Naturbelassenheit, der große Strand, das Watt… Und Nebel ist so ein hübsches, gemütliches Dorf“, schwärmt sie am Telefon.

„Ich muss gestehen, dass ich ein bisschen Schlick mitgenommen habe, den ich gerade in ein neues Bild einarbeite. Das wird mich dann immer an Amrum erinnern. Ich bin sehr gespannt, wie es sich hier im November anfühlt, wenn wir zum Abbau der Ausstellung wiederkommen und nicht mehr so viele Gäste auf der Insel sind.“

Martina Tenhagen verwendet gern Materialien, die ihr ein experimentelles Malen ermöglichen, neben Natur- und Baumaterialien sind das Pigmente, Beizen, Harze und anderes. Besonders spannend findet sie es, Holzstücke oder Rostteile in ihre Bilder einzuarbeiten. „Ich verarbeite gern Teile, die ich finde. Das trägt zur Erhaltung und Wertschätzung des Materials bei, und die Teile entfalten dann in den Bildern eine neue, schöne Wirkung und geben dem Bild eine Dreidimensionalität.“

„Empire“ – Detailansicht (Harz/Rost auf Holzspalte)

Bei Strukturarbeiten – Tenhagen hat die Techniken in der Malschule von Gabriele Musebrink in Essen erlernt – sind oft präzise Abläufe einzuhalten, um ein Ziel zu erreichen. Viele Schichten übereinander müssen aufgetragen werden.

Aber wie lässt man Bilder verrosten? „Der Rostprozess besteht aus einer Eisengrundierung und einer Oxidierung. Der Rostprozess auf dem Bild dauert mehrere Tage. Die Bilder sind lebendig. Sie können sich noch nach Wochen verändern“, erklärt die experimentierfreudige Künstlerin. So gebe es immer etwas Neues zu entdecken.

Die Oberfläche der Resin-Bilder im Foyer wirkt wie ein Spiegel

Auch die Resin-Bilder (sie hängen im Foyer) bestehen aus verschiedenen Komponenten: Epoxyharz, Härter, Farbpigmenten. Für die Zusammensetzung gibt es genaue Rezepte. Gemalt wird mit dem Heißluftfön. Dennoch wird kein Bild genau wie das andere, sagt Martina Tenhagen. Sie werden immer ein bisschen anders

Der Malprozess sei für sie ein Glücksgefühl. Das finge schon mit dem Einkauf der Farben an. Wenn ihre Bilder dann auch noch ausgestellt würden und sich andere daran erfreuen, einige sogar ein Bild bei sich Zuhause aufhängen möchten, sei das Glück vollkommen.

Die Ausstellung „Rost im Bild“ ist noch bis zum 26. November 2021 zu sehen, montags bis freitags von 9 –17 Uhr im St. Clemens-Hüs in Nebel, Postwai 3. 

Eintritt frei.

Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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