Corona- und Grippeimpfungen auf Amrum – aktueller Stand …


Aktuell herrscht zum Kampf gegen Corona bundesweit wieder einmal eine große Verunsicherung vor. Politik und Wissenschaft haben unterschiedliche Auffassungen zum weiteren Vorgehen, insbesondere im Hinblick auf eine dritte, sog. „Booster-Impfung“. Hinzu kommen auch wieder die typischen (föderalistischen) unterschiedlichen Vorgehensweisen bezüglich Hygieneregeln in den Bundesländern („2 G“, „3 G“, „Testungen“, „Maske tragen“, „Zusammenkünfte“ etc.). Von einem einheitlichen Vorgehen kann wahrlich nicht die Rede sein, wenngleich auch die Gesundheitsministerkonferenz der Länder seit letzten Freitag generell eine Auffrischimpfung sechs Monate nach der zweiten Dosis empfiehlt.

Extrem ansteigende Inzidenzzahlen, nicht nur in Deutschland, sind beunruhigend, waren aber vorauszusehen. Erschreckend aber ist es, dass ganz offensichtlich die „Coronamüdigkeit“ und ein nachlassendes Interesse der Medienlandschaft an dem Thema zu einem deutlich lascheren Umgang mit der Pandemie geführt hat. Wenn man bedenkt, dass wir uns vor genau einem Jahr, und auch in den ersten Monaten des Jahres 2021, bei geringeren Inzidenzzahlen im Lockdown befunden haben, so ist der aktuelle Umgang mit dieser potentiell tödlichen Erkrankung fragwürdig.

Sicher ist, dass ein ausreichender Impfschutz mit einem zugelassenem Covid-Impfstoff zu erzielen ist. Auch wenn es sog. Impfdurchbrüche, die auch auf Amrum bereits vorgekommen sind, gibt, so haben diese Menschen zumeist keine Symptome bzw. haben nur einen sehr milden Krankheitsverlauf. Weniger als 25% der aktuell in Deutschland „positiv“ getesteten Patienten sind Impfdurchbrüche, und davon zeigen wiederum nur weniger als 25% Krankheitszeichen. Allerdings können alle „Positiven“ die Infektion weitergeben und sind somit als „ansteckend“ anzusehen. Bei Corona-positiv Getesteten ordnet das Gesundheitsamt entsprechende Quarantäne-Maßnahmen an.

Sicher ist auch, dass mit zunehmendem Alter und bei Menschen mit schweren chronischen Erkrankungen das Immunsystem träge arbeitet und ein möglicher Impfschutz rascher abklingt. Daher wird sowohl von den Gesundheitspolitikern als auch von den Wissenschaftlern zu einer dritten Impfung geraten, wobei, wie oben bereits angeschnitten, bezüglich der Vorgehensweise Uneinigkeit besteht. Während unser Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn die Booster-Impfung für „Alle“ fordert und sogar vorschlägt die Impfzentren wieder zu öffnen, empfiehlt die STIKO (Ständige Impfkommission) aktuell die 3. Impfung 6 Monate nach der 2. Impfung nur für Menschen ab 70 Jahren, für alle Menschen in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen und dem in diesen Einrichtungen tätige Personal, sowie generell für medizinisches Personal mit Patientenkontakt. Allerdings prüft die STIKO auch derzeit, ob eine Erweiterung der Empfehlungen ausgesprochen werden soll.

Die Impfstoffe von BioNTech und Moderna sind auch für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen. Derzeit wird in Europa und Deutschland auch eine Zulassung ab 5 Jahren geprüft, hierüber ist aber noch nicht entschieden. Unbestritten ist, dass es weiterhin eine dringende Impfempfehlung für ALLE bislang Ungeimpften gibt, für die die Impfstoffe zugelassen sind.

Die Ärzteschaft auf Amrum geht bezüglich der Impfungen aktuell wie folgt vor:

Es werden weiterhin Erst- und Zweitimpfungen vorgenommen. Drittimpfungen (Booster-Impfungen) werden bereits entsprechend den Empfehlungen der STIKO durchgeführt, wobei zumindest der Großteil der über 80jährigen sowie die Pflegebedürftigen auf Amrum bereits ein drittes Mal geimpft sind. Über die aktuellen Empfehlungen der STIKO hinaus sind wir zudem der Meinung, dass alle immunsupprimierten Patienten (z.B. Organtransplantierte, laufende Chemotherapie,  schwere rheumatische Erkrankungen), ebenso wie Patenten mit anderen schweren chronischen Erkrankungen, eine Booster-Impfung erhalten sollten. Ansonsten werden wir uns weiter an den Empfehlungen der STIKO orientieren und ggf. das Impfmanagement ausweiten.

Alle entsprechenden Impfwilligen mögen sich bitte bei ihrer Arztpraxis melden um einen Impftermin zu vereinbaren. Es bedarf weiterhin einer guten und aufwendigen Planung in den Praxen. Die Impfseren müssen mit einem Vorlauf von mindestens 2 Wochen bestellt werden, und es muss immer eine bestimmte Anzahl von Impflingen zusammenkommen, da aus jeder Ampulle mehrere Impfdosen aufgezogen werden. Sollten dann die Empfehlungen auf eine Boosterimpfung für alle zweimal Geimpften ausgeweitet werden wird es mit Sicherheit zu Wartezeiten kommen. Es wird dann wie bei den Erst- und Zweitimpfungen nach Prioritäten (Altersgruppen, Medizinisches Personal, systemrelevante Gruppen mit großen Kontakthäufigkeiten wie z.B. Lehrer, Erzieher, Feuerwehr, Polizei etc.) vorgegangen werden müssen.

Wichtig ist es für jeden Einzelnen weiterhin auf ausreichende Schutzmaßnahmen zu achten: 3G/2G-Regeln, ggf. Testungen, zertifizierter Mund-Nasenschutz, Händedesinfektion, Kontaktbeschränkungen und Vermeidung großer Menschenansammlungen sollten mittlerweile jedem bekannt sein. Auf keinen Fall darf man bei auftretenden Symptomen wie z.B. Fieber, Husten und Schnupfen zur Arbeit, in die Schule oder in den Kindergarten gehen. Man soll sich telefonisch beim Hausarzt melden, um einen Termin in einer gesonderten Infektsprechstunde zu vereinbaren. Und selbstverständlich muss in den Arztpraxen und auf den dazugehörigen Geländen sowie in den Gebäuden der Infektsprechstunde eine Maske getragen werden!

Bei allem Coronastress muss bedacht werden, dass es immer auch noch andere Erkrankungen neben Covid-19 gibt. Die Influenza (Grippe) ist mindestens ebenso gefährlich, hier wird ja schon seit langem eine jährliche Impfung angeraten.

Bislang sind auf Amrum durch die beiden Arztpraxen und die Kurkliniken ca. 4700 Coronaimpfungen durchgeführt worden, davon rund 2400 Erst-, 2200 Zweit- und 100 Boosterimpfungen, sowie ca. 400 Grippeimpfungen. Und so wie es aussieht ist noch lange kein Ende des Impfmarathons abzusehen.

 

Dr. Peter Totzauer, Praxis an der Mühle, Nebel auf Amrum

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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