Die Vorschulkinder des Inselkindergartens waren wieder auf einen ganz besonderen Ausflug unterwegs. Nachdem schon Bauer Martinen und die Polizeistation unter die Lupe genommen worden sind wartete jetzt ein weiterer besonderer Besuch auf die Mädchen und Jungen.
Andrea Andresen hat den Kontakt hergestellt zwischen dem Kindergarten und ihren Gästen, die Mitglieder des Verbandes Deutscher Falkner. Derzeit sind sie auf Amrum und haben den Kindern die Möglichkeit gegeben ihre Tier aus der Nähre anzuschauen. Mit großen Augen standen sie im Halbkreis als Harry Anton mit seinem Habicht auf der Hand vor ihnen stand. Scharfe Fänge und ein beeindruckendes Gefieder mit weit schwingenden Flügeln. Aufgeregt und mit vielen Fragen quirlten die Kinder herum. „Was fressen die denn?”, war eine davon und Jens Kohn erklärte, das die artgerechte Nahrung von Greifvögeln sei, möglichst komplette Tiere (Mäuse, Küken, Ratten Tauben etc.) zu verfüttern:”Die Vögel fressen diese Tiere fast komplett, verdauen mit ihrer aggressiven Magensäure sogar die nährstoffreichen Knochen. Unverdauliche Reste (Federn, Horn der Krallen) werden als Speiballen (Gewölle) wieder hochgewürgt und ausgeworfen. Eulen z.B. können die Knochen nicht verdauen, werfen diese dann mit dem Gewölle wieder aus.”
Neben den insgesamt fünf Habichten konnten die Kinder auch noch einige der Frettchen sehen und sogar streicheln. Handzahm sind die Tiere, die den Falknern und ihren Habichten bei der Jagd nach Kaninchen helfen. “Die Frettchen gehören zur Familie der Marder, es handelt sich dabei um domestizierte Iltise. Es sind also, wie unsere Hauskatzen, zahme Raubtiere. Folglich füttern die meisten Falkner Katzenfutter und ab und zu etwas rohes Fleisch. Alles was eine Katze frisst, mögen auch die Frettchen.
Na, welche Augenfarbe haben denn die Frettchen?“,fragte Harry Anton. Die Hände schnellten in die Höhe, denn natürlich war den Kinder gleich die rote Augenfarbe bei den Albinos aufgefallen. „Wieso zittern die denn, sie haben doch Fell?“, fragte ein Junge und staunte über die Antwort von Jens Kohn, der erklärte, dass das er es ja gerade erst aus seinem „ Bett” (Kiste) geholt habe, wo er eng kuschelig mit seinem Mitbewohner lag und dann ist es für ihn jetzt auch kalt.
Ruhig und geduldig beantworteten die beiden Falkner jede Frage und manche erklärten auch die Tiere selbst, als zum Beispiel der Habicht auf Harrys Hand „ auf Toilette” mußte und einfach zeigte wie ein Vogel sich erleichtert. Ein Lachen durch die ganze Gruppe. Manchmal sind es eben die kleinen Dinge, die die Kinder begeistern 🙂 Ein anderer Habicht hatte gerade an dem Tag vorher seinen Namen bekommen. „Wieso hat er jetzt einen Namen und vorher nicht?”, fragte ein Mädchen und auch hier erläuterten die Falkner, das der Habicht erst einen Namen bekommt, wenn er seine erste Beute gemacht habe und so Habicht Lisa gestern erfolg hatte. Jedes Jahr kommen Jens Kohn und Harry Anton mit anderen Falknern für eine Woche nach Amrum. Sie arbeiten mit ihren Vögeln in Gemeinschaft mit den Frettchen und sind auf Kaninchen Jagd. „Die Greife jagen immer nur auf das Tier, das sie am leichtesten erbeuten können. Manche Vögel jagen nie starke Beute an, lassen sich auch nicht dazu bewegen. In der Praxis bedeutet das, es werden fast ausschließlich kranke und schwache Tiere gebeizt. Auch existiert das Problem, dass Krankheiten wie die Myxomatose und die Chinaseuche RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease) den Kaninchenbestand, nicht nur auf den Inseln, deutlich dezimiert haben. Hier versuchen Jäger wie Falkner kranke Exemplare möglichst zu erlegen, um den gesunden Bestand zu erhalten“, erklärt Jens Kohn, dem es wichtig ist richtig über die Falknerei, die seit 2016 als Immaterielles Kulturerbe anerkannt ist, aufzuklären.
An diesem Morgen hatten die beiden Falkner sich für die Vorschulkinder von Amrum Zeit genommen und freuten sich den Mädchen und Jungen ihre Tiere und auch das Falknern ein bisschen näher zu bringen. Jens Kohn als Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Falkner Rheinland Pfalz/Saarland und stellv. Vorsitzender Harry Anton sind beide schon lange Jahre Falkner „Ich weiß gar nicht wienlange irgendwie schon immer“, lächeln die Beiden und freuen sich jedes Jahr wieder am letzten November Wochenende auf die Insel zu kommen. Das Falknern ist mehr als nur ein Hobby und das merkt man schnell im Gespräch mit den Beiden, die auch zeigen, wie ihre Tiere die lange Fahrt nach Amrum gut überstehen, “in Boxen wo sie ruhig drin sitzen und schlafen können, auf einer Stange sitzen wäre zu unruhig für unsere Tiere. Das entscheidet jedoch jeder Falkner für das einzelne Tier. Jeder Vogel ist da anders, ein Individuum und es gibt auch welche die auf speziellen Sitzstangen transportiert werden.“ Nach einer guten halben Stunde verabschiedeten sich die Kinder und bedankten sich für den spannenden Besuch bei Habicht Lisa und den Frettchen, die dann auch eine Pause brauchten bevor es dann für sie wieder an die Arbeit geht, für den einen hoch in die Luft und die anderen ab in den Kaninchenbau.
Kinka Tadsen erblickte 1972 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie dann auf Amrum. Abitur hat sie auf Föhr gemacht und sich für eine Fotografenlehre in Bad Oldesloe entschieden. Fotografen- und Lebenserfahrung hat sie in der großen weiten Welt auf diversen Kreuzfahrtschiffen als Bordfotografin gesammelt. 2003 folgte dann die Rückkehr nach Amrum. Seit 2008 gehört sie als freie Journalistin zum Amrum-News Team.