Oner üs – Unter uns; Maik Geisler …


Maik Geisler: „Hier habe ich wieder Patientenkontakt, das hatte ich während meiner Jahre an der Akademie vermisst.“

Auf Amrum kennt jeder jeden? Stimmt nur fast, und nachfragen lohnt sich trotzdem: Hoker beest dü? An: Hü gong’t? Wer bist du? Und: Wie geht’s?

Maik Geisler: Hier ist es wie „back to the roots“

„Es hat ganz viele Gründe, dass wir nach Amrum gekommen sind. Schon bevor wir Kinder hatten, haben meine Frau Kristina und ich immer Urlaub auf Inseln gemacht, am liebsten an der Nord- und Ostsee. Als wir das erste Mal auf Amrum waren, dachten wir: Ja, das ist es. Unserer Meinung nach ist es einer der schönsten Flecken Erde.

Seit Januar 2021 wohnen wir in Wittdün. Kristina arbeitet im Homeoffice, ich bin bei der Diakonie im mobilen Pflegedienst tätig. 10 bis 15 Patienten betreue ich und habe dort ganz unterschiedliche Aufgaben. Vom Tablettenstellen und – geben bis zu aufwändigen Verbänden und Grundpflege.

Vorher waren wir in Kiel. Dort habe ich als Lehrkraft am UKSH gearbeitet, dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Die bilden aus, fort und weiter. Ich war Kursleiter und habe dort Pflegekräfte unterrichtet. Das war ein Job, der mir großen Spaß gemacht hat.

Die letzten Jahre saß ich also viel am Schreibtisch und musste mich jetzt erstmal umgewöhnen. Auch in der Hinsicht übrigens, dass hier der ganze Schriftkram über Ordner läuft und nicht digital. Es ist wie back to the roots. Für mich ist das ok, ich habe mich umgestellt. Und ich habe wieder Patientenkontakt, das hatte ich während meiner Jahre an der Akademie vermisst und das macht mir totale Freude.

Mein zweites Standbein ist die Fotografie. Ich bin selbständiger Hochzeits- und Familienfotograf. Mich reizen die Kreativität und der totale Kontrast zu meinem anderen Job. Die alltägliche Arbeit in der Pflege ist doch oft mit vielen Sorgen verbunden. Beim Fotografieren von frisch Verheirateten oder von Familien ist das natürlich überhaupt nicht das Thema. Da geht es um die andere Seite. Um das Glückliche. Was beide Berufe vereint, ist der persönliche Umgang mit den Menschen. Das macht es spannend und immer anders.

Mit den anderen Fotografen hier tausche ich mich regelmäßig aus. Wenn ich zum Beispiel Kinka Tadsen oder Leif Quedens treffe, sprechen wir uns ab, was anliegt, wer wann im Urlaub ist, wer Kapazitäten hat. So kriegen wir die Aufträge gut verteilt; vor allem in der Sommersaison, wenn viele Touristen anfragen.

Seit Januar 2021 ist Familie Geisler auf Amrum zu Hause. „Unserer Meinung nach ist es einer der schönsten Flecken Erde.“

Seit September bin ich im Vorstand des Insel-Kindergartens. Ich hatte mich auch in Kiel immer engagiert, in allen Kindergärten, in denen unsere drei Töchter waren. Ich war Elternvertreter oder was auch immer gebraucht wurde. Hier hatte ich signalisiert, dass ich wieder bereit wäre, mitzuwirken, wenn sich das ergibt. Und so wurde ich dann vor den letzten Wahlen im Sommer angesprochen, ob ich kandidieren würde.

Wir sind zu fünft im Vorstandsteam und es klappt super. Selbst, als wir im November einen größeren Corona-Ausbruch im Kindergarten zu bewältigen hatten, haben wir sehr gut harmoniert. Innerhalb kürzester Zeit konnten wir Absprachen treffen und Informationen herausgeben.

Insgesamt freue ich mich, wenn diese Corona-Zeit vorbeigeht. Wir sind mitten im Lockdown auf Amrum angekommen. Für uns als Neu-Zugezogene ist es natürlich schwierig, mit Leuten engere Kontakte zu knüpfen. Aber das wird sich auch finden. Und unsere drei Töchter hatten erstaunlich wenig Probleme. Alle drei haben Freunde gefunden und fühlen sich hier einfach superwohl. Zwei besuchen die Grundschule, eine ist im Kindergarten. Sie wurden toll aufgenommen.

Wir alle vermissen manchmal unseren Kieler Freundeskreis und die Großeltern, die wir natürlich dalassen mussten. Wir trauern aber nicht. Wir gucken dahin zurück und denken: Das war eine schöne Zeit. Aber es ist ja hier nicht weniger schön! Wir freuen uns, dass wir hier sein dürfen.

 

Über Anna Jannen

Anna Jannen, geboren 1982, aufgewachsen auf Amrum, studierte Germanistik, Politik und Pädagogik in Hamburg und Aix-en-Provence. Sie ist Studienrätin und freie Journalistin. Seit 2016 lebt sie mit ihrer Familie wieder auf der Insel, unterrichtet Öömrang und schreibt.

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