Hinter den Kulissen …


Kinka bei der Arbeit

Einmal hinter die Kulissen einer großen Filmproduktion zu schauen, fast unmöglich für Aussenstehende. Direkt hinter dem Kameramann zu stehen, die Schauspieler hautnah erleben und das bunte Treiben dieser Filmmaschenerie auf sich wirken lassen.

Die Chance bekam ich unerwartet und spontan, weil die Standfotografin aus gesundheitlichen Gründen für ein paar Tage ausfiel. Ein kurzes telefonisches Briefing und schon am nächsten Morgen sollte es losgehen. Doch einfach so ans Filmset kommen und „Hallo hier bin ich”, das geht in der heutigen Zeit natürlich nicht mehr. Zu allererst erfolgen zwei PCR Testes, Sicherheitseinweisung etc. Im morgendlichen Nebel von Steenodde hieß es dann “Film ab” für mich; unbekanntes Terrain und ein Wirbel aus fünfzig neuen Gesichtern. 
Als ich mit dem Fotoapparat gesichtet wurde kamen sofort vernichtend skeptische Gesichter, Presse und einfach so Fotos machen wird nicht gerne gesehen. Nachdem ich eine Ansprechpartnerin gefunden hatte, die mich an die Regieassistentin weitergeleitet hatte, wurde ich vorgestellt, konnte die Wogen glätten und bekam von allen ein freundliches „Herzlich Willkommen am Set”.
Unsicherheit und Unkenntnis, wer macht hier eigentlich was, ist wofür zuständig? Einzig direkt zu erkennen war der Schauspieler, er stand vor der Kamera, doch wo war der Kameramann? Der steht nämlich nicht direkt an der großen technisch gewaltigen Optik auf Schienen. Über Funk ist seine „Steuerung” verbunden, ebenso die Frau für die Schärfe im Bild. Viele Bildschirme, auf denen zu sehen ist, was und wie die Kamera gerade filmt. Zwei bis drei Männer, die der Filmkamera den richtigen Verlauf geben oder auch mit riesigen Gestell und technischen Rucksäcken schwebend mobil mit ihr umherlaufen. Markant ist immer das „und BITTE” vom Regiseur, das die Szene startet. „Ruhe, wir drehen….Ton ab….Tonläuft…Klappe” gehen dem voran und dann eine Stille am Set, dass eine Stecknadel zu hören wäre, würde sie zu Boden fallen.
Der Wald in Nebel gehüllt, eine mystisch dramatische Stimmung

Wie oft eine Szene wiederholt wird und aus wie vielen verschiedenen Blickwinkeln, das ist den meisten Zuschauern später am Bildschirm bestimmt gar nicht bewußt. Ein fester Zeitplan „Disposition” kann hierbei schon mal aus der Reihe tanzen. Vor allem wenn unvorhergesehenes passiert, wie z.B. ein Filmhund am Set, der nicht einfach auf Knopfdruck funktioniert und doch alle Herzen am Set für sich gewinnt.

Die Schauspieler am Set einmal so dicht am Geschehen zu erleben, war ebenfalls einmalig, denn diese Gefühle und der Ausdruck, obwohl man eiskalt, schwitzig oder pitschnass ist; gerade noch gelacht hat ernst und verzweifelt zu spielen, ja das ist schon eine Kunst.
Sturm und Gewitter auf Knopfdruck

Nach einem Tag war der Eindruck schon toll, doch was mich am nächsten Tag erwartete sollte es noch in den Schatten stellen.  Was man alles aus einer öffentlichen Toilette machen kann, haben ja schon viele Insulaner und Gäste in Steenodde unter die Lupe genommen. Denn plötzlich gab es in nur wenigen Tagen dort statt dessen einen einladenden Inselmarkt und sogar ein Geldautomat, da haben auch die Kulissenbauer tolle und sehr überzeugende Arbeit geleistet, denn viele wollten hier schon real einkaufen und haben nach der Öffnungszeit gefragt. Auf Amrum kommt und geht das Wetter ja manches Mal in Sekundenschnelle. „Wir haben bis zu drei Jahreszeiten an einem Tag”, lächel ich so in mich hinein und sollte noch ins Staunen kommen. Denn beim Film ist alles möglich und so wurde bei schwindender Sonne, diese mit großen Scheinwerfern einfach wieder geholt, was jetzt nicht ganz so unbekannt ist für mich, doch das ein ganzes Waldgebiet in Nebel gelegt werden kann und man Sturm und Gewitter einfach an- oder ausknipsen kann, das habe ich noch nicht erlebt.

Kräftezehrend und zeitaufwendig gilt die Arbeit der Licht-und Kameramänner, gefühlt tonnenschweres Equipment galt es in entlegene Ecken zu schleppen oder auch durch tiefen Sand die Düne hoch. Requisiten, Kostüm, Catering, und und und über fünfzig köpfige Crew spielt Hand in Hand, die meisten kennen sich. Obwohl ich das fünfte Rad am Wagen war und nicht immer wusste wohin mit mir, haben alle mir sehr geholfen und ich freute mich über tolle Gespräche mit dem Team, was für eine eigene Welt und ich durfte einmal hineinschnuppern in diese spannend aufregende Filmmaschenerie. Für mich war nach zwei Tagen Schluß, doch für alle anderen heißt es noch gut 60 weitere Drehtage. Verfilmt wird ein bekannter Krimi ….mehr wird nicht verraten, ich kenne ja auch nur einen Miniausschnitt und doch hätte ich mit dieser Erfahrung schon ein Drehbuch schreiben wollen. Danke !
Weitere Informationen über den Film/Darsteller und Filmstart werden wir bei Bekanntgabe veröffentlichen. 

Über Kinka Tadsen

Kinka Tadsen erblickte 1972 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie dann auf Amrum. Abitur hat sie auf Föhr gemacht und sich für eine Fotografenlehre in Bad Oldesloe entschieden. Fotografen- und Lebenserfahrung hat sie in der großen weiten Welt auf diversen Kreuzfahrtschiffen als Bordfotografin gesammelt. 2003 folgte dann die Rückkehr nach Amrum. Seit 2008 gehört sie als freie Journalistin zum Amrum-News Team.

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