Ein Leben für den Öömrang Ferian …


Ministerpräsident Daniel Günther überreicht das Bundesverdienstkreuz

Seit nunmehr 48 Jahren ist Jens Quedens Vorsitzender des Amrumer Heimat- und Naturschutzvereins Öömrang Ferian. Für seinen unermüdlichen Einsatz zur Erhaltung und Förderung der Friesischen Sprache, der Kultur und der Natur der Insel Amrum zeichnete Bundespräsident Walter Steinmeyer Jens Quedens mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) aus. Der Verdienstorden am Bande wurde am 13.9.2022 in einer Feierstunde im Kieler Landtag von Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther überreicht.

In der Laudatio zur Verleihung des Verdienstkreuzes wird das Wirken von Jens Quedens eindrucksvoll gewürdigt: „Jens Quedens setzt sich seit mehr als 40 Jahren als Gründer und Vorsitzender des Heimat- und Naturschutzvereins “Öömrang Ferian” für den Erhalt und die friesische Sprache und Kultur auf Amrum ein. Das Öömrang Hüs, das wie das Norddorfer Naturzentrum zum Verein gehört, gibt Einblicke in das Inselleben vergangener Jahrhunderte. Jens Quedens betreut es und bietet naturkundliche und archäologische Führungen an. Er ist Autor und Herausgeber von über 100 Kalendern und Büchern zur Amrumer Geschichte und Sprache. Als Vertrauensmann für den Denkmalschutz unterstützt er das Archäologische Landesamt und wirbt Spenden ein. Außerdem engagiert er sich im Friesenrat und im Kuratorium der Ferring Stiftung.“

ens, und Kerstin mit Daniel Günther nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes

Nach der Rückkehr von der feierlichen Verleihung führte Amrum News ein Interview mit Jens Quedens durch.

Jens, was waren deine Gedanken, als du erfahren hast, dass du das Bundesverdienstkreuz bekommen sollst?

Ich habe nicht damit gerechnet und war überrascht. Ich freue mich sehr darüber und es macht mich auch stolz. Natürlich fühle ich mich sehr geehrt, dass ich nach meinem Bruder Georg der zweite aus der Familie bin, der so eine Ehrung bekommt.

Wer hat dich auf dem Weg nach Kiel begleitet?

Meine Frau Kerstin, meine Tochter Göntje , mein Sohn Leif mit Ivone und ein guter Bekannter, mit dem ich schon seit 67 Jahren eng befreundet bin. Kerstin, Göntje und Ivone hatten für die Feier die Amrumer Friesentracht angelegt, die von vielen Anwesenden bewundert wurde. Wir sind extra einen Tag früher angereist, da das Anlegen der Tracht doch etwas Zeit benötigt.

Wie begann die Geschichte des Öömrang Ferian?

Es war 1974, eine Norddorferin beklagte sich, dass sehr viel für unsere Urlauber getan wird, aber wenig für die Einheimischen. Wir beschlossen einen Verein zu gründen. Bei der Gründungsversammlung traten spontan 84 Mitglieder ein, kurze Zeit später bei einer Folgeveranstaltung waren es dann schon 120 Mitglieder. Es gab danach viele Aktivitäten, die Theateraufführungen in friesischer Sprache waren immer ein Höhepunkt in den Wintermonaten.

Wie ging es dann weiter?

Im Jahr 1979 wurde nach längeren Diskussionen beschlossen, dass der Verein sich auch für den Naturschutz auf Amrum einsetzen will. 1980 wurde dem Öömrang Ferian dann die Betreuung des Landschaftsschutzgebietes (LSG) auf Amrum übertragen, 1983 folgte die offizielle Übertragung der Schutzträgerschaft für das Naturschutzgebiet Amrumer Dünen und das Landschaftsschutzgebiet Amrum. Im Jahr 1988 wurde dann das Naturzentrum in Norddorf mit einem hauptamtlichen Leiter eingeweiht, 2008 wird der Öömrang Ferian Nationalpark Partner.  Mit zahlreichen Führungen über den Naturschutz, das Wattenmeer, und die Vogel- und Pflanzenwelt versucht der Öömrang Ferian Einheimischen und Gästen die einmalige Natur der Insel näherzubringen, aber auch auf die Schutzbedürftigkeit hinzuweisen. Hierbei helfen mittlerweile zwei festangestellte Mitarbeiter und 4 Freiwillige.

Neben dem Naturschutz sind, Sprache und Kultur, Amrumer Tradition/Geschichte und auch Archäologie weitere Bereiche, in denen sich der Öömrang Ferian betätigt, welche liegen dir am meisten am Herzen?

Eigentlich alle gleich. Mit dem Kauf des alten Kapitänshauses in Nebel von der Familie Landsmann und der 1994 erfolgten Eröffnung als Öömrang Hüs ist es uns gelungen, ein Stück Amrumer Geschichte zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.  

 Die Ausstellung eines Pottwal-Skelettes in der alten Einschwimmhalle des ehemaligen Norddorfer Schwimmbades war ein anderes größeres Projekt, welches nicht so ganz einfach zu realisieren war, nun aber zusammen mit vielen Informationsschaubildern ein echtes Besichtigungs-Highlight ist.

Die Maritur-Ausstellungen über den Kojen Mann von der Vogelkoje Meeram und auch die Geschichte von Hark Olufs befassen sich mit der Amrumer Geschichte und werden jedes Jahr von zahlreichen Interessierten besucht.

In all den Jahren gab es immer wieder archäologische Funde aus der frühen Vergangenheit von Amrum. Schon seit vielen Jahren habe ich mich für Ausgrabungen /Funde aus Stein- und Eisenzeit interessiert und selber auch bei vielen Ausgrabungen mitgewirkt. Meine Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Landesamtes als Vertrauensmann für Amrum macht mir viel Spaß und es gibt immer noch viel Neues aus der alten Zeit zu entdecken.

Woher nimmst du die Motivation für die ehrenamtlichen Tätigkeiten?

Ich bin in den 48 Jahren in die Thematik hineingewachsen. Alle Bereiche waren spannend und machen viel Spaß. In unserer Familie war Engagement für die Insel immer ein Thema. Mir ist es aber auch wichtig zu sagen, dass der Öömrang Ferian viele Helfer und auch Sponsoren hat, die den Verein sehr tatkräftig unterstützen. Allein hätte ich das niemals bewältigen können.

Nach so vielen Jahren als erster Vorsitzender für den Öömrang Ferian, was ist dein Wunsch für die Zukunft?

Ich wünsche mir sehr, dass sich in absehbarer Zeit jemand findet, an den ich die Leitung des Vereins abgeben kann. Ich mache gern noch die 50 Jahre voll, aber danach ist es Zeit, das Zepter an jemand Jüngeren abzugeben. Es ist wichtig für die Amrumer, dass der Öömrang Ferian für die Insel erhalten bleibt.  

Vielen Dank für das Interview und Herzlichen Glückwunsch von Amrum News zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.

 

 

 

                           

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Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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