Dies ist der zweite Teil unserer neuen Serie „Amrumer Aussichtspunkte“: Wenn man den Weg an der Wattseite von Nebel aus Richtung Norddorf geht, kommt man an der nördlich der Kläranlage gelegenen „Böle-Bonken-Bank“ vorbei. Hier kann man weit ab von jeglichem Straßenverkehr in alle Ruhe die Vogelwelt im Wattenmeer beobachten. Lässt man den Blick in nordöstliche Richtung schweifen sieht man auf den westlichen Teil der Nachbarinsel Föhr, schaut man nach Süd-Osten, erkennt man Wittdün mit dem Fähranleger und bei guter Sicht auch die Halligen.
An der Bank befinden sich ein schlichtes Holzkreuz mit einer friesischen Inschrift, sowie ein Kasten in der eine Bibel liegt.
Die Bank mit dem Kreuz soll von Bandix „Böle“ Bonken gestiftet worden sein und ist nach diesem benannt. Bandix Bonken wurde 1839 auf Hallig Gröde geboren und wurde „Böle“ gerufen, die halligfriesische Bezeichnung für „Onkel“. Er war von 1865 bis 1893 Lehrer und Kantor auf Amrum und versuchte die „christliche Erweckung“ mit strengen Regeln über die Inselbevölkerung zu verbreiten. Angeblich hat er seine gegen seinen Willen auf Amrum erfolgte Versetzung beim Eintreffen auf der Insel mit den Worten „Herr, lass mich zum Segen für dieses kleine Eiland werden“ kommentiert. Er entwickelte einen zunehmenden Religionswahn, der auch sein Lehramt beeinflusste. Schließlich wurde er vorzeitig pensioniert. Er starb 1926 während einer „Missionsreise“ in der Nähe von Niebüll. Beerdigt ist er auf den Friedhof an der Nebeler Kirche, hier ist auch heute noch sein Grabstein erhalten.
Die Inschrift am Kreuz an der „Böle-Bonken-Bank“ lautet „Uun Jesus as rau an Frees“ und bedeutet „In Jesus ist Ruhe und Frieden“. Fälschlicherweise wird die Inschrift von nicht-friesisch Sprechenden oftmals als „Auch Jesus war ein rauer Friese“ gedeutet. Bank und Kreuz wurden im Laufe der Jahrzehnte mehrfach erneuert und gelten als markante Punkte auf der Insel.