Arved Fuchs – eine Welt im Wandel …


Die Dagnar Aaen  vor einem Eisberg

Das Interesse war groß, um den Vortrag von Arved Fuchs über seine Expetitionen in Eis und Kälte zu verfolgen. Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Gemeindehaus in Norddorf. Eine Welt im Wandel lautete der Titel seines Vortrages, in dem Arved Fuchs die Veränderungen der Umwelt heute im Vergleich zu seinen ersten Expeditionen Anfang der 80-er Jahre darstellte. Die Entwicklungen sind dramatisch, besonders in den vergangenen 20 Jahren hat sich die Situation an Nord- und Südpol mit unglaublicher Geschwindigkeit verändert. Durch die Erderwärmung ist die Eiskappe um den Nordpol in unglaublicher Geschwindigkeit abgetaut, so dass in den Sommermonaten sogar Kreuzfahrtschiffe die Nordost-/Nordwestpassage durchfahren können.

Immer wieder zieht es Arved Fuchs bei seinen Expeditionen in die eiskalten Regionen um den Nord- und Südpol, nicht selten bei Temperaturen bis zu minus 40 – 50 Grad Celsius. Im Jahr 1979 führte ihn seine erste Reise in die Kälte an die West-Küste Grönlands, wo er erste Kontakte zu den Inuit aufbaute und viel über das Überleben unter extremen Bedingungen lernte. „Man muss wissen, was man tut, wenn man sich bei Temperaturen von -50 °C draußen aufhält,“ so Arved Fuchs. Im Jahr 1983 unternimmt er seine erste große Expedition mit dem Hundeschlitten. Als erster Mensch kreuzt er in 70 Tagen das Grönländische Inlandeis von West nach Ost. Das Jahr 1989 war für auch Arved Fuchs ein besonderes Jahr. Nach einer 56-tägigen Extremtour bei Temperaturen bis zu -52 °C erreicht er am 14. Mai 1989 den geografischen Nordpol. Das 8-köpfige Team unter der Schirmherrschaft der UNO legte insgesamt 1000 km über unwegsames Packeis zurück. Ein halbes Jahr später startete Fuchs zusammen mit Reinhold Messmer den Weg zum Südpol. In 92 Tagen legten die beiden 2500 km in der Antarktis zurück und erreichten am 30.12.1989 den Südpol. Damit war Arved Fuchs der erste Mensch, dem es gelang, beide Pole innerhalb eines Jahres zu Fuß zu erreichen.

Nachdem er schon einige Reisen mit dem Faltboot durchgeführt hatte, erwarb Arved Fuchs 1988 sein Expeditionsschiff. Die Dagmar Aaen wurde 1931 in Esbjerg für das Fischen im Nordatlantik gebaut. Der Rumpf besteht aus sechs Zentimeter Eichenplanken auf Eichenspanten, die Außenbeplankung ist 25 cm dick. Die Eishaut besteht aus bis zu 6mm Aluminium, Steven und Kiel sind mit bis zu 3cm Stahl verstärkt. Durch die massive Bauweise hat das Schiff ein Gewicht von 80 Tonnen. Die Länge beträgt 23,90 m, die Breite 4,80 m und der Tiefgang ist 2,50 m. Für den Antrieb dienen die 220 qm Segelfläche oder der Callesen Diesel Typ 425 CO, 3 Zylinder 4 Takt mit 180 PS.

Arved Fuchs mit dem Team vor dem Weg zum Nordpol

In den folgenden Jahren segelt Fuchs immer wieder in das Eis des Nordpols, überwintert in den Eisfeldern und versucht den Nordpol auf der historischen Route zu umrunden.2002 gelingt Fuchs im vierten Versuch die Bezwingung der Nordostpassage, 2 Jahre später durchsegelt er die Nordwestpassage und hat somit innerhalb von 2 ½ Jahren den Nordpol komplett umrundet.

Aber diese Nordpol-Umrundung mit der Dagmar Aaen machte auch den dramatischen Wandel deutlich.  Noch in den 90iger Jahren musste sich Arved Fuchs mühsam zu Fuß durch das gewaltige Packeis kämpfen, jetzt konnte er den Nordpol durch freies Wasser umsegeln. Innerhalb kürzester Zeit hatte es eine dramatische Änderung gegeben, ein gewaltiger Teil des Eises war geschmolzen.

Viele der folgenden Expeditionen wurden nun von Forscherteams begleitet, die zahlreiche Messdaten aufnahmen, um die Veränderungen wissenschaftlich zu begleiten.

Im Jahr 2018 schlägt Fuchs mit „Turn the Page“ ein neues Kapital in seinem Leben auf. Als Botschafter segeln Arved Fuchs und sein Team durch viele Regionen der Welt, um auf den Klimawandel und mögliche Gegenmaßnahmen hinzuweisen. Im Dialog mit Menschen vor Ort sollen Best-Practice-Beispiele aufgezeigt und Perspektiven sowie Lösungsvorschläge erörtert werden.

In der Pause signierte Arved Fuchs seine Bücher

Die Expeditionsreihe OCEAN CHANGE setzt sich intensiv mit den Veränderungen in den Ozeanen sowie deren Auswirkungen auf die Küstenlandschaften auseinander. Ziel dieses Projektes ist es, neben der Erfassung wissenschaftlicher Daten, die interessierte Öffentlichkeit für den Schutz der Meere und des Weltklimas zu informieren, bzw. zu sensibilisieren.

In sehr anschaulicher Weise erklärt Fuchs, warum das Eis der Pole so wichtig für das Klima der Erde ist: „Das Eis an den Polkappen wirkt wie ein großer Parabolspiegel, es reflektiert das Sonnenlicht und die Wärme strahlt zurück in das Weltall. Durch das Schmelzen des Eises kommt immer mehr dunkler Untergrund an die Oberfläche, wodurch die Sonnenstrahlen nicht reflektiert, sondern absorbiert werden und die Erde sich weiter aufheizt, ein echter Teufelskreis,“ so Arved Fuchs.

Der Vortrag gibt auch einen Einblick in das Leben auf der Dagmar Aaen. Bis zu 10 Mitglieder umfasst die Crew, sorgsam ausgewählt, da das Leben an Bord über längere Zeit unter oft extremen Bedingungen viel Toleranz und Sozialkompetenz erfordert. „Die Menschen müssen sich und andere mögen,“ beschreibt Arved Fuchs den Charakter, auf den es besonders ankommt.

Fuchs versteht es in seinem Vortrag, die Zuhörer mit auf die Reise zu nehmen. Grandiose Bilder und seine eindrucksvollen Erlebnisse, in verständlicher und unterhaltsamer weise vorgetragen, lassen die 3 Stunden Abenteuer zu einem beeindruckenden Erlebnis werden.

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Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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