Wir haben gelesen, dass Inseln, weitab vom Festland, in der Regel eine spezielle Säugetierfauna aufweisen, die nur durch menschliche Eingriffe zu verändern ist, weil für Säugetiere der Weg über das Meer zu weit ist. Nur die Bisamratte konnte diesen Weg nach Amrum schaffen – und die flugfähige Fledermaus!
Aber auch diese etliche Arten umfassende Tierfamilie hat sich erst in jüngerer Zeit auf Amrum angesiedelt, weshalb es für sie auch keinen inselfriesischen Namen gibt.
Erste Meldungen über diese Art datieren erst seit Mitte der 1960er Jahre, merkwürdigerweise über Tiere, die in Strandkörben draußen auf dem Kniepsand das Tagesversteck verpasst hatten und hier bis zur kommenden Nacht schliefen. Erst Mitte der 1990er Jahre wurde man auf die an Dorfrändern und in Waldschneisen nächtlich herumgeisternden Gestalten aufmerksam, so oft, dass es sich nicht wie früher um Irrgäste von Föhr handeln konnte, sondern um eine inseleigene Population.
Im Jahre 2001 machte sich die Insulanerin Silke Hansen aus Nebel für das Staatsexamen als Realschullehrerin an die schwierige Aufgabe, Bestand, Lebensweise und Arten der auf Amrum vorkommenden Fledermäuse, mit Unterstützung der AG-Fledermaus Schleswig-Holstein, zu erforschen. Es wurde festgestellt, dass auf Amrum als fast alleinige Art die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) dominiert. Nur in wenigen Exemplaren wurde auch die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) registriert. Von Ersterer wurde ein Bestand von etwa 20 Tieren geschätzt. Die Arbeit von Silke Hansen vermittelt aber auch, dass Amrum für Fledermäuse keinen optimalen Lebensraum bietet. Bei zunehmenden Windstärken stellen immer mehr Insektenarten ihre Flugaktivitäten ein, und Fledermäuse leider unter Nahrungsmangel. Bekanntlich fangen Fledermäuse ihre Beute im Flug, die mittels ausgestoßener, für Menschen nicht wahrnehmbarer Schallwellen erfasst wird. Inzwischen dürften Fledermäuse im Zuge der durch Umwelteinflüsse massiv reduzierten Insektenmengen noch seltener geworden, auf Amrum eventuell sogar ausgestorben sein.
2023 Georg Quedens Urheberrecht beim Verfasser