Der Gottesdienst dieses Sonntags mit dem Namen „Rogate“ – „Betet“ wurde ganz zum Bittgottesdienste für Menschen, die auf dem Meer ihr Leben verloren haben und durch den Einsatz von Rettungsschiffen möglichst nicht verlieren mögen.
Hierbei setzten
(Organistin in St. Johannis, Nieblum-Föhr) auch einen entschiedenen Schwerpunkt für den Verein „United 4 rescue“. Dieser Verein ist von Christenmenschen gegründet und finanziert worden, die den Tod von Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa flüchten, nicht billigend in Kauf nehmen wollen. Motto des Vereins ist: Man lässt keinen Menschen ertrinken. Punkt.
Pastor Henning Keine, den viele aus seinen Amtsjahren auf Amrum noch kennen, arbeitet inzwischen für diesen Verein. Er hat mit Menschen in Deutschland gesprochen, die so eine Flucht überlebt haben und gestaltete aus ihren Geschichten die Gebete des Gottesdienstes.
„Resa berichtet: „Es kamen noch einige Frauen und Kinder zu unserer Gruppe. Die Kinder haben viel geweint. Am Strand vom Mittelmeer stand ein leere Überseecontainer. Wir sollten uns da drin verstecken, dann verriegelte man den Container hinter uns, es war dunkel und stickig. Wir mussten ganz leise sein, niemand durfte uns hören. Aber wie sagt man Kindern, dass sie nicht weinen dürfen?“ – „Gott, wenn die Kinder schweigen müssen und die Luft zu dünn wird zum Atmen, dann sende deinen Lebensatem, dass Menschen frei reden und tief atmen können. Erfülle alles Leben neu!“.
Pastorin Thurid Pörksen, die Initiatorin des Gottesdienstes und eines Konzertes am Abend mit Birgit Wildemann an der Orgel hielt eine Predigt, in dem die einzelnen Bitten des Vater unsers bedacht wurden.
„…UNSER TÄGLICHES BROT GIB UNS HEUTE: wir bitten um auskömmliches Dasein – wir für uns, wir für die hungernden – die nicht bleiben können, wo sie waren, weil das Gras verbrannte, weil da kein Wasser mehr war… Gib uns die Kraft, zu teilen….“
(Die Predigt können Sie unter www.amrum-kirche.de nachlesen)
Nachdenklich verließen viele Gläubige den Gottesdienst – aber nicht wenige von ihnen kamen abends wieder, als Birgit Wildemann ihr Orgelkonzert spielte: „Übers Meer“.
Nach einer Hinführung in Norddeutsche Gefilden durch Präludium in e von Nikolaus Bruhns (Husum) zeichneten die eindrucksvoll präsentierten Stücke immer mehr das Leben und die Situationen von Menschen in Not nach. Piazzollas kleiner Rosenverkäufer machte das unterhaltsame Leben der Reichen und das Verlorene des Jungen nachfühlbar und die Toccata d-moll von J.S. Bach verlor durch eine Interpretation von Birgit Wildmann am Ende die Luft wie ein beschädigtes Schlauchboot.
Pastor Henning Kiene präsentierte weitere Berichte von Geflüchteten.
In all die spürbare Not hinein fand der Abend am Ende des Konzertes eine trostreichen Abschluss – Birgit Wildeman spielte bei gleichzeitigem Gesang ein „Ave Maria“ von Giulio Caccini und das Konzert endete mit einem Titel aus der West-Side story und der Hoffnung:
„Someday, somewhere – there is a place for us“
Martje Brandt für Amrum-News