Wohnungslos in der Hauptsaison: Bewohner in Norddorf müssen ihr Haus verlassen …


Das Flatterband wurde durch einen festen Bauzaun ersetzt, Baustützen stützen das Mauerwerk: Für das Wohnhaus in Norddorf besteht nun ausdrückliches Betretungsverbot.

Mit einer sofortigen Nutzungsuntersagung wurden alle Bewohner des einsturzgefährdeten Hauses im Norddorfer Strunwai von heute auf morgen obdachlos. Nachdem das Kreisbauamt Husum in der vergangenen Woche das Haus provisorisch mit Flatterband hatte absperren lassen, um in dieser Woche die Statik zu prüfen (Amrum News berichtete), wurde nun kurzer Prozess gemacht. Gestern Abend trudelte das offizielle Schreiben vom Amt bei den Bewohnern ein, das sie u.a. anweist, ihre Wohnungen ab sofort nicht mehr zu betreten. Jeder Verstoß würde mit einer Strafe von bis zu 500.000 Euro geahndet. Als Begründung nennt die Behörde die Gefahr für Leib und Leben, die von dem maroden Gebäude ausgehen könnte. Das Betretungsverbot gelte so lange, bis die tatsächliche Standsicherheit des Gebäudes nachgewiesen werden konnte, heißt es in dem Schreiben. Für den Verwaltungsaufwand verlangt die Behörde überdies auch noch von jedem Bewohner eine Gebühr von 100 Euro, zahlbar bis in drei Wochen. “Als wären die Betroffenen nicht schon gebeutelt genug” so ein Betroffener.

Heute Morgen haben Bauarbeiter bereits begonnen, das Gebäude abzustützen. Wie lange die Prüfung der Statik dauern wird, ist noch unklar – und ob das Haus bewohnbar bleibt, sowieso.

Gefahr für Leib und Leben. Zum Schutz der eigenen Gesundheit mussten die Bewohner Hals über Kopf ihr Zuhause verlassen – pünktlich zum Saisonstart.

Für die Amrumer, die in dem pittoresken Backsteinhaus mit den roten Sprossenfenstern wohnen, ist die Mitteilung ein Schock. Nicht nur, dass sie eventuell ihr wunderschönes Zuhause verlieren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Hauptsaison vor der Tür steht und die potenziell leerstehenden Ferienunterkünfte ausgebucht sind. Umstände, die eine so kurzfristige Wohnungssuche erheblich erschweren – abgesehen vom ohnehin kaum vorhandenen Wohnraum auf der Insel. Man habe ihnen Ersatzwohnraum auf Föhr angeboten, erzählt einer der Bewohner. Aber jetzt in der Hochsaison, wo die meisten Insulaner von früh bis spät arbeiten, ist es natürlich nicht realisierbar, jeden Tag zu pendeln. Und nun? Vielleicht ein Zelt auf dem Campingplatz oder ein Schlafsack am Strand, gibt er resigniert zu bedenken.

Wer also auf der Insel noch irgendwie Wohnraum zur Verfügung hat, und sei es nur für einige Wochen, der melde sich doch bitte direkt bei Amrum News unter kontakt@amrum-news.de. Betroffen sind vier Einzelpersonen, von denen aber möglicherweise auch schon der eine oder die andere Ersatzwohnraum gefunden hat.

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Über Nina Löschner

Nina Löschner kam 1989 kurz vor dem Mauerfall in Ost-Berlin zur Welt. Aufgewachsen auf dem Brandenburger Land zog es sie nach der Schule zurück in die Hauptstadt. In Berlin studierte sie Kunstgeschichte und Englisch, arbeite anschließend im Projektmanagement eines Auktionshauses und schließlich sieben Jahre lang als Redakteurin für Funk und Fernsehen. 2022 nahm sie sich eine berufliche Auszeit und absolvierte einen Freiwilligendienst im Naturschutz auf Amrum. Doch die Insel ließ sie nicht mehr los - und so brach sie alle Zelte in der Hauptstadt ab. Heute arbeitet Nina als Leiterin der Schutzstation Wattenmeer in Wittdün.

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