Seit letztem Wochenende hat der in Niebüll stationierte Rettungshubschrauber „Christoph Europa 5“ eine Nachtflugerlaubnis (Amrum News berichtete). Der erste Einsatz des zu Nachtzeiten mit zwei Piloten, einem Notfallsanitäter und einem Notarzt besetzten Helikopters führte die Crew nach Amrum um einen Patienten mit einer Herzrhythmusstörung zur weiteren Behandlung in ein geeignetes Krankenhaus zu transportieren. Sicher landete und startete er auf und von dem erst im letzten Jahr neu eingerichteten dafür vorgesehenen Landeplatz in Nebel (auch hier berichtete Amrum News). „Christoph Europa 5“ und seine Besatzungen sind auf Amrum seit vielen Jahren bestens bekannt, durften bislang jedoch nur zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang fliegen. Die Ausweitung der Einsatzbereitschaft auch auf die Nachtzeit verbessert die notfallmedizinische Versorgung in Schleswig-Holstein deutlich und ist v. a. für die nordfriesischen Inseln und Halligen von großer Bedeutung. Insbesondere gilt dies auch für die Bewohner und der Gäste auf der Insel Amrum, gibt es hier zwar eine gut funktionierende medizinische Grundversorgung, jedoch kein Krankenhaus, keine Röntgenmöglichkeit und kein Labor. Benötigt ein erkrankter oder verletzter Mensch eine auf Amrum nicht durchführbare medizinische Maßnahme, muss er von der Insel gebracht werden. Am schnellsten geht das im Bedarfsfall mit einem Hubschraubertransport, gerade eben auch nachts, wenn keine Fähren fahren.
Auch wenn es in Schleswig-Holstein neben dem bereits schon lange bestehendem Rettungshubschrauber mit Nachtflugerlaubnis der DRF Luftrettung „Christoph 42“, stationiert bei Rendsburg, nun einen weiteren nachtflugtauglichen Helikopter gibt, muss man dennoch damit rechnen, dass in besonderen Situationen kein geeignetes Rettungsmittel „durch die Luft“ nach Amrum kommen kann, Sei es, dass alle Hubschrauber in anderen Einsätzen gebunden sind, oder auch technische oder witterungsbedingte Gründe ein Fliegen unmöglich machen. Dann sind die auf Amrum anwesenden Rettungskräfte möglicherweise für lange Zeit auf sich alleine gestellt, und können ggf. auf die Hilfe der auf Amrum stationierten Seenotrettern zurückgreifen. So geschehen wenige Tage nach dem ersten Nachtflug von „Christoph Europa 5“. In den späten Abendstunden erlitt ein Patient eine lebensbedrohliche Erkrankung, musste in ein künstliches Koma versetzt werden und benötigte einen dringenden Transport in ein Krankenhaus mit Intensivstation. Zu diesem Zeitpunkt zog eine große Gewitterfront über die Westküste, mit Blitz, Donner, Starkregen und stürmischen Böen, so dass kein Hubschrauber starten konnte und der Weg ans Festland mit dem Seenotrettungskreuzer „Theo Fischer“ gewählt werden musste (Die „Theo Fischer ersetzt auf Amrum derzeit die „Ernst Meier-Hedde“, die sich in der Werft befindet).
Das Notfallteam von Amrum begleitete den sich in kritischem Zustand befindlichen Patienten, was natürlich bedeutete, dass das Team die Insel verlassen musste und so für einen weiteren möglichen Einsatz über Stunden hinweg nicht zur Verfügung stand. Eine weitere Zeitverzögerung ergab sich dann auch noch bei der Übergabe des Patienten an den Festlandsrettungsdienst in Dagebüll, da zu dieser Zeit extremes Niedrigwasser herrschte und der Patient vom Höhenrettungszug der Feuerwehr Niebüll-Deezbüll von Bord gewinscht werden musste.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Nachtflugmöglichkeit von „Christoph Europa 5“ die notfallmedizinische Versorgung auch auf Amrum weiter verbessert, eine Vorhaltung von Rettungsdienst inklusive Notarzt auf der Insel jedoch ebenfalls unabdingbar erscheint. Auch muss die DGzRS weiterhin in das Rettungssystem eingebunden sein, was sie ja seit vielen Jahrzehnten auch tut. Herzlichen Dank hierfür!
Fotos: Peter Schuster und Florian Teige
ub