
Die Deutsche Rentenversicherung Nord und die Fachklinik Satteldüne hatten zur Jubiläumsfeier ihrer 100-jährigen Zusammenarbeit eingeladen. Die Verwaltungsdirektorin Saskia Louwers und der Ärztliche Direktor Dr. Christian Falkenberg begrüßten in der Auftaktveranstaltung zahlreiche Gäste und freuten sich, dass so viele der Einladung gefolgt waren. Eine Patientin der Klinik,Theresa Schmitt, eröffnete die Veranstaltung mit einem Klavierstück von Frederic Chopin.
Die Historie der Klinikgebäude ist schon älter als 100 Jahre. Dr. Falkenberg startete seinen historischen Rückblick im Jahr 1890, als die ersten Gebäude der jetzigen Fachklinik Satteldüne westlich der Gemeinde Nebel am Dünenrand als Kurhotel errichtet wurden. Anfang des letzten Jahrhunderts gab es dort sogar eine Haltestelle der damaligen Inselbahn, die von Wittdün nach Norddorf führte. Pächter und Eigentümer des Kurhotels wechselten in der damaligen Zeit sehr häufig und die Gebäude wurden mehrmals um- und angebaut. Im Jahr 1920 kaufte Paul Bartels, der Geschäftsführer der Schleswig-Holsteinischen Molkereiverbände das Hotel Satteldüne und der Verein „Kinderheim Satteldüne auf Amrum e.V.“ mit Sitz in Kiel ermöglichte jährlich etwa 100 bedürftigen Kindern einen mehrwöchigen Erholungsurlaub auf Amrum.
Vorsitzender des Vereins war der jeweilige Oberpräsident der Preußischen Provinz Schleswig-Holstein, Geschäftsführer der jeweilige Landeshauptmann, der gleichzeitig auch Geschäftsführer der Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holstein (heute DRV Nord) war. Im Jahr 1924 wurde das Kinderheim Satteldüne dann offiziell geschäftsführend von der LVA übernommen. In der Folgezeit wurden überwiegend Kinder mit Lungentuberkulose behandelt. Im Jahr 1944 wird der Verein „Kinderheim Satteldüne e.V“ aufgelöst und die LVA Schleswig-Holstein übernimmt die Satteldüne. Von 1941-1943 war die Klinik im Besitz der Wehrmacht.

Schon 1944 verfügt die Satteldüne über eine Kapazität von 300 Betten, davon 200 Betten für die Indikationen TBC, Haut-, Augen-, Drüsen- sowie Lungenerkrankungen und 100 Betten für Knochen- und Gelenk-TBC. Mit dem Rückgang der Tuberkulose Erkrankungen wurde 1970 die TBC-Station aufgelöst und die Klinik setzte ihren Betrieb als Kinderkurheim mit 165 Betten fort. In den Jahren 1984 -1986 fanden umfangreiche Umbaumaßnahmen statt, im Jahr 1987 wird die Klinik in Kinderfachklinik Satteldüne umbenannt. Die Klinik spezialisierte sich auf die Behandlung Mukoviszidose kranker Kinder, Jugendlicher und Erwachsener. Zwischen 2000 und 2010 werden weitere Modernisierungs- und Erweiterungsbaumaßnahmen durchgeführt. Im Jahr 2013 erfolgt dann die offizielle Eröffnung und Einweihung des deutschlandweiten ersten Mukoviszidose-Reha-Zentrums. Zu diesem Zeitpunkt kann die Satteldüne bereits seit 30 Jahren auf eine erfolgreiche Behandlung und Therapie von Mukoviszidose-Patient*innen zurückblicken.

Heute ist die Satteldüne mit etwa 150 Mitarbeiter einer der größten Arbeitgeber auf Amrum. Unter anderem sind 9 Ärzt*innen, 24 Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen, 19 Pflegekräfte, 5 Lehrkräfte, 7 Physiotherapeut*innen inkl. Masseur*in/med. Bademeister*in, 5 Sporttherapeut*innen, 4,5 Psycholog*innen/ Psychotherapeut*innen, 3,5 Ernährungstherapeut*innen, 3 Logopäd*innen und 4 Stellen in der Ergo-, Musik- und Kunsttherapie angestellt. Zu den 52.492 Pflegetagen kommen noch einmal die gleiche Anzahl für Begleitpersonen und -kinder dazu.
Nebels Bürgermeister Cornelius Bendixen überbrachte die Glückwünsche der drei Inselkommunen und machte deutlich, dass die Satteldüne seit über 100 Jahren wirtschaftlich und touristisch von großer Bedeutung für die Insel ist. Viele Mitarbeiter sind Teil der Inselgemeinschaft und engagieren sich in der Politik, der Feuerwehr, Schule und den Vereinen. „Ohne die Mitarbeiter der Satteldüne wäre das Inselleben deutlich ärmer,“ so Bürgermeister Bendixen, „die Klinik hat sich für Amrum unentbehrlich gemacht.“
Schleswig-Holsteins Sozialministerin Aminata Toure überbrachte in einem Videogruß die Glückwünsche der Landesregierung aus Kiel und sprach der Leitung und dem Personal ihre Anerkennung für die geleistete Arbeit aus.
„Kinderrehabilitation ist eine Investition in die Zukunft”, betonte Mathias Maurer, Vorstand der Deutschen Rentenversicherung Nord in seiner Ansprache, „die hier spezialisiert durchgeführte Behandlung von chronischen Erkrankungen hat zum Ziel, chronisch erkrankten Kindern den Weg in eine spätere berufliche Tätigkeit zu ebnen.” Er machte deutlich, dass Kinder das gesellschaftliche Kapital von morgen sind, und es sich immer lohne, vorausschauend in die Zukunft zu investieren. Neben der Gesundheit der Patienten ist es aber auch wichtig, gute Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter zu schaffen, wobei bezahlbarer Wohnraum auf Amrum ein zentrales Thema ist. Die Rentenversicherung Nord plant den Bau von weiteren 30 Wohnungen mit einem gesamten Investment von 30 Mio. Euro.
“Eine Kinder-Reha ist der erste Schritt auf dem Weg zu neuer Gesundheit, zu neuer Stärke und zu einem Leben, in dem Kinder und Jugendliche ihre Zukunft selbstbestimmt gestalten können“, sagte Volker Reitstätter, Geschäftsführer der DRV Nord. „In unserer Fachklinik Satteldüne geht es nicht nur um medizinische Versorgung, sondern im Besonderen darum, die jungen Patientinnen und Patienten für das Leben stark zu machen.” Reitstätter machte deutlich, dass der Bau von 30 zusätzlichen Mitarbeiter-Wohnungen ein klares Signal dafür ist, dass die Deutsche Rentenversicherung zu 100% hinter der Klinik Satteldüne steht.
Als Vorsitzender der Kirchengemeinde der St.Clemens Kirche überbrachte Hans-Peter Traulsen in Abwesenheit von Pastorin Brandt die Glückwünsche der Kirche. Traulsen ist auch Schulleiter der Dünenschule und gab einen Überblick über den Unterricht in dieser wahrscheinlich einzigartigen Schule. Die Klassenräume liegen einige hundert Meter westlich der Hauptgebäude mitten in der Dünenlandschaft. Zurzeit unterrichten 5 Lehrer die etwa 700 – 1000 Kinder, die jährlich die Klinik besuchen. „Die Herausforderung ist, die verschiedensten Lehrpläne der einzelnen Bundesländer und Schularten unter einem Hut zu bekommen,“ so Traulsen. Das Ziel für die Schulzeit während des Reha- Aufenthaltes ist es, dass die Schüler ihren Wissensstand erhalten können und der Wiedereinstieg in ihren heimatlichen Schulalltag erleichtert wird.
Einen bewegenden Erlebnisbericht über ihre Arbeit in der Satteldüne gab die über 90-jährige Elli Dohmeyer. Von 1949 bis 1962 hat sie in verschiedenen Bereichen der Klinik gearbeitet, zuletzt auf der Isolierstation. Sie erinnerte an Kinder, die eine längere Zeit in der Klinik verbrachten und ihr besonders ans Herz gewachsen waren, wie der junge Adolf, der in der Amrumer Kirche konfirmiert wurde oder auch Bärbel, die über 4 Jahre in der Klinik verbracht hat.

©Kinka Tadsen
Aufgelockert wurde die Vortragsreihe durch die jungen Patienten*innen Elias, Lilian, Elif und Elsa, die „African Market“ und „Tranantella“ Musik vorführten sowie durch ein Theaterstück „Gesundheit ist…“ der Mitarbeiter der Satteldüne. In ihrem Theaterstück wurden die Herausforderungen der Gesundheits- und Sozialpolitik der letzten 100 Jahre sehr eindrucksvoll dargestellt. Das Stück endete mit dem Aufruf: „Die Leistungen einer Rehamaßnahme sollten nicht finanziell bewertet werden, Gesundheit ist keine Ware!“
Am zweiten Tag der Jubiläumsfeier konnten in einem „Tag der offenen Tür“ die Einrichtungen der Klinik besichtigt werden. Viele ehemalige Mitarbeiter trafen sich wieder und oft hörte man: „weißt du noch damals…“. Eine große Ausstellung widmete sich der Geschichte des Hauses, Ereignissen und den vielen offiziellen Besuchen und Einweihungsfeiern der zahlreichen Umbaumaßnahmen. Auf einer Informationstafel wurden auch Kommentare von ehemaligen Patienten aus der Zeit der „schwarzen Pädagogik“ veröffentlicht.

In der Dünenschule der Klinik fand gleichzeitig ein medizinisches Fest-Symposium statt.
Gemeinsam mit dem langjährigen ehemaligen leitenden Arzt, Prof. Dr. Dieter Kiosz, begrüßte sein ehemaliger Doktorand und jetzige Ärztliche Direktor, Dr. Christian
Falkenberg über 35 Teilnehmende und 10 Referent*innen.
Einen Vortrag mit Ergebnispräsentation vieler eigener wissenschaftlicher Untersuchungen über „Tipps und Tricks zur Gewichtsregulation” hielt die Direktorin des Instituts für Humanernährung des UKSH Kiel, Prof. Dr. Dr. Anja Bosy.-Westphal.
Am Nachmittag folgten Vorträge von Stefanie Duchac, Professorin für Logopadie und Schluckexpertin aus Karlsruhe, zu einem spannenden Blick auf medizinische Evidenz und dem Dipl. Psychologen und Leiter der psychologischen Abteilung der Fachklinik Gaissach, Oliver Giessler Fichtner, über die gesetzlichen Rahmenbedingungen heutiger Reha-Maßnahmen.
Die ärztliche Direktorin der Schwesternklinik, Fachklinik Sylt, Dr. Ines Gellhaus berichtete über das Vorgehen bei Nahrungsmittelallergien und der Sport-Wissenschaftler Dr. Wolfgang Gruber über innovative Reha-Konzepte mit Bewegungsschwerpunkt.
Dr. Christian Falkenberg verabschiedete schließlich alle Teilnehmenden der erfolgreichen Veranstaltung: „Wir wollen bei der Behandlung der Kinder und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen auf Bewegung und Ernährung setzen! Die Fachklinik soll zukünftig diese Schwerpunkte bekommen: Movement (Bewegung) und Nutrition (Ernährung) for Kids and Teens” – Damit sind wir bereit für den Sprung in die Zukunft!“