Wie Amrums Touristik Chef Frank Timpe auf der letzten Verwaltungsrat Sitzung der Amrum Touristik AöR berichtet, sind bis einschließlich September sowohl die Anzahl der Gäste als auch die Verweildauer im Vergleich zum Vorjahr um etwa 6% zurückgegangen. War die Insel in der Hochsaison so gut wie ausgebucht, so waren die Zahlen insbesondere im April, Juni und September deutlich rückläufig.
Das Team der Amrum Touristik AÖR wird in den kommenden Monaten wieder verschiedene Tourismus Messen besuchen (z.B. Deutscher Tourismustag in Hamburg, 25./26.Nov), um für die Insel Amrum als Urlaubsdomizil zu werben, auch für die großen Messen in Zürich und Wien sind begleitende Maßnahmen in Planung.
Nach dem Deutschen Bundestag am 26. September 2024 hat nun auch der Bundesrat am 18. Oktober 2024 das Vierte Bürokratieentlastungsgesetz beschlossen. Damit steht fest, dass die besondere Meldepflicht in Beherbergungsbetrieben für deutsche Staatsangehörige zum 1. Januar 2025 entfallen wird.
Die Amrum Touristik AöR ist eine eigenständige Anstalt des öffentlichen Rechts mit Vorstand und Verwaltungsrat und nimmt für die drei Amrumer Gemeinden übergemeindliche Aufgaben im Bereich des Tourismus war. Mit ihren 21 Mitarbeitern betreibt sie unter anderem die drei Touristinformationen, ist verantwortlich für Werbung/Marketing für Amrum als Feriendomizil, plant und führt touristische Veranstaltungen durch, betreut die Zimmervermietung, rechnet die Kurabgabe mit den Gemeinden ab, koordiniert den Naturschutz auf der Insel und vertritt Amrum in den verschiedenen überregionalen Touristik Organisationen.
Die drei Inselgemeinden betreiben jeweils noch einen touristischen Eigenbetrieb, welcher für die touristische Infrastruktur und die Bauhöfe verantwortlich ist. Haupteinnahmequelle der Eigenbetriebe sind die Kurtaxe und die vom Amt eingezogene Tourismusabgabe.
Der erste Entwurf des Wirtschaftsplans der Amrum Touristik AöR sieht für das kommende Jahr im Erfolgsplan Aufwendungen in Höhe von 2.252.929 € und Erträge von 1.997.350 € vor, wodurch sich ein Jahresverlust von 255.579 € ergibt. Die größten Posten bei den Aufwendungen sind Personalkosten (882.000 €) und sonstige betriebliche Aufwendungen (803.650 €). In den Kosten für sonstige betriebliche Aufwendungen sind unter anderen Kosten für die DLRG (120.000 €), Werbung (93.000 €), Printprodukte (70.000 €) und Veranstaltungen (85.000 €) enthalten.
Die AöR finanziert sich zu etwa 55% aus den gemeindlichen Zuschüssen, etwa 50% dieser Zuschüsse werden durch die Kurtaxe finanziert. Der Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten bei der AöR betrug in den vergangenen Jahren zwischen 53% und 54%. Im Jahr 2023 und 2024 hat es durch die Tariferhöhungen hier eine deutliche Erhöhung gegeben, die sich auch in 2025 noch fortsetzt.
In den vergangenen Jahren hat der Wirtschaftsplan der AöR immer wieder einen Jahresverlust ausgewiesen, welcher das Stammkapital und auch das Eigenkapital belastet hat. Sowohl das Gemeindeprüfungsamt als auch die beauftragten Wirtschaftsprüfer haben in ihren Berichten empfohlen, dass die drei Gemeinden die AöR finanziell so ausstatten, dass ein Jahresgewinn ausgewiesen werden kann. Da der Verwaltungsrat zurzeit die Leistungen der AöR in vollem Umfang beibehalten möchte und der Spielraum für eine Kostenoptimierung in den vergangenen Jahren ausgeschöpft wurde, müssten die Gemeinden jeweils zusätzlich 100.000 € /Jahr entrichten.
Im nichtöffentlichen Teil der Verwaltungsrat Sitzung wurde beschlossen, dass eine entsprechende Empfehlung in die Haushaltsplanungen der Gemeinden für das Jahr 2025 mit aufgenommen werden soll.
Ein paar Hinweise eines langjährigen Amrum-Besuchers, die die Bindung der Gäste an die Insel sicher positiv beeinflussen würden:
Noch nie bin ich bisher von meinen Gastgebern nach ehrlichen Feedback zu meinen Aufenthalten gefragt wurden. Entsprechende Fragebögen sind mittlerweile international mehr als üblich ist, um sich als Urlaubs-Destination weiterzuentwickeln. Kommt man auf Amrum langfristig wirklich ohne einen solchen Input der Gäste klar?
Weiterhin ist uns in den letzten Jahren vermehrt aufgefallen, dass Vermieter extrem unflexibel bei den Buchungsterminen sind: selbst in der Nebensaison besteht man dann auf seine 7 Buchungstage oder hat ganz genaue Vorgaben zum An- bzw. Abreisetermin. Hier konkurrieren offenbar Gewinnmaximierung und Kundenorientierung.
Das die Besucherzahlen rückläufig sind, verwundert uns als Familie und langjährige Amrum-Winterurlauber (seit 2011) nicht.
Wir stellen (seit COVID) gefühlt fest, dass die Abnahme der Kinderanzahl proportional zur Zunahme der Hunde ist. Insbesondere auch der Frauchen und Herrchen, die sich nicht für die Hinterlassenschaften der Vierbeiner interessieren. Für den Unmut mancher Insulaner haben wir vollstes Verständnis.
Bei unseren ersten Besuchen waren Jeans, Outdoorjacke und Wanderstiefel ein weit verbreitetes Bild bei dem gemischten Publikum zwischen Familien und der Ü65-Fraktion.
Mittlerweile empfinden wir es als eine schleichende “Syltisierung”, was sich in teueren Autos und steigenden Preisen sowie, zumindest im Winter, in einer Abnahme der Urlauberfamilien widerspiegelt.
Insbesondere der Ton mancher Urlauber macht die Musik. Amrum lebt zwar hauptsächlich vom Tourismus, wir als Touristen sind dort aber nur Besuch und sollten uns auch als rücksichtsvolle Besucher verhalten, damit alle (Insulaner und die andern Touristen) etwas davon haben. Wir sind der Überzeugung, dass die schwindende Mehrheit sich entsprechend verhält, leider aber das Publikum mit der Einstellung “was kostet die Welt” zunimmt.
Auf Amrum ist nicht alles Gold was glänzt, einige lokalpolitsche Themen nehmen wir auch in unserer Heimat wahr (z.B. Haus des Gastes), manches ist auch ein kleiner Diamant (Kioskdame an der Vogelkoje).
Der Kommentar ist in manchen Punkten eine allgemeine Gesellschaftskritik, aber dort stehen auch die Gründe warum wir dieses Jahr nicht mehr nach Amrum kommen werden (und vermutlich auch nicht die nächsten Jahre).
Viele Grüße
Guido Noordam
Im Bericht des Vorstandes wurde kurz auf den Rückgang der Belegungszahlen zum Stand September 2024 eingegangen, jedoch ausführlich über eine Spende an die DLRG samt anschließendem Pizzaessen berichtet. Weiterhin wurde betont, dass die bestehende Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern im Marketing fortgesetzt wird.
Der Jahresabschluss 2022 wurde einvernehmlich festgestellt, jedoch mit einem Ergebnis, das deutlich von dem abweicht, was der Bevölkerung in Nebel kürzlich zur Tourismusabgabe vorgestellt wurde.
Es wurde eine Gewinn- und Verlustrechnung für 2025 präsentiert, die einen Verlust von rund 270.000 Euro ausweist. Um der Rüge der Prüfer gerecht zu werden, soll jede Gemeinde zusätzlich 90.000 Euro als weiteren Zuschuss zahlen, damit ein ausgeglichenes Ergebnis dargestellt werden kann. Für einen Wirtschaftsplan 2025 fehlten wesentliche Bestandteile, wie etwa die Bilanz, eine Cashflow-Rechnung oder ein Investitionsplan.
Ein weiterer gravierender Punkt ist, dass die Finanzzahlen für 2024 aufgrund mangelhafter Finanzbuchhaltung nicht vorgelegt werden konnten. Wie soll eine Planung für das kommende Jahr aufgestellt werden, wenn die laufenden Zahlen fehlen?
Der Eindruck in dieser Sitzung war, dass die Leitung der Amrum Touristik den heutigen Anforderungen weder im kaufmännischen noch – noch deutlicher – im Marketingbereich gewachsen ist. Weder Digitalisierung, KI-Anwendungen noch Social-Media-Marketing und Einsparpotenziale wurden im Bericht des Vorstandes oder im Gespräch thematisiert.
Wichtige Fragen blieben unbeantwortet, etwa: Wie gewinnen wir wieder mehr Familien mit Kindern für Amrum? Wie begegnen wir der Negativwerbung um das „Haus des Kurgastes“? Wie lässt sich die Belegung in der Vor- und Nachsaison steigern? etc.
Auf diese drängenden Themen ging die Leitung nicht ein.
Ein Norddorfer Mitglied des Verwaltungsrates brachte es auf den Punkt: „Wir möchten, dass mit den Kurgästen persönlich gesprochen wird.“ Dem kann ich nur zustimmen, aber zunächst sollten die grundlegenden Aufgaben bewältigt werden.
Carl Lorenzen, Nebel
Der Leserbrief Herrn Lorenzens scheint in weiten Teilen einmal mehr Provokation und Diskreditierung zu verfolgen, als sachliche Kommentierung.
Einige Ausführungen bedürfen einer Richtigstellung bzw. einiger Anmerkungen und Hinweise:
1. Schwerpunktthemen der vergangenen Sitzung waren die Wirtschaftsplanung und Finanzierung der AmrumTouristik AöR (im nicht-öffentlichen Teil). Marketingmaßnahmen, Digitalisierung und Einsatz von „künstlicher Intelligenz“ standen nicht auf der Tagesordnung.
2. Die erwähnte „Rüge“ des Gemeindeprüfungsamtes bezieht sich auf eine seit Jahren währende Unterfinanzierung der AmrumTouristik AöR. Diese wurde bereits in zwei gesonderten Arbeitssitzungen mit Politik, Wirtschaftsprüfern und Gemeindeprüfungsamt eingehend thematisiert. Einhergehend wurden bereits mit der Wirtschaftsplanung 2024 vorstandsseitig etwaige Einsparpotenziale in allen Handlunsgfeldern der AmrumTouristik AöR zur politischen Beratung aufbereitet, die Herr Lorenzen wohl in der Sitzung vermisst hat.
3. Stichwort „mangelnde Finanzbuchhaltung“: Neben den Jahresergebnissen des Vorjahres fließen ebenso die zum Zeitpunkt der Wirtschaftsplanung vorliegenden wirtschaftlichen Zahlen des laufenden Jahres ein. (Wirtschaftsplanung 2025 somit Jahresergebnis 2023 und laufende Zahlen 2024).
4. Angeblich fehlende Bestandteile im Wirtschaftsplan 2025 (hier: Bilanz, eine Cashflow-Rechnung oder ein Investitionsplan): Laut § 16 der Landesverordnung über Kommunalunternehmen (KUVO) besteht der Wirtschaftsplan aus dem Vorbericht, Erfolgs- und Vermögensplan, Stellen- und 5-jähr. Finanzplan.
Der von Herrn Lorenzen erwähnte „Investitionsplan“ ist der Vermögensplan, der auch in der Sitzung vorgestellt wurde, was ihm offensichtlich entgangen ist.
Bilanz und Cashflow-Rechnungen (aus 1. laufender Geschäftstätigkeit, 2. der Investitionstätigkeit und 3. der Finanzierungstätigkeit) finden sich übrigens nicht in der Wirtschaftsplanung, sondern in den entsprechenden Jahresabschlüssen der AmrumTouristik AöR.
5. Beratung der Tourismusabgabe in der Gemeinde Nebel: Die in der Sitzung wohl genannten Zahlen können nicht korrespondieren, da es um Wirtschafts- und Haushaltszahlen der AmrumTouristik Nebel bzw. der Gemeinde Nebel ging. Die Tourismusabgabe wird nicht von der AmrumTouristik AöR vereinnahmt, und findet sich somit auch nicht im Wirtschaftsplan der AöR.
Frank Timpe (Vorstand, AmrumTouristik AöR)