Bastel-Tipp: Linolschnitt für Geschenkanhänger & Co. …


Linoldruck. Ganz ehrlich – was ist die erste Assoziation, die Euch in den Kopf kommt? Kunstunterricht in der Oberstufe? In Ordnung, damit kann ich leben. Das hatte schon einen gewissen Anspruch. Wenn allerdings jemand mit Kartoffeldruck um die Ecke kommt, dann ist Schluss mit lustig. Wie kann eine Technik, die von den großen Expressionisten der Kunstgeschichte, wie Henri Matisse, Ernst Ludwig Kirchner oder gar Pablo Picasso, praktiziert und zu Ruhm gebracht wurde, so stiefmütterlich verkannt werden? Vielleicht tue ich Euch und Ihnen, den Leserinnen und Lesern, aber auch unrecht und Ihr denkt an eine höchst anspruchsvolle und durchaus zeitgemäße Kunsttechnik, wie sie aktuell aus kaum einem Laden, der sich auf skandinavisches Design versteht, wegzudenken ist. Postkarten, Poster, Kunstdrucke, Dekokissen und Jutebeutel – kaum ein modisches Produkt kommt heute noch ohne formschönen Linolschnitt aus.

Was liegt also näher, als zur Weihnachtszeit, in der Basteln plötzlich wieder en vogue wird, selbst zum Schnitzwerkzeug zu greifen und stylische Deko-Artikel in Heimarbeit herzustellen? Denn, die Wahrheit über Linoldruck liegt wie so häufig irgendwo zwischen Kartoffeldruck und Kirchner. Banal ist es nicht. Geduld, Feingefühl und Präzision braucht es. Schließlich gilt beim Linolschnitt mehr noch als in anderen Lebensbereichen: Was weg ist, ist weg.

Wenn man sich von dieser Binsenweisheit so wie ich nicht abschrecken lässt und darüber hinaus seine Freude an meditativer Friemelarbeit hat, für die- oder denjenigen ist Linolschnitt genau das richtige. Das Praktische am fertigen Werk ist ja auch, dass man das geschaffene Motiv auf unterschiedliche Weise verwenden kann. Was in einem Jahr die Grußkarte ziert, wird im nächsten Jahr vielleicht schon die Einkaufstasche verschönern. Ein Druckstock, viele Möglichkeiten. Und mit allen kann man tolle (Weihnachts-)geschenke herstellen und die Beschenkten beeindrucken.

Ich habe mich in diesem Jahr entschieden, Geschenkanhänger zu fertigen. Alles, was man für den Einstieg braucht, ist folgendes:

  • Linoleumplatten

  • Linolschnitzwerkzeuge

  • Linoldruckfarbe

  • Linolwalze

Es gibt auch praktische Einsteigersets, in denen bereits unterschiedliche Messer, eine Farbtube, eine Walze und sogar eine kleine Linoleumplatte enthalten sind. Wenn man, wie ich, nicht so künstlerisch talentiert ist, bieten sich darüber hinaus Blaupapier/Durchschreibepapier und normales Kopierpapier an, denn: Ich lasse mich vom Internet inspirieren. Ich suche mir ein passendes Motiv am PC raus, lege dann mein weißes Blatt Papier auf den Bildschirm, zeichne es ab und bringe es im Anschluss mithilfe des Blaupapiers auf die Linoleumplatte auf. Dabei eignen sich hellgraue Linoleumplatten besser als die herkömmlichen braunen Platten, da man den Durchschlag wunderbar sieht.

Ist das Motiv auf der Platte, geht es auch schon ans Schnitzen. Kleiner Tipp: Legt man die Linoleumplatte vorher ein wenig auf die Heizung, wird sie weicher und ist damit leichter zu bearbeiten. Beim Schnitzen muss man dann natürlich unbedingt beachten: Die Bereiche, die man farbig später gedruckt haben möchte, muss man stehen lassen! Das bedeutet also, dass man sozusagen die Zwischenräume aus der Linoleumplatte herausnehmen muss. Das erfordert gelegentlich ein Umdenken und zuweilen Konzentration. Entscheidet man sich allerdings, genau die Umrisslinien eines Motivs zu entfernen, ist das auch kein Problem. Dann erscheint die Form später in Weiß innerhalb einer farbigen Umgebung.

Um die Farbe aufzubringen, wird diese nicht direkt auf den fertigen Druckstock gegeben, sondern auf einem glatten Untergrund, beispielsweise einem Frühstücksbrett aus Kunststoff, ausgebracht. Darauf einen Klecks Farbe geben und die Walze darin gleichmäßig mit Farbe einrollen. Dann mit der Rolle den Druckstock sorgfältig einpinseln. Hier nicht zu viel Farbe nehmen, damit sie nicht in die herausgearbeiteten Flächen reinläuft. Anschließend das Papier auf den Druckstock oder den Druckstock aufs Papier (oder was auch immer bedruckt werden soll) drücken und gleichmäßig pressen /glatt streichen. Das muss ein wenig nach Gefühl verlaufen, bis man denkt, jeder Bereich hat genügend Farbe aufgenommen. Dann den Druckstock lösen und – tadaa! Fertig ist der Druck! Das Schöne ist auch, die Farbe ist problemlos wasserlöslich. Das ist auch wichtig, wenn man mit zweifarbigen Drucken experimentieren will. Dann färbt man erst die einen Bereiche des Druckstocks mit einer Farbe ein, druckt auf das Papier, spült anschließend Walze und Druckstock ab und färbt die anderen Bereiche mit der zweiten Farbe ein. Wichtig ist dabei natürlich, dass man den Druckstock ziemlich genau an dieselbe Stelle auf dem Papier legt, um auch wirklich die anderen Bereiche zu treffen. Gelingt das nicht ganz, können dadurch aber auch besonders spannende Effekte entstehen.

Alles in allem: Probiert es einfach aus! Außer der bereits erwähnten Ruhe und Geduld braucht es nicht viel, um schöne Linolschnitte eigenständig anzufertigen. Das Schöne daran ist auch: Währenddessen kann man ganz wunderbar Podcasts, Hörbücher oder einfach mal wieder bewusst Musik hören. Für mich die ideale Beschäftigung in der manchmal hektischen Vorweihnachtszeit. Viel Vergnügen und gutes Gelingen!

Über Nina Löschner

Nina Löschner kam 1989 kurz vor dem Mauerfall in Ost-Berlin zur Welt. Aufgewachsen auf dem Brandenburger Land zog es sie nach der Schule zurück in die Hauptstadt. In Berlin studierte sie Kunstgeschichte und Englisch, arbeite anschließend im Projektmanagement eines Auktionshauses und schließlich sieben Jahre lang als Redakteurin für Funk und Fernsehen. 2022 nahm sie sich eine berufliche Auszeit und absolvierte einen Freiwilligendienst im Naturschutz auf Amrum. Doch die Insel ließ sie nicht mehr los - und so brach sie alle Zelte in der Hauptstadt ab. Heute arbeitet Nina als Leiterin der Schutzstation Wattenmeer in Wittdün.

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