… eine kurze Einführung in die Ortschaften der Insel Amrum
Liebe Amrumfreunde und Leserinnen und Leser von Amrum News. Im Jahr 2023 präsentierten wir an dieser Stelle mit großem Erfolg die Serie „Die schönsten Amrumer Aussichtspunkte“ und 2024 „Mystische Orte auf Amrum“. Ganz oft sind wir angesprochen worden oder haben Emails mit der Bitte erhalten doch weiter ähnliche Berichte und Geschichten zu veröffentlichen. Gerne wollen wir diesen Wünschen nachkommen, und so starten wir heute mit einer weiteren Serie, die wir „Amrumer Details“ nennen.
Bei den „Aussichtspunkten“ waren spektakuläre weite Blicke das Thema, bei den „Mystischen Orten“ geheimnisvolle Plätze. Mit den „Details“ soll auf kleine und auch größere Orte bzw. Begebenheiten neben den typischen touristischen Punkten oder Wahrzeichen aufmerksam gemacht werden, wie sie nur auf Amrum vorkommen, typisch für die Insel sind, oder vielleicht auch nur spektakuläre Amrumer Ansichten bieten. Erklärungen und dazu passende kleine Geschichten werden die Bilder ergänzen.
Beginnen wir mit „Amrumer Details 01 – Nebel in/im Nebel“.

Auf Amrum sucht man vergeblich nach einem Ortsschild „Amrum“. Das ist verständlich. Denn „Amrum“ bezeichnet die Insel, nicht einen Ort. Es gibt keine Gemeinde Amrum, und so kann es auch kein entsprechendes Ortsschild geben. Amrum hat drei Gemeinden: Norddorf, Nebel mit den Ortsteilen Süddorf und Steenodde, sowie Wittdün. Alle Orte gehören zum Kreis Nordfriesland und entsprechend sind die Ortsschilder gestaltet. Als Besonderheit kann angesehen werden, dass unter den deutschen Ortsbezeichnungen die Namen auch auf Öömrang, dem Amrumfriesisch, verzeichnet sind. Und so kann es dann sein, dass sich die Schriftzüge auf einem genormten Ortsschild etwas zusammendrängen müssen: Steenodde – Stianood – Gemeinde Nebel – Kreis Nordfriesland.

Nebel hat zusammen mit seinen Ortsteilen Süddorf und Steenodde rund 980 gemeldete Einwohner und wurde in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts gegründet. Der Name hat nichts mit der Lufttrübung Nebel zu tun, sondern leitet sich von den Worten nei und bel ab (neu und boli = altdänisch für Siedlung). Bei entsprechender Witterung kann „Nebel“ aber schon für ein gutes Bild herhalten! Das Dorf entstand um die sich hier befindliche Kirche St. Clemens herum, die erstmals im Jahr 1240 urkundlich erwähnt wurde, und an der geschützten Wattseite auf freiem Feld stand. Die Bewohner der damals einzigen beiden Dörfer Norddorf und Süddorf konnten sich nicht einigen in welchem Ort die Kirche stehen sollte, so wurde sie zwischen den beiden Dörfern erbaut.

Steenodde ist wohl der älteste Ort auf Amrum und war bereits in prä- und frühhistorischen Zeiten besiedelt. Der hier befindliche „Eesenhugh“, ein bronzezeitlicher Grabhügel, das daneben liegende Gräberfeld aus der Wikingerzeit und der bis in die Eisenzeit zurück datierbare „Krümwaal“, bezeugen dies. Steenodde oder Stianood bedeutet „Steinspitze“ oder „Steiniges Ende“, was darauf zurück zu führen ist, dass hier das Ende einer Endmoräne, die sich quer durch Amrum zieht, dafür sorgt, dass hier viele Steine und Findlinge an der Wasserkante zu Tage treten. Hier wurde auch die erste Amrumer Frachtbrücke für den Fracht und Personenverkehr errichtet. Heute wohnen etwa 70 Menschen dauerhaft in diesem Ort.

In Süddorf (Sössaarep; sös = süd, saarep = Dorf) leben ca. 300 Einwohner, auch diese Gegend war bereits in prä-und frühhistorischen Zeiten besiedelt. Urkundlich wurden Nord- und Süddorf im Jahr 1464 erstmals verzeichnet, beide sind als Siedlungsorte jedoch wesentlich älter.

Norddorf (Noorsaarep; noor = nord, saarep = Dorf) hat rund 560 Bewohner und befindet sich, wie es der Name schon vermuten lässt, im Norden der Insel. Zusammen mit Süddorf sind beide verwaltungstechnisch gesehen die ältesten Amrumer Dörfer. Auch hier finden sich Hinweise auf eine Besiedlung bereits in der Frühzeit, die Straße Boragwai („Weg zur Burg“) führt zum Haus Borag, das an der Wattseite auf einem Hügel auf einer ehemaligen Wikingerburg liegt.

Wittdün ist mit seinen 805 Einwohnern im Vergleich zu den anderen Ansiedlungen auf Amrum eine relativ junge Ansiedlung. Als Urlaubsort wurde sie erst 1890 an einem neuen Fähranleger gegründet. Bis dahin war der Süden Amrums eine unbesiedelte Dünenlandschaft und so erhielt Wittdün seinen Namen, der sich aus dem friesischen witj und dün zusammensetzt und „Weiße Düne“ bedeutet. Auch wenn es in Norddorf und Nebel viele Einkaufsmöglichkeiten gibt, so kann man Wittdün als wirtschaftliches oder kommerzielles Zentrum von Amrum bezeichnen, gibt es hier doch die meisten Läden. Zudem ist mit dem Fähranleger als Verkehrszentrum die Verbindung zur Nachbarinsel Föhr und zu Festland gesichert. Auch die Hafenanlagen mit dem Seezeichen- und dem Yachthafen befinden sich auf Wittdüner Gebiet. So muss jeder, der nach Amrum kommt oder die Insel verlassen will, dies für gewöhnlich über Wittdün tun.
Übrigens haben die Gemeinden der Insel, abgesehen von den allgemein bekannten und straßenverkehrsrechtlich vorgeschriebenen gelben Ortseingangsschildern auch, quasi als Alleinstellungsmerkmale, individuell gestaltete Ortsschilder aufstellen lassen, die der touristischen Bedeutung Amrums Nachdruck verleihen sollen.
Es mutet schon etwas merkwürdig an, dass sich aktuell rund 2400 Bewohner auf nur etwa 20 km², politisch und verwaltungstechnisch gesehen, nicht in einer Gemeinde zusammenfügen, sondern drei mehr oder weniger unabhängig voneinander existierende Dörfer bevölkern. Mit drei Bürgermeistern, drei Gemeinderäten, drei Touristikabteilungen, 3 Bauhöfen und 4 (!) Feuerwehren etc.. Historisch gesehen muss man hierbei beachten, dass es in früheren Zeiten bereits einmal eine die ganze Insel betreffende Gemeinde Amrum gab, aus der sich jedoch Norddorf am 25. Juli 1925 herauslöste um eine eigenständige Gemeinde Norddorf neu zu gründen.
2400 Einwohner auf 20 km² (+ 10 km² Kniepsand) bedeuten 80 Einwohner pro km² (mit Kniepsand). Zum Vergleich: In Hamburg sind es auf 755 km² ca. 1,9 Millionen, was heißt, dass es fast 2600 Menschen pro km² sind, also mehr als 30 x so viele wie auf Amrum, oder mehr Bewohner auf einem km² als Einwohner auf ganz Amrum. Kein Wunder, dass es viele Touristen aus der Enge der Städte in die Einsamkeit der Insel zieht. Im der Hochsaison vervierfacht sich jedoch die Anzahl der Menschen auf Amrum, wenn zu den 2400 Amrumern noch 10.000 Urlauber kommen. Dann wird es in den Dörfern, Läden und Lokalen eng, aber auf dem Kniepsand ist immer noch genug Platz!
Hallo Herr Trotzauer,
danke für den (und die vielen weiteren sehr interessanten) Artikel über Amrum! Es wäre ja interessant zu erfahren, warum es zu der Abspaltung von Norddorf aus der Gemeinde Amrum kam und damit zu der Auflösung einer inselübergreifenden Gemeinde. Das hätte ja sicherlich Kostenvorteile?
Sehr schön! So viele Details, die ich noch nicht kannte!
Freue mich über die neue Serie!
Als Ergänzung zum o.a. Artikel. Die Gemeinde Wittdün ist schon 1912 aus der Großgemeinde Amrum ausgeschieden, so dass nachdem Ausscheiden von Norddorf 1925, die Gemeinde Nebel übrig geblieben ist. Der Grund weshalb Wittdün und Norddorf sich selbständig gemacht haben, wird allein im wirtschaftlichen und damit finanziellen gelegen haben. In beiden Orten hatte sich der Fremdenverkehr gut entwickelt, im Gegensatz zu den Dörfern Nebel, Süddorf und auch Steenodde. Auch vor rd. 100 Jahren wusste man genau, dass die vornehmste Einnahmequelle für Bürger und Gemeinden der Fremdenverkehr sein wird und daran hat sich bis heute geändert. Übrigens, alle drei Gemeinden haben keine eigene Verwaltung! Sämtliche Verwaltungsaufgaben werden vom Amt Föhr-Amrum wahrgenomen. Die drei Bürgermeister bekommen eine geringe Auswandsentschädigung nach dem Kommunalrecht.Ein hauptamtlicher Bürgermeister würde uns teuer zu stehen kommen, einschließlich der Versorgungsansprüche. Ob er allen genehm ist, ist dann die große Frage. Nicht von ungefähr wäre es für die politischen Parteien, dem Kreis und Land ein willkommendes Geschenk, wenn sie nur mit einer Gemeinde zu tun hätten und nicht mit dreien. Jeder Normalbürger müsste es doch mittlerweile wissen, je größer die Einheit – ob wirtschaftlich oder politisch – der einzelne Mensch bleibt auf der Strecke, er ist nur noch eine Nummer. Die Selbstverwaltung der drei Gemeinden hat unsere dörfliche Vielfalt hervorgebracht und bis jetzt auch stabile Finanzen! Die Gestaltung unseres Amrums ist durch die Selbstverwaltung der drei Gemeinden gewährleistet. Nicht durch Parteien, Kapital oder sonstige Organisationen. Wir Amrumer sind gefragt, sie sind normalerweise auch keine Duckmäuser. Dieses in Ergänzung, von einem alten Amrumer.
Hark Gereke
In meinem Kommentar muss es selbstverständlich heißen, „dass die vornehmste Einkommensquelle für Bürger und Gemeinden der Fremdenverkehr sein wird und daran hat sich bis heute n I c h t s geändert“. Das bitte zur Kenntnisnahme.
Die Diskussion wegen angeblich zuviel Fremdenverkehr auf unserer Insel, wird in erster Linie von denen geführt, die nicht davon leben, aber davon reichlich profitieren.