„Can you feel the love tonight“ …


In politischen Fragen ist die Gesellschaft ja leider oft gespalten. Nicht gut. Es gibt aber auch harmlosere Themen als die aktuelle Politik. Zum Beispiel Nutella. Gehört Nutella in den Kühlschrank oder nicht? Ich gehöre der „Kühlschrank-Fraktion“ an. Meine Frau sagt: „Warum kaufst du Nutella – dann kannst du doch auch diese Blatt-Schokolade kaufen und aufs Brot legen, die ist schon hart“. Keine Ahnung. Ich mag einfach Nutella aus dem Kühlschrank. Nächstes Thema: Butter. Ich mag nur kalte Butter. Meine Frau sagt, „die lässt sich doch nicht richtig schmieren“ und schüttelt mit dem Kopf. Stimmt. Trotzdem mag ich nur kalte Butter. Ich scheine ein Sonderling zu sein. Aber egal.

Jetzt kommen wir aber zu einem großen Thema: dem Thermomix. Auch hier habe ich das Gefühl, dass die Meinungen stark auseinandergehen. Die einen sagen, „so ein Quatsch“, die anderen sagen, „ein wunderbares Teil“. Ich gehöre zu der „Quatsch-Fraktion“. Meiner Meinung nach gibt es drei Daseinsberechtigungen für einen Thermomix. Entweder man kann nicht kochen, hat keine Lust zu kochen oder hat keine Zeit zu kochen. Von den Thermomix-Jünger:innen höre ich dann Sachen wie: „Da kannst du Kartoffeln unten drin kochen und in einem Siebeinsatz oben Gemüse dünsten“. Okay, ich habe einen Kochtopf mit Siebaufsatz. Damit geht es genauso. Diese Beispiele kenne ich zu Hauf und die meisten kann ich entkräften. Es gibt sicherlich ein paar praktische Anwendungen, die man mit seinen normalen Küchenutensilien nicht bewerkstelligen kann – z.B. erwärmen und mixen gleichzeitig.

Eine Tatsache macht mich allerdings stutzig. Im engsten Freundeskreis habe ich einige Thermomix-Jüngerinnen, die erstens gut kochen können, zweitens Zeit zum Kochen haben und drittens auch Lust am Kochen haben. Meine Theorie wackelt also. Mein Sohn belehrt mich, dass inzwischen in fast allen Profi-Küchen diese Dinger stehen. Bei „Kitchen Impossible“ zum Beispiel in fast allen Küchen durch die Mälzer da so spaziert.  Da denke ich natürlich gleich an Sponsoring. Die haben das Ding nur reingestellt und kassieren ein schönes Sümmchen. Meine Frau dreht schon wieder mit den Augen …

Meine Tochter wusste, dass ich an dieser Kolumne arbeite und schickte mir ein kurzes Filmchen von Instagram. Es zeigt die Präsentation des neuen Thermomix TM7. Unfassbar. Das erinnerte mich sofort an die Einführung des iPhones damals durch Steve Jobs. Ein Riesensaal, alles dunkel, die Scheinwerfer auf das neue Gerät, welches super in Szene gesetzt wurde, und eine kreischende Menge. Beim Thermomix sind es, anders als bei Apple, allerdings nur Jüngerinnen ohne Doppelpunkt.

Also, zumindest auf dem Video sieht man ausschließlich Frauen die „Can you feel the love tonight“ von Elton John lautstark mitsingen. Ja, ich spüre vor allem die Liebe von Herrn Vorwerk (Hersteller vom Thermomix und von Staubsaugern) zu seinen äußert kauffreudigen Jüngerinnen. Vor meinem inneren Auge sehe ich den Film „König der Löwen“ (für den das Stück ja geschrieben wurde). Die Tiere scharren in der Savanne gespannt mit den Hufen und warten auf das junge Löwenbaby. Nur, dass am Königsfelsen nicht Simba in die Höhe gehalten wird, sondern der Thermomix TM7, die Tierschar rastet aus – man fühlt die Liebe in der Luft.

Wenn es übrigens um technische Geräte in der Küche geht, konzentrieren sich Männer ja eher auf Kaffeemaschinen. Schon wieder eine echte Glaubensfrage. Siebträgermaschine oder Kaffeevollautomat, ein echtes Männerthema. Abendfüllend.

Zurück zur Einführung des neuen Thermomix. Habe das gerade mal gegoogelt. Das neue Gerät sieht tatsächlich viel cooler als seine Vorgänger aus. Kostet 1500 €. Braucht man das wirklich? Meine Schwiegertochter hat vorgeschlagen, unbedingt mit mir an so einer Vorführung teilnehmen zu wollen. Das erinnert mich an die Tupperpartys, die es früher einmal gab. Ganz gefährlich, da kam auch niemand ohne irgendein Tupperprodukt nach Hause. Durch das neue Design bin ich ja fast überzeugt. Sieht schon echt gut aus und nimmt anscheinend auch nicht ganz soviel Platz weg wie die Vorgängermodelle. Da haben sich die Designer:innen wirklich Mühe gegeben. Sie merken es schon, es fehlt nur noch eine Kleinigkeit für die Kaufentscheidung. Ich glaube, ich werde Herrn Vorwerk mal anrufen und fragen, ob das Ding auch meine Küche staubsaugen kann. Spätestens dann wäre ich überzeugt.

Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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5 comments

  1. Knut Sieger-ler

    Moin Peter!

    Hab mich köstlich über Deinen Artikel amüsiert.
    Lass Dir sagen, der Thermomix ist Murks.
    Beschäftige Dich lieber mit dem Cookit von Bosch. Der ist viel besser und kann mehr.

    Grüße aus der Küche im Süden Schleswig-Holsteins.

    Knut

  2. HEY Paddel! Wirklich gut geschrieben:-) hab viel geschmunzelt, freu mich auf Weiteres….
    LG Kathrin

  3. Moin Peter.
    Ich dachte, ich gebe hier auch einmal meinen Senf dazu. Der Hauptgrund, wenn nicht der einzige Grund, weshalb das werte Kollegium der Gastronomie dieses Gerät vorhält, ist m. M. n. die Kombination aus rühren, hacken und gleichzeitig erhitzen, Hollandaise aufschlagen, Aufstrich etc.. Dafür ist das Ding sehr gut geeignet. Und sehr oft handelt es sich hier um den TM 31, ein älteres Model.

    Also: Finger weg.

    Gruß Otti

  4. Ich fand die Männersicht interessant und habe mich wie die Vorgänger echt amüsiert.
    Ich habe den Thermomix als Vollzeit- berufstätige Mama in erster Linie für meine Kinder angeschafft. Ich war es leid nach einem langen Arbeitstag von der Haustür in die Küche durchzustarten, nur weil ihr Vater nicht kochen konnte und wollte. Mal ist ja TK Pizza noch okay, aber gesunde, abwechslungsreiche Ernährung sieht anders aus. Das Teil ist Kinderleicht zu bedienen, auch von Männern. Er führt den Nutzer Schritt für Schritt durch das Rezept durch. Und eine Waage ist auch integriert. Und Männer lieben doch technische Spielzeuge, oder? Abgesehen von dem tollen Styling des neuen Thermomix (TM7) schaltet sich der Thermomix auch aus. Der lässt also nix anbrennen! Und spart Zeit. Die kann dann für andere „Spielsachen“ genutzt werden. Na, überzeugt!?

  5. Thermomix!!

    Und dabei hat Ihre Mutter sich über Jahre so viel Mühe mit Ihnen gegeben!

    Jochen R.

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