Neuausrichtung des öffentlichen Personennahverkehrs auf Amrum …


Der zukünftige Amrum Express Quelle: Stadler Rail

Im Jahr 2027 wird die Konzession für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auf Amrum neu vergeben. Zurzeit betreibt die Wyker Dampfschiffsreederei (WDR) den Busbetrieb auf der Insel. Bei der Ausschreibung für die neue Konzession gab es eine Überraschung. Neben der WDR und einigen anderen norddeutschen Busunternehmen hatte sich auch die Schweizer Firma Stadler Rail mit ihrer Neuentwicklung ihres Elektro-Akkuzuges (Baureihe 526: Stadler Akku Flirt) um die Durchführung des ÖPNV auf Amrum beworben. Die Firma erhofft sich mit einem Betrieb auf Amrum weitere Erkenntnisse hinsichtlich der Robustheit ihrer Neuentwicklung. Bisher sind die Testfahrten der Prototypen hauptsächlich auf dem Schweizer Schienennetz durchgeführt worden, hierbei wurden Entfernungen von über 300 km mit einer Akkuladung erreicht. In einigen Bereichen Norddeutschlands setzt die Nordbahnschon Akku-Züge als Hybrid – Varianten ein.

„Dieses ist eine einmalige Gelegenheit für einen zukunftsweisenden öffentlichen Nahverkehr auf Amrum, zumal es auch eine Option für eine autonome Variante ohne Lokführer gibt und wir nicht vor dem Problem stehen, Lokführer auf die Insel zu bekommen,“ so ein Amrumer Kommunalpolitiker.

Da die Schweizer Firma ihre Züge zukünftig auch nach Nordafrika und in den arabischen Raum verkaufen möchte, sollen nun in einem weiteren Entwicklungsschritt Umwelteinflüsse wie Sandflug und Sturm mit salzhaltiger Luft evaluiert werden. Dafür wäre die Firma auch bereit, ein entsprechendes Schienennetz auf Amrum zu installieren. Bei einer Länge des Schienennetzes von etwa 15 km könnte der Elektro-Akkuzug mit einer Akkuladung 10-mal von Wittdün nach Norddorf und zurück fahren. Durch den Akku-Betrieb sind keine Elektrischen Oberleitungen notwendig, was die Kosten erheblich reduziert. Geladen werden die Akkus jeweils beim Stopp in der Endstation.

Betrieben werden soll die „Inselbahn“ von einer Tochter der Schweizer Bundesbahn, der Swiss Rail. „Da für uns Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit oberste Priorität haben, hat uns das Angebot von Swiss Rail überzeugt,“ so die drei Amrumer Bürgermeister, „wir möchten nicht ein ähnliches Desaster wie bei der Marschbahn zwischen Hamburg und Sylt erleben.“

Das Streckennetz zwischen 1894 und 1939; Quelle: G.Quedens

Schon Anfang des letzten Jahrhunderts hat es auf Amrum eine Bahnlinie gegeben. Die Amrumer Inselbahn verband ab 1902 alle Inselorte mit Ausnahme von Steenodde. Einige Jahre vorher (ab 1893) gab es bereits eine 4 km lange Bahnstrecke von Wittdün hinaus zum Kniepsand, um auch den Wittdüner Badegästen das Baden mit Brandung zu ermöglichen. Von 1909 bis 1921 fuhr die Inselbahn mit Elektroantrieb, in den anderen Jahren zog eine kleine Dampflokomotive die Wagons. Im Jahr 1939 wurde die Inselbahn stillgelegt und es wurde auf Busbetrieb umgestellt.

Die erste Amrumer Inselbahn, Quelle: G.Quedens

Experten der Schweizer Bundesbahn Netz AG haben in den vergangenen Wochen die beste Streckenführung untersucht. Schnell kam man zum Schluss, dass die teilweise noch vorhandene Trasse der ehemaligen alten Amrumer Inselbahn viele Vorteile bietet. Der Ausgangsbahnhof wird auf dem Fähranleger in Wittdün sein. Die Schienen werden, ähnlich wie Straßenbahnschienen, direkt in die Inselstraße verlegt. Aus verkehrstechnischen Gründen regelt eine Ampelanlage, dass während der Fahrt der Bahn durch das Wittdüner Zentrum kein anderes Fahrzeug die Inselstraße benutzen kann. Hier heißt es dann entweder kurz warten oder die Mittelstraße benutzen. Ab dem Wittdüner Ortsausgang gibt es dann eine neue Trasse nördlich des Fahrradweges bis zum Leuchtturm. Bei der Heidekate kreuzt die Bahnstrecke die Inselstraße (beschrankter Bahnübergang) und verläuft weiter auf dem Tanenwai über Satteldüne nach Norddorf. An der Kreuzung Tanenwai/Strunwai in Nebel wird es einen Abzweig bis zum Amtsgebäude geben. Auch hier werden die Schienen wieder in die Straße verlegt und eine Ampelanlage regelt den Verkehr. Das alte Nebeler Kino wird der neue Nebeler Bahnhof. Schon früher stand hier in unmittelbarer Nähe das Bahnhofshotel. Kurz vor dem Ortseingang von Norddorf gibt es einen weiteren Bahnübergang bei der Kreuzung Tanenwai/Lunstruat/Nei Stich. Im Nei Stich werden die Schienen dann wieder in die Straße verlegt. Die Endstation liegt dann direkt vor der Amrum Touristik Norddorf an der jetzigen Bushaltestelle.

Schon von 1909 bis 1921 fuhr die Inselbahn elektrisch; Quelle: G.Quedens

Da es sich bei der neuen Amrumer InselBahn (AIB) um einen erweiterten Prototypentest der Baureihe 526 handelt, wird die Fahrt für die Fahrgäste zunächst kostenfrei sein.

„Wir hoffen, dass wir durch diesen neuen, zukunftsweisenden Nahverkehr den Autoverkehr auf Amrum deutlich reduzieren können und sind sicher, dass wir mit dem Akku-Elektroantrieb einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende leisten,“ so ein verantwortlichen Kommunalpolitiker.

 

Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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14 comments

  1. Wieder gut ausgedacht zum 1. April, Kompliment an die Amrum News! Aber warum als Endstation nur die Amrum Touristik Norddorf an der jetzigen Bushaltestelle? Die Trasse könnte doch noch weiter geführt werden bis zum Norddorfer Strandübergang – dann gäbe es auch wieder eine Endstation am Kniepsand wie früher bei der Amrumer Inselbahn?

    Andreas Dölz

  2. Hallo zusammen,

    als langjähriger Amrumer Stammgast protestiere ich energisch gegen diese Pläne.
    Ich habe dazu folgende Kritikpunkte:

    1. Der Nebeler Flugplatz ist nicht an die Strecke angebunden.
    Dementsprechend müssten alle Fluggäste ihr Gepäck zu Fuß bis zum Nebeler Bahnhof schleppen – das ist gerade für die ältere Generation nicht zumutbar.

    2. Das Wittdüner Dünenschwimmbad Wriakhörn ist ebenfalls nicht angeschlossen.
    Wer hat diese Streckenführung denn ausgearbeitet?

    3. Ein Bahnübergang am Tannenwai/Nei Stich ohne Unterführung für Fußgänger und Radfahrer ist ein absolutes No Go.

    4. Ein Schweizer Unternehmen wäre sicherlich für den Betrieb einer Bergbahn auf den Leuchtturmhügel qualifiziert, aber für das Amrumer Flachland fehlt schlichtweg die fachliche Expertise.

    Aus meiner Sicht gehört die gesamte Streckenführung ohnehin in den Untergrund verlegt.
    Damit hätte Amrum endlich einmal etwas, was Sylt noch nicht hat: die Amrum Underground.

    Außerdem wäre mittelfristig eine Erweiterung der Strecke nach Dagebüll mit Anschluss an das öffentliche Bahnnetz möglich (Projekt AUA – Amrumer Untergrund Anbindung). Damit wäre die Abhängigkeit von der WDR endgültig passé.

    Viele Grüße

  3. Walter Axmann

    Moin,

    gegen die Wiedereinführung der Eisenbahn auf Amrum ist ja gar nichts einzuwenden. Das ist gemäß der geschilderten Streckenführung ja eher eine Straßenbahn. Wenn die Taktung wesentlich kürzer als beim jetzigen Busverkehr wäre, also so etwa alle zehn bis fünfzehn Minuten eine S-Bahn, dann steigerte das die Attraktivität erheblich und der bisher enorme individuelle PKW-Verkehr könnte deutlich geringer werden, zumal der Autoverkehr durch Ampeln und Umleitungen noch stressiger würde. Auch das autonome Fahren ist eine ausgezeichnete Idee. Bei uns in Nürnberg werden seit Jahren zwei U-Bahnlinien so betrieben, mit den besten Erfahrungen.

    Da dadurch der Strombedarf auf Amrum deutlich steigen wird, sollten sich die Bürgermeister und Gemeinderäte der drei Amrumer Gemeinden ernsthaft überlegen, ob nicht wenigstens eine Windkraftanlage aufgestellt werden sollte. Da man sich auf den voraussichtlichen Standort wohl nicht einigen wird, kann darüber ja das Los entscheiden.

    w.axmann

  4. Eine tolle Idee zum 01.04

  5. Haha netter Aprilscherz,obwohl wäre schön schön mit der Eisenbahn meine Lieblingsinsel zu befahren!
    Mfg Matthias

  6. Walter Axmann

    Ein kleines P.S.
    So war es ja auch anno dazumal bei der Standortfindung der Nebler Kirche.

    Dass eine Schweizer Firma damit beauftragt wird ist die allerbeste Nachricht überhaupt, denn damit ist Pünktlichkeit garantiert.

    w.axmann

  7. Gud dai,

    schön wärs! Allerdings würden sich heutzutage die Gäste von Süddorf bedanken, wenn sie es so weit zur Haltestelle Süddorf hätten. Die alte Inselbahn hatte eine Spurweite von 900mm (Schmalspur). Somit waren viel geringere Kurvenradien möglich als mit der (spaßeshalber angedachten) Normalspur. Damit wäre die alte Trasse nicht mehr nutzbar. Würde die ”alte” Inselbahn noch existieren, wäre sie heutzutage vielleicht sogar rentabel. Es gibt ja genug Beispiele, wo die Zugfahrt das eigentliche Ziel ist. Viele Museumsbahnen haben regen Zulauf.

    Adjis
    Wolfgang Göschel

  8. Hurra, ihr habt es mal wieder geschafft einen gelungenen Aprilscherz auf die Beine zu stellen. Ich habe schon ganz auf die Nachricht von heute gewartet. Euch gehen die Ideen einfach nicht aus.
    Es freut mich immer wenn ich von Amrum höre und erfahren kann, was es so neues gibt.
    Liebe Grüße Brigitte

  9. Schöner Aprilscherz… Fast wäre ich drauf reingefallen…

  10. Eine wirklich schöne und mit vielen Details geschrieben. Wenn den nur heute nicht der erste April wäre.

    Danke für sehr viel Enthusiasmus

    th. zeutzem

  11. Ursula Schinkel

    Wahrscheinlich kommt der Zug nächsten ersten April müssen ja noch die Schienen gelegt werden.

  12. Das muß ein Spaß beim Ausdenken gewesen sein..! Am meisten begeistert hat mich die Regelung auf der Inselstrasse 🙂
    Schönen 1. April noch allen!

  13. Schön wärs ja doch. Vielleicht findet sich ein Investor / Sponsor.

    Viele Grüße in den Norden.

  14. Also EIGENTLICH wundere ich mich das niemandem auffiel das man mit dem Projekt doppelt Moppelt. Weil, es GIBT doch schon seit Jahren (wieder) eine Inselbahn.

    Wenn ich mal vorstellen darf: Paul & Paula (https://www.amrumer-inselbahn.de/) 😉

    Das ist auch viel Billiger weil keine Schienen verlegt werden müssen. Man bräuchte nur den Motor austauschen und Akkus hinzu fügen und es läuft Emissionsfrei. Gut, man müßte mit dem Betreiber beraten wie man statt Rundfahrten einen Taktfahrplan realisieren könnte bei dem auch Leute ab- und zu-steigen können.

    In dem Zusammenhang mal blauäugig gefragt: Wieso fahren die WDR-Busse eigentlich noch nicht Elektrisch? Wartet man bis 2035 das MCS (MegaWatt Charging System) steht…? Und dann brennen die Seekabel nach Amrum durch wenn mal mehr als ein Bus laden soll… 😉 [KM]

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