
Schon bald ist Amrum um eine Attraktion reicher. Und um ein regionales und gut transportables Souvenir ebenfalls. “Kniip Brauster” (Öömrang für “Kniep-Brauer”) nennt sich der Neu-Insulaner, der voraussichtlich Anfang Mai das Licht der Welt und die Theken der Gastronomie erblicken wird. Denn: Nach dem ersten Amrumer Wein (Amrum News berichtete) bekommt die Insel nun auch noch ihr eigenes Bier. Die Idee zu dem Projekt hatten Dominic Cloudt (Dünencamping Amrum) und Bandix Winkler (Hotel Ekke Nekkepen) bereits im Herbst letzten Jahres. Bandix, der sich bereits seit zehn Jahren hobbymäßig mit dem Bierbrauen beschäftigt, hatte schon lange den vagen Wunsch im Hinterkopf, irgendwann mal sein eigenes Bier herzustellen. Als er 2023 in seine alte Heimat Amrum aus Hamburg zurückkehrte, tüftelte er Anfangs noch alleine vor sich hin, probierte Anlagen und Rezepturen aus. Im umtriebigen Exil-Bayern Dominic fand er schließlich genau den richtigen, um den Gedanken einer gewerblichen Produktion Realität werden zu lassen.

Denn: “Was die Föhrer können, können wir bestimmt auch”, dachte sich Bandix Winkler. Und von denen bekamen die beiden Amrumer auch überraschend viel Unterstützung. Volker Martens, der bereits seit 2012 sein eigenes Bier auf der Nachbarinsel braut, stand den beiden Branchenneulingen mit viel Rat zur Seite. Dessen Expertise, zusammen mit zahlreichen Büchern und YouTube-Videos, die Bandix konsumierte, ebneten letztlich den Weg für ein professionelles Produkt.
Besonderen Wert legen die beiden Insulaner auf Regionalität. “Alle Zutaten kommen selbstverständlich aus Deutschland. Aktuell nutzen wir bereits das Amrumer Wasser als Brauwasser. Diesen Sommer werden wir erste Versuche mit dem Anbau von Hopfen und Gerste angehen. Da arbeiten wir mit Oke Martinen zusammen. Auch Malz hatte Oke im letzten schon.”, erzählt Dominic. Zwar stecken diese Vorhaben noch in den Kinderschuhen, aber je regionaler desto besser. “Wir wollen ein Produkt von der Insel für die Insel. Das ist unsere Motivation.” Und auch nachhaltig soll das neue Kniip Brauster sein. Gebraut wird mit so wenig Ressourcenverbrauch wie möglich und abgefüllt in Mehrwegflaschen. Der Treber, sprich die Rückstände des Braumalzes, werden am Ende zu Brot verarbeitet, das in der Gastronomie serviert wird. So bleibt alles im Kreislauf.

Gastronomie ist ein gutes Stichwort. Die Übernahme des ehemaligen Norddorfer Restaurants “Strand 33” durch Dominic Cloudt hat dem Projekt weiterhin Aufwind verschafft. Unter dem Namen “Am Kniep” eröffnet das Strandlokal diesen Freitag neu – und setzt dabei nicht nur optisch, sondern auch kulinarisch neue Akzente. Auch hier ist Regionalität das A&O. “Priorität haben Steaks von der Insel, die von den Rindern unserer Inselbauern kommen. Auch Molkereiprodukte und Gemüse kommen von Amrum oder Föhr. Und selbst das Paniermehl stammt vom lokalen Bäcker.”, berichtet Dominic. So passt ein lokales Bier natürlich hervorragend ins Konzept. Und Platz zum Brauen bietet das großzügige Lokal auch noch – ganz zur Freude zukünftiger Gäste. Denn: die kleine Brauerei ist als offene Schaubrauerei direkt ins Restaurant integriert. Vom ersten Schroten des Malzes bis zum Verkorken der Flaschen können Besucher ab Mitte Mai mit eigenen Augen sehen, was hinter dem Handwerk und in ihrer Flasche Kniip Brauster steckt. “Unsere Anlage schafft ca. 120 Liter je Braudurchgang und der Tank fasst maximal 500 Liter. Unser Plan ist, dass wir zwei Tage hintereinander zweimal brauen – was schon echt ein strammer Zeitplan wird.”, erzählt Bandix Winkler. Schließlich sind die beiden auch anderweitig voll berufstätig. “Ohne Freunde und vor allem unsere Frauen, die uns den Rücken freihalten und unterstützen, wäre das nicht möglich”, sind sich die beiden einig. Bis das Bier dann in der Flasche ist, vergehen nach dem Brauen wahrscheinlich rund fünf Wochen. In der Zeit findet die Gärung statt und das Gebräu bildet Kohlensäure. Anschließend muss es noch ein wenig kühl lagern, bis sich Nebenprodukte abbauen und der gewünschte Geschmack einstellt.
Genau das ist auch die größte Herausforderung für die beiden Neubrauer: Eine konstante Qualität sicherstellen. Sprich: Das Bier soll natürlich möglichst immer gleich schmecken. “Natürlich können wir noch ganz viel mit Sondereditionen experimentieren. Vielleicht mal ein Stout, mal ein IPA herstellen. Wir haben auch schon darüber nachgedacht, was mit Queller zu machen. Schließlich braucht man ja auch immer einen Grund zum Feiern. Oder: Jeder Grund zum Feiern braucht auch ein eigenes Bier! Aber wir wollen jetzt erstmal ein gutes Pils hinkriegen, bevor wir weitermachen.”, sagt Bandix Winkler. Und das ist gar nicht so einfach. “Beim Prozess hat man so viele Stellschrauben. Wenn man hier mal 5 Grad wärmer ist und da mal zehn Minuten länger kocht, dann schmeckt es schon ganz anders als vorher. Aber das macht es auch so spannend, dass man wirklich mit diesen drei, vier Zutaten so eine Vielfalt hinkriegt – und da haben wir echt Bock drauf!”, so Bandix weiter.
Ja und wie schmeckt das neue Kniip Brauster nun? Die beiden beschreiben es so: “Es ist ein leicht süffiges Bier. Vollmundig und kräftig. Dazu eine leichte Hopfennote, ganz leicht blumig, aber nicht zu doll, trotzdem mit herben Punkten. Also es kann seine norddeutsche Herkunft nicht leugnen.”
Wer nun Lust bekommen hat, das neue Amrumer Inselbier zu kosten, hat voraussichtlich ab Anfang Mai Gelegenheit dazu. Dann wird es zuerst im neuen Strandrestaurant “Am Kniep”, in Wittdün auf dem Campingplatz im Bella Ciao und dem Inselmarkt sowie im Hotel Ekke Nekkepen in Nebel zu bekommen sein.