In Wittdün startet eine ungewöhnliche Umweltmaßnahme: Ausgediente Buhnen sollen als Ökopunkte angerechnet werden. Der Rückbau ist Teil eines Kompensationssystems für Eingriffe in die Natur.

Seit einigen Tagen kann man große Bagger und LKWs am Wittdüner Strand vor der Wandelbahn beobachten, wie sie eine der dort vorhandenen großen Steinbuhnen zurückbauen. Laut Auskunft des LKN (Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz) ist geplant, die drei westlichen größeren Steinbuhnen im Rahmen einer Natur-Kompensationsmaßnahme zu entfernen.
Was heißt Ökokonto & wie funktioniert das?
Im Zuge von Küstenschutzmaßnahmen wie Sandvorspülungen auf Sylt und Föhr sowie Deichverstärkungen an verschiedenen Standorten in Nordfriesland wurden vor der Küste Sylts größere Mengen Sand entnommen. Solche Eingriffe in die Natur erfordern entsprechende Kompensationsmaßnahmen an anderer Stelle. Typischerweise werden dafür sogenannte Ökopunkte angerechnet, die von einem Ökokonto abgebucht werden.
Ein Ökokonto ist ein Instrument des Naturschutzrechts. Es ermöglicht die frühzeitige Durchführung und Dokumentation von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für zukünftige Eingriffe in Natur und Landschaft. Diese Maßnahmen werden in Form von Ökopunkten auf einem virtuellen Konto gespeichert und können später zur Kompensation von Bauvorhaben oder anderen Eingriffen genutzt werden.

Die Rolle der Naturschutzverbände
Die AG 29, ein Zusammenschluss von Naturschutzverbänden unter Koordination des Landesnaturschutzverbands Schleswig-Holstein, hatte vorgeschlagen, nicht mehr benötigte Küstenschutzbauwerke zurückzubauen, um damit Ökopunkte zu generieren. In den letzten Jahren wurden im Bereich der nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr und Amrum über 100 Buhnen auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Dabei wurden auch Buhnen identifiziert, die keine Schutzfunktion mehr haben. Erste Rückbauten erfolgten 2019 auf Sylt – mit positiven Erfahrungen.
Die drei großen Buhnen vor Wittdün sind stark eingesandet und haben keine Schutzwirkung mehr. Aufgrund ihrer Größe ergibt sich ein hoher Kompensationsfaktor von 1,5.
Was mit den Steinen passiert
Nach Angaben des LKN ließ sich auf Amrum keine geeignete Fläche für eine Zwischenlagerung der Steine finden. Auch das LKN selbst verfügt über keine entsprechenden Flächen. Für Küstenschutzmaßnahmen sind die Steine laut LKN zu groß; lediglich kleinere Mengen verbleiben auf Amrum für Ausbesserungsarbeiten.
Insgesamt gilt es, über 6.000 Tonnen granitartigen Naturstein abzutransportieren. Die Arbeiten für Rückbau und Abtransport wurden öffentlich ausgeschrieben und haben einen Kostenrahmen von etwa 700.000 Euro. Sollte jemand größere Mengen von Steinen benötigen, werden sie kostenlos abgegeben.
Was vor Jahren aufwendig nach Amrum gebracht wurde, wird nun wieder aufs Festland zurückgeführt.
AmrumNews Online-Zeitung der Insel Amrum


Ja, das ist total Ökö, so ein Eingriff ins Wattenmeer.
Hauptsache man hat Ökopunkte. Und sogar 1.5 fach!
Der Abbau der Buhnen und der Transport von 6000 Tonnen Steinen aufs Festland ist ja auch voll ökö.
Das ökologischste wäre, das einfach zusanden zu lassen, da die Buhnen ja wohl kaum Giftstoffe enthalten.
Vielleicht sollte man mit schweren Gerät auch alle Pfähle am Strand von früheren Anlegestellen (Norddorf) entfernen, kommt bestimmt auch dem Öko Konto gut.
Daran krank die Republik: Man erläßt eine Vorschrift und alle halten sich sklavisch daran, ohne nachzudenken.
Reiner Binsen
Moin,
wenn man den Artikel liest könnte man meinen, das muss Satire sein!
Aber es ist wohl leider wahr. Da wird innerhalb eines Schutzgebietes mit Maschinen, die ja bekanntlich Treibstoff verbrauchen, ein ökologisch unsinniger Eingriff getätigt, um Ökopunkte zu generieren. Früher nannte man so etwas Ablasshandel. Das solche Taschenspielertricks im Naturschutzgesetz verankert sind hat wohl mit dem Grundgedanken des Naturschutzes rein gar nichts zu tun! Zu guter (?) Letzt weiß man noch nicht mal wohin mit den Steinen. Wenn es nicht so trauig wäre könnte man sich biegen vor Lachen. Besser hätte man die Kosten für die Entfernung der Buhnen in ein Natuschutzprojekt gesteckt.
Kopfschüttelnde Grüße
Wolfgang Göschel
Doch, Doch. Ich brauche grade 6000 Tonnen Natursteine. Denn ich hätte gern den Leuchtturm um 50 Meter angehoben und ein neues Fundament drunter geschaufelt damit wenigstens DER den unentrinnbar scheinenden Meeresspiegel-anstieg übersteht. Als Leuchtfeuer der Ganzheitlichen Vernunft.
Satire? Ja! Ebenso wie mir diese Maßnahme vor kommt. Ich will jetzt nicht einwenden das Sylter Minuspunkte mit Amrumer Pluspunkten kompensiert würden weil man auch das ja (Hydrologisch?) GANZHEITLICH betrachten müsse.
Aber wenn ich mich frage wieviele Tonnen Ladung ein Frachtschiff tragen kann das in den Hafen (und Beladen bei Flut auch wieder raus) kommt vermute ich das es mehrmals fahren muß. Ebenso wie Bagger und LKW. Die wohl allesamt Diesel verbrennen dabei. Wie viele Ökopunkte gibt das als Abzug? Und ist das (nicht) mitgerechnet?
Nun, das “Punktesysteme” ein großer Bluff sind kennt man doch schon vom Einkaufen. Was ist da einer Wert, mili-cent oder weniger. 🙂 Ich mag auch nur den Kopf schütteln das es keine Angebote für REGIONALEN Verbleib geben soll. Bei Lebensmitteln wird das doch propagiert. Hier nicht!? K.M. (dessen Bullshit-Barometer grade auf “Sturm” steht).