Jedes Jahr bringen Züchter aus Bad Segeberg bis zu 60 flotte Bienen-Königinnen in Einwabenkästen nach Amrum.
Dort werden sie freudig von Bäckermeister und Hobby-Imker Karsten Schult in Empfang genommen. Karsten hat vor 5 Jahren die Nachfolge seines Schwiegergroßvaters Matje Martinen angetreten und lässt nichts auf seinen Schwarm kommen.
Doch die Königinnen reisen nicht allein. Mit von der Partie ist ein Versorgungsvolk, bestehend aus Arbeiterbienen und Honigbienen. Die Königinnen haben nichts anderes im Sinn als sich auf Amrum begatten zu lassen – und zwar von den Amrumer Drohnen! Und diese haben es in sich, denn sie stammen ursprünglich aus der österreichischen »Peschetz-Zucht. Der Urzüchter, Hans PESCHETZ (1901 – 1968), war ein österreichischer Eisenbahnbeamter. Die typischen Eigenschaften und Merkmale dieser Bienen beschrieb er wie folgt: »Der Schwarm etablierte sich als starkes Volk, das ungemein sammeleifrig war. Es brachte bereits im Mai‑Juni sehr gute Trachtergebnisse und der Honig konnte im Juni dreimal geschleudert werden, nämlich 15,5 + 18 + 12 kg!“
Die zuchtreinen »Peschetz-Bienen« sind nicht nur produktiv, sondern auch sehr sanftmütig, wabenstet und nicht schwarmfreudig – die Biene macht sich also nicht so einfach vom Acker.
Kaum auf Amrum eingetroffen geht es für die Königinnen auch schon auf den Hochzeitsflug. Sie fliegen hin und her und geben dabei Duftmarken ab. Sogleich fühlen sich die Drohnen angelockt. Sind sie einmal in der Nähe der Königinnen angelangt machen die Drohnen mit ihren großen Augen der Königin schöne Augen. Nun wird die Königin von den Drohnen begattet – was den Drohnen allerdings nicht gut bekommt, denn sie machen anschließend einen Abflug in die ewigen Jagdgründe.
Zuweilen teilt aber auch eine Königin dieses traurige Schicksal mit ihnen – immerhin wird sie von bis zu 20 Drohnen begattet, was ganz schön anstrengend sein kann.
Übrigens weiß niemand, wo sich dieser lauschige Ort des Geschehens auf Amrum befindet – ist vielleicht auch besser so.
Aber warum ausgerechnet Amrum?
Damit die Begattung nicht durch unerwünschte Drohnen erfolgt, muss sich die sogenannte »Insel-Belegstelle« in einem von anderen Bienen isolierten Gebiet befinden. Dieser bienenfreie Schutzgürtel sollte einen Mindestradius von 7 km aufweisen. Was eignet sich also besser als eine Insel wie Amrum?
Nach dem Hochzeitsflug fliegen die Königinnen zu ihrem Volk zurück und beginnen dann Eier zu legen. Sie verfügen über eine Samenblase. Die Spermien können dort bis zu 4 Jahre aushalten und die Königin kann täglich bis zu 2000 Eier befruchten.
Da freuen sich die Züchter aus Segeberg, die wenig später mit ihren Hofstaat den »Adler Express« in Richtung Nordstrand besteigen und ins schwärmen geraten.
Und damit das alles so weiter geht, brauchen wir auf Amrum Wiesenblumen – gut das der Norddorfer Bürgermeister Peter Kossmann mit gutem Beispiel voran geht und z.B. die „Bäckerwiese“ aus der regelmäßigen Mähung herausgenommen hat.
Verantwortlich für diesen Artikel: Kai Quedens