Bei seinem witzig-virtuosen Konzert zog der kreative Pianist Holger Mantey alle musikalischen Register. Werke der berühmten Komponisten Johann Sebastian Bach, Frederic Chopin, Maurice Ravel und Wolfgang Amadeus Mozart wurden von ihm im besten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt, denn Holger Mantey ließ hier etwas weg, oder erfand einfach etwas Neues hinzu und machte so aus altbekannten klassischen Werken etwas, dass man so auf Amrum noch nie zuvor gehört hatte.
Der vielseitige Musiker spielte dabei nicht nur auf dem Piano, sondern nutze außerdem auch einen Synthesizer, ein selbstgebautes Akkordbrett und sogar eine Gießkanne aus dem Baumarkt, die ihm als Percussion- und Blasinstrument zugleich diente. Mit dem Synthesizer legte Mantey verschiedene live eingespielte Tonspuren übereinander, bis er aus den anfänglich eher irritierenden Geräuschen ein harmonisches Ganzes gewebt hatte, mit dem er sein Publikum buchstäblich vom Hocker riss. Stürmischen Beifall erntete der mutige Pianist auch mit seiner Variation der Titelmelodie von Pippi Langstrumpf, die Mantey mit Piano und Gießkanne zum Besten gab.
Humorvoll und locker moderierte der kreative Pianist und Weltenbummler aus Lübeck durch den Abend. Er unterhielt seine Zuhörer dabei nicht nur musikalisch, sondern auch mit seinen lebendig erzählten Anekdoten zu der Entstehungsgeschichte der originellen und zugleich melodischen Eigenkompositionen. Mantey interpretierte nämlich nicht nur Werke alter Meister neu, sondern hatte auch eigene Werke in seinem umfangreichen Repertoire. Darunter waren das japanisch-verschmitzt anmutende „Pekori“ sowie das aus verschiedenen Tonspuren zusammengesetzte „Malari“, eine Variation eines indischen Volkslied. Seine Beschreibung der Kompositionen, die Mantey mit „Beeren- und Vanillearomen“ assoziierte oder auch als „vollmundig und geschmeidig im Abgang“ beschrieb, entlockte den Zuhörern das ein oder andere Schmunzeln.
Erst nach mehreren Zugaben ging das ungewöhnliche Konzert, das zugleich den Abschluss der diesjährigen Klaviersaison auf Amrum darstellte, zu ende.
„Ich hätte mir ja nie träumen lassen, dass man mit einer Gießkanne aus dem Baumarkt auch Musik machen kann.“ schwärmte eine ältere Dame schließlich. Positiv überrascht waren offensichtlich viele der Zuhörer und so nutzen einige im Anschluss an das Konzert gern noch die Gelegenheit, um sich persönlich bei dem Pianisten für den unvergesslichen Abend zu bedanken, der zugleich als letztes Klavierkonzert vor der Winterpause die diesjährige Konzertsaison auf äußerst gelungene Weise beendete.
Sveja Hogrefe