Mystische Orte auf Amrum 02 – Die Gräber vom Ual Hööw  (54°38´11´´ N / 8°22´30´´ O) …


Im Gegensatz zum ersten beschriebenen Mystischen Ort dieser Serie, dem Steinkreis (siehe dort), handelt es sich bei den Gräbern vom Ual Hööw wirklich um einen Ort aus einer vorgeschichtlichen Zeit. Diese Steingräber und Grabhügel wurden zwar ebenfalls von Menschen erschaffen, jedoch bereits in der Jungsteinzeit (etwa zwischen 3600 und 3100 v. Chr.), sowie in der Bronzezeit (zwischen 1700 und 500 v. Chr.).

Nördlicher Bereich

Auf Amrum gibt es viele Grabhügel und Steingräber, die oft auf Anhöhen oder im Verlauf von alten Weganlagen weithin sichtbar sind. Die Gräber vom Ual Hööw liegen allerdings etwas versteckt und abseits belebter Wege am Ende der Straße „Ual Hööw“, die im spitzen Winkel an der Linkskurve des „Stianoodswai“ von Süddorf aus kommend in Steenodde nach rechts abgeht. Linkerhand, gegenüber der letzten Häuser an der rechten Straßenseite, findet man den zunächst unscheinbaren Grabhügel, an dessen nördlichen Seite eine Schautafel mit Erklärungen steht. Rechts von dieser Tafel windet sich ein Fußpfad über den Hügel hinweg, der später auf den Weg durch das Steenodder Wäldchen in Richtung Inselstraße in Wittdün führt. An der Rückseite, sprich am Grund des südlichen Teils der Anlage, stößt man dann auf den gut sichtbaren Eingang dieses in Nord-Süd-Richtung angelegten Megalithgrabes. Hier finden sich auf beiden Seiten je zwei Tragsteine und ein aus dem Hügel ragender Deckstein. Vor dem Eingang liegen zwei umgestürzte Steine, die möglicherweise Teile eines einst den Hügels umgebenden Steinkranzes waren. Insgesamt war es einmal eine Anlage von drei Grabhügeln, von denen zwei im Jahr 1883 archäologisch untersucht wurden, der dritte wurde leider im Rahmen der Deichbaumaßnahmen 1937 unerforscht abgetragen.

Südlicher Bereich

Bereits in der Jungsteinzeit, also noch vor der Errichtung der Pyramiden in Ägypten, begannen die Menschen, die zu dieser Zeit sesshaft geworden waren und Ackerbau und Viehhaltung betrieben, ihre Verstorbenen in Steinkammern mit Erdhügelbedeckung zu begraben. Verzierte Keramikgefäße, Nahrung, sowie Schmuck aus Knochen oder Bernstein und auch Steinwerkzeuge wurden als Grabbeilagen hinzugefügt. Verschiedene typische Grabbeilagen konnten auch am Ual Hööw gefunden werden. So ein Flintbeil aus der Jungsteinzeit, sowie eine Nadel und Teile eines Messers aus der Bronzezeit.

Die Grabkammern waren zumeist für Kollektivbestattungen ausgelegt und wurden über Generationen hinweg wiederholt genutzt. So auch die Gräber des Ual Hööw, die auch noch in der folgenden Bronzezeit zu diesem Zweck verwendet wurden. In dieser Zeit kam es jedoch nicht mehr zu einer Mehrfachnutzung, sondern jeder Verstorbene erhielt sein eignes Grabmal. Für weitere Bestattungen wurden die Grabhügel erweitert und vergrößert, so konnte ein Grabhügel über Jahrtausende hinweg vielfältig als letzte Ruhestätte genutzt werden.

Natürlicher Grabschmuck – Fingerhut

Der Name „Ual Hööw“ deutet darauf hin, dass hier möglicherweise einmal eine Kirche gestanden haben könnte (Ual = alt und Hööw = Hof oder Kirchhof). Belegt ist dies jedoch nicht. Der Sage nach soll auch in diesem Bereich der letzte Heide begraben worden sein. Ein mystischer Platz ist es allemal, und wer zur Blütezeit des Fingerhuts im Sommer diesem geheimnisvollen Ort einen Besuch abstattet kann auch noch den natürlichen Blumen-Grabschmuck „Digitalis“ bewundern.

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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