Der Herbst ist eingezogen und im Kindergarten feierte man zu Beginn traditionell wieder das Kartoffelfeuer für Eltern und Kinder, mit dem an den einstigen Brauch angeknüpft wird, das vertrocknete Kartoffelkraut auf den Äckern abzubrennen, um Krankheiten vorzubeugen und die Folgesaat möglichst schnell in den Boden zu bringen.
Nun ist das Außengelände der Flenerk Jongen ja kein Kartoffelacker und die Kinder klauben längst nicht mehr die übrig gebliebenen Erdäpfel aus, sondern garen zeitsparend ihre zuhause vorgekochten Kartoffeln in der Glut. Und so duftete es an diesem ersten offiziellen Herbsttag schon von weitem herrlich nach Holzkohlefeuern, die in vielen kleinen Brenntonnen auf dem Gelände loderten. Drumherum lauter kleine Grüppchen, Kinder und Eltern, die zusammen Stockbrot backen, essen und erzählen oder spielen. Ein gelungenes Fest zum Erntedank an einem wunderbar lauen Spätsommerabend.
„Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los.“, heißt es in Rilkes „Herbsttag“, und besser lässt sich dieser erste richtige Herbsttag nicht beschreiben, an dem sich alle Vorschulkinder des Kindergartens mit ihren gesammelten Äpfeln erstmalig auf den Weg zur mobilen Saftpresse nach Uetersum auf Föhr machten.
Eltern und Kinder hatten kräftig gesammelt und so konnten am Ende 100 Liter Apfelsaft wieder mit in den Kindergarten gebracht werden. Doch bevor es soweit war, mussten noch ein paar Abenteuer überstanden werden, denn tatsächlich waren die Winde losgelassen, und zwar auf Windstärke sieben bis neun. Die Kinder klebten im Unterdeck der Rungholt abwechselnd mit ihren Nasen an den Bullaugen, um die Gischt auf sich zuklatschen zu lassen. Eine Seefahrt, die ist lustig…
Aber damit waren die Abenteuer noch nicht überstanden, denn es standen noch eine Insel-Busfahrt nach Uetersum auf dem Programm und ein spannender Saft-Produktionsprozess mit eigenhändiger Fütterung des Fließbands und anschließender Beobachtung, was mit den Früchten passiert: von der Waschung über die Zerkleinerung, Pressung und Erhitzung auf 80°C bis zur Verpackung in Tetra-Packs, die ein Jahr haltbar sind und sogar angebrochen noch drei Monate!!
Dann galt es, im Feuerwehrgerätehaus erst einmal einen riesen Regenschauer glücklich zu überstehen und sich nach getaner Arbeit mit Kartoffelsalat, Würstchen und leckerem Brot zu stärken und anschließend selbstverständlich noch den Spielplatz zu erobern, bevor es zurück zur Fähre nach Wyk ging. Auf dem Schiff – schon rechtschaffend müde – gab’s zum Aufwärmen für alle noch einen Becher Kakao und bevor man glücklich und nun wirklich s e h r müde den Heimathafen erreichte.
Was ihnen am besten gefallen habe, fragte ich die Kinder, als ich sie im Kindergarten besuchte, um ihre Apfelsaft-Ausbeute zu fotografiere: „A L L E S !!“, schallte es mir entgegen und dann ging’s ins Detail. Siehe oben. Ja, wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen…
Schon im Frühjahr geht’s wieder nach Föhr, sagte die Kindergartenleitung, dann ins Museum der Westküste. Ach ja, und so ganz nebenbei hat Lothar Herberger, der als männliche Begleitung mitgefahren war, mit dem Besitzer der mobilen Saftpresse vereinbart, nächstes Jahr für einen Tag auch einen Abstecher nach Amrum zu machen. Dann können alle großen und kleinen Amrumer ihr selbst geerntetes Steinobst am Inselkindergarten in Nebel pressen lassen. Prima Initiative, eigener Apfelsaft und ein ganzes Jahr Erntedank!