Ein Insel-Oscar für TheNo…


Alle zwei Jahre tritt die friesische Theatergruppe TheNo im Strand 33 in Norddorf auf. Dieses Jahr war es wieder soweit. Mit Spannung und Vorfreude erwartet von den insularen Zuschauern und seit Monaten von den schauspielerischen Inselakteuren geprobt. “At grat freeden”( das große Fressen), hieß in diesem Jahr das Schauspiel, welches aus der Feder von Kai Quedens stammt und ” von allen zusammen mit weiteren Ideen und Dialogen gefüllt wurde, bis es komplett war,” so der Regisseur Kai. 
Der Vorhang ging erstmalig am Donnerstag zur offiziellen Generalprobe auf und das Publikum empfing TheNo mit herzlichem Applaus. Jan Ruth begrüßte an allen drei Spielabenden die Zuschauer und bedankte sich vor allem bei dem Team von Maike und Christian Lass aus dem Strand 33 und der Amrum Touristik für die Mikrophonanlage. In diesem Jahr, wo sie zum 19 Male auftreten möchten Sie dieses Stück Klaus Hahnke widmen, der 17 Male davon mit auf der Bühne stand. Dann hieß es “luas gongt”( los geht es):
Dreh und Angelpunkt sind die Räumlichkeiten des Restaurants “Die schnelle Kartoffel” mit der Gastwirtin Maren, ihrem Mann und Küchenchef Jens mit seinen Beiköchen Reinhard und Dieter, ihre Tochter Hilke, Kellner/Künstler-Punscho Kai, Freundin Barbara, Putzfrau und Mutter von Maren Annegret, Gesundheitsamt Mitarbeiter/ Bankangestellter Jan und die Jugendlichen Caroline, Janne und Aare.
Gelangweilt, mit einer komplizierten Pommesbestellung, ihr Handy nicht aus den Augen lassend und statt bar zu zahlen wieder anschreiben lassen. Die Jugendlichen bringen nicht nur Kellner Kai sondern auch Koch Jens zum Rasen mit ihrer Art und einseitigen Bestellung von “Pommes mä ketjup-mä ketjup an majo- an mä saner wat”. Als Bankangestellter Thilo in Sicht kommt verschwindet Kai mit einem zynischen” det woort wel weder an feinen dai!” (Das wird wohl ein schöner Tag ). Das Restaurant steckt in finanziellen Schwierigkeiten und mit einem “Brainstorming” soll nach Lösungen gesucht werden. Doch schon dieses Wort sorgt für Schenkelklopfer, denn der eine meint es mit Wetterkapriollen zu tun zu haben, die nächste denkt es handelt sich um Streitigkeiten. Ideen werden zusammen getragen und zwischen “mehr Urlaub für alle, Edelburger und Crêpes”, kommt der auf Zustimmung findende Vorschlag von Oma Annegret ein Gourmet Festival auszurichten. Gesagt – getan. Doch was braucht man alles? Vor allem einen echten Star Koch, da ist sich Maren sicher und freut sich schon auf ihr neues Kleid was sie zu diesem Anlass kaufen muss.
Tochter Hilke will gleich alles über Facebook und Instagram ins Netz bringen. Dank Reinhard, der ja schon kochende Erfahrungen in Hamburg gesammelt hat, kann sein ehemaliger Berufschulkollege und jetziger Fernsehkoch Steffen Henssler für das Gourmet Festival gewonnen werden. Maren traut ihrem Mann Jens nämlich gerade mal die Zubereitung von Pommes zu. Zwischendurch schneit noch der Mann vom Gesundheitsamt herein, doch Tochter Hilke schnappt ihn sich auf der einen Seite, unter dem anderen Arm eine Flasche Schnaps und mit einem schelmischen Lächeln zieht Sie ihn Richtung Küche. “Ik hööbe det as ei det, wat ik seenk”( ich hoffest es ist nicht das, was ich denke)verdreht Freundin Barbara die Augen und lässt ihrem Mimikspiel freien Lauf.
Die Umgestaltung und Dekoration des Restaurants steht neben der Bestelliste des Starkochs an. Auch hier hat Reinhard die zündende Idee seinen Badegast, einen waschechten Künstler mit moderner Kunst im Gepäck, zu fragen ob er im Gastraum der “schnellen Kartoffel” ausstellen möchte. Die Tür geht auf und das Publikum traut seinen Augen und Ohren nicht, die Ähnlichkeit ist verblüffend, die Betonung auf den Punkt getroffen und die Kleidung ganz wie ein Zwillingsbruder des bekannten Amrumer Künstlers. Maler “Punscho” stellt nicht nur eines seiner modernen Kunstwerke zur Verfügung, sondern lädt sich ganz geschickt auch selbst zu dem Gourmet Festival ein. Anfangs sind die Alle noch skeptisch, wer solle denn wohl ein Bild kaufen, auf dem nicht einmal zu erkennen ist, welchen Weg herum man es aufhängt. Doch nachdem Maren den stolzen Preis von drei tausend Euro hört, findet auch sie an der Kunst gefallen und somit einen geeigneten Platz im Restaurant.
Fast wäre alles perfekt, würde da nicht der Starkoch absagen und der Restaurant Kritiker/Tester Michelin zusagen. Doch Jens lässt sich trotz abwertenden Kommentaren seiner Frau nicht entmutigen und übernimmt jetzt das Ruder in der Küche. Dieter Bachmann wird noch schnell zur Hilfe geholt und dann beginnt die große Brutzelei. Schauplatz ist jetzt die Küche mit seinen ganz eigenen Starköchen. Es wird geschnippelt, gekocht und dekoriert. Friesisches Sushi ist nur eines der besonderen Leckerbissen. Das Restaurant ist voll besetzt und jeder Gast wird gut durchs Küchenfenster beobachtet. Sogar das moderne Kunstwerk findet einen Liebhaber und wird von Hilke verkauft. Zum Entsetzen von Barbara kommt die Testerin von Michelin auch noch aus Bayern, doch ihre Begeisterung für Jens und seine Kochkünste überstrahlen den südlichen Dialekt mitsamt der “fremdländischen” Ausdrücke.
Das kurze Chaos der unterwasser stehenden Waschküche kann zum Glück Ole retten, den wiederum Hilke vom Gourmetfestival rettet, denn “Gourmet an ik, det paaset ianfach ei tuup” (Gourmet und ich das passt einfach nicht zusammen). Ein Riesen Applaus bekommt “die schnelle Kartoffel” von seinen Gästen nach dem letzten Menü und kann einen vollen Erfolg verbuchen, diesen Erfolg hätte Jens auch gerne wieder bei seiner Maren, doch eines steht für sie felsenfest “Üüb Oomram wurd immer noch maaget, wat a wüfen sai-an det blaft so!”( auf Amrum wird immer noch gemacht was die Frauen sagen, und das bleibt auch so)
Das Publikum tobte und war begeistert, eine einzigartig tolle Leistung aller Schauspielerinnen und Schauspieler. Auch in diesem Jahr wurden die Spenden jeden Abends gesammelt und für den guten Zweck gewidmet, dieser ging “nur in die Nachbarschaft”, erzählt Jan Ruth und freut sich das auch TheNo den Pottwal des Öömrang Ferien unterstützt. Wo man auch hinhörte in den folgenden Tagen, alle durchliefen noch einmal dieses geniale Theaterstück, dass mit scharfen Bemerkungen, seinen Anspielungen, wirklichen Geschichten und zynisch frechen Art eine Brücke zwischen “Realität und Schauspiel” bildete. Die Zuschauer lobten, schmunzelten, freuten sich und wenn sie könnten hätten sie einen “Insel-Oscar ” verliehen. Föl soonk altemal!
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Über Kinka Tadsen

Kinka Tadsen erblickte 1972 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie dann auf Amrum. Abitur hat sie auf Föhr gemacht und sich für eine Fotografenlehre in Bad Oldesloe entschieden. Fotografen- und Lebenserfahrung hat sie in der großen weiten Welt auf diversen Kreuzfahrtschiffen als Bordfotografin gesammelt. 2003 folgte dann die Rückkehr nach Amrum. Seit 2008 gehört sie als freie Journalistin zum Amrum-News Team.

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