Ein altes Norddorfer Haus wird abgerissen…


Das Haus der Familie Martinen von 1926 – noch ohne Anbau …

Im Jahr 1925 vernichtete ein Großbrand insgesamt 10 Häuser im historischen Ortskern von Norddorf. Das damals reetgedeckte Ambronenhaus geriet an einem Nachmittag im August in Brand und heftiger Westwind ließ einen Funkenregen über die benachbarten, meist reetgedeckten Friesenhauser niedergehen. Die Feuerwehr konnte Mangels Löschwasser die meisten Nachbarhäuser nicht vor den Flammen schützen.  Da alle Häuser versichert waren, konnten sie zügig wiederaufgebaut werden. Eines dieser wiederaufgebauten Häuser ist das Haus der Familie Matzen. Wilhelmine und Mats Matzen waren gut versichert und konnten schon 1 Jahre später in ihr neues und größeres Haus zwischen Oodwai, Green Stich und Miadwai einziehen.

So kennt man das Haus heute …

Im Jahr 1940 heiratete dann die Tochter Wilhelmine Wena den aus Nebel stammenden Martin Phillip („Matje“) Martinen und die nächste Generation zog in das Haus ein. Matje hatte zeit seines Lebens ein Hobby, die Imkerei. Vertraut gemacht mit der Bienenzucht hatte er sich in seiner Zeit der Gefangenschaft in den USA. Als Matje dann 1947 aus der Gefangenschaft zurück nach Amrum kam, begann er sich seine eigene Bienenzucht aufzubauen. Von 1952 bis 1954 konnten Matje und Wena dann in Amerika so viel Geld verdienen, dass 1957 das Vorderhaus mit einer Werkstatt und kleinem Stall angebaut werden konnte.

Der Abriss beginnt

Bis zu 50 Bienenkästen, die er in seiner eigenen Werkstatt herstellte, brachten reichlich Honig, der dann an Einheimische und Urlauber verkauft wurde. Neben den Bienen gab es auch 1 – 2 Kühe im Stall. Die erste Kuh wurde auf Föhr gekauft und dann zu Fuß durchs Watt nach Amrum gebracht. 1965 wurde dann die kleine Landwirtschaft aufgegeben, dass dazugehörige Land verpachtet und man konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf die Vermietung und die Bienenzucht. Vier Kinder von Wena und Matje sind in dem Haus aufgewachsen, Gelly wurde 1941 geboren, Gundel 1943, Kerrin 1948 und Inke schließlich 1949. Die Kinder verließen nach und nach das Elternhaus, Matje (gestorben2009) und Wena (gestorben 2017) lebten bis zu ihrem Lebensende dort.

Die erste Kuh und Gelly Martinen

Nach über 90 Jahren wird dieses Haus nun abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Das Haus hat genau wie seine Bewohner die Gemeinde Norddorf in all den Jahren mitgeprägt. Erfreulich ist, dass das Grundstück nicht verkauft wird und in Familienbesitz bleibt. Es soll ein Neubau im Bäderstil errichtet werden.

 

 

Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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