„Was für ein herrlicher Konzertabend“, „Wunderbar“ oder „Es war so schön“. Das waren nur einige von den Kommentaren, die die sichtlich begeisterten Zuschauer beim Verlassen des Norddorfer Gemeindehauses äußerten. Wenige Minuten zuvor war hier ein wahrlich himmlischer Konzertabend auf Amrum mit viel Applaus stimmungsvoll zu Ende gegangen. Und den rund 100 Zuschauern die dabei waren, war die Begeisterung sicherlich anzusehen.
Silke Aichhorn gehört seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten Harfenistinnen Europas. Sie ist sowohl als Solistin als auch als Kammermusikerin tätig und gilt als eine der gefragtesten und vielseitigsten Harfenistinnen ihrer Generation. Ihre Ausbildung erhielt sie am „Conservatoire de Lausanne“ sowie an der Hochschule Köln. Mit ihrem umfangreichen Repertoire sowie in verschiedenen Kammermusikbesetzungen ist Aichhorn regelmäßig auch bei internationalen Festivals und als Solistin mit Orchester zu hören. Ihre Konzertauftritte führten sie schon kreuz und quer durch Europa sowie nach Hongkong, Australien, Thailand, Japan, Brasilien oder in die USA. Auf der Nordseeinsel Amrum feierte sie an diesem Abend ihre Premiere. Während man als Orchesterharfenistin oftmals eher nur kurze Einsätze spielt, geht ihr nach eigener Aussage bei ihren Solokonzerten das Herz so richtig auf, den sie liebt es auf ihrem Instrument zu spielen. Silke Aichhorn, die mit ihrem Mann und den zwei gemeinsamen Töchtern im malerischen Traunstein in Bayern lebt, wurde bereits mehrfach mit Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Als Mitglied der deutschen Harfenvereinigung hat sich die sympathische Traunsteinerin auf die Fahne geschrieben, die Harfe als Instrument bekannter zu machen. Ein Anliegen das ihr auf Amrum an diesem Abend auf jeden Fall gelungen ist!
Schon vor dem Konzert fällt das optisch sehr beeindruckende Instrument ins Auge, das auf der Bühne des Norddorfer Gemeindehauses steht und den Blick der Zuschauer magisch anzieht. Die Harfe ist ein sehr beeindruckendes Instrument aus Holz, das dem materiellen Wert eines Mittklassewagens entspricht. Der ideale Wert liegt natürlich noch weitaus höher. Die Konzertharfe ist mit 1,75 bis 1,90 Metern Höhe dabei die größte Vertreterin ihrer Art und mit rund 40 Kilogramm Gewicht eines der größten und schwersten Orchesterinstrumente überhaupt. Es hat schon etwas himmlisches, das riesige Saiteninstrument auf der Bühne stehen zu sehen. Nicht weniger als siebenundvierzig Seiten gilt es dabei unter Kontrolle zu haben, die gezupft und über sieben Pedale im Klag verändert werden. Das ist schon Arbeit, erklärt Aichhorn lächelnd, während sie auf der Bühne Platz nimmt und wenig später zu spielen beginnt. In Ihrem aktuellen Konzertprogramm „Lebenslänglich Frohlocken“ präsentiert sie an der Harfe zupfend und aus ihrem Buch lesend den Zuschauern Skurriles aus dem Leben einer Harfenistin. Mit ihrer fröhlichen sympathischen Art und ansteckenden Humor und erzählt und berichtet sie eloquent und charmant über wahre Begebenheiten die dann von virtuosem Harfenspiel leidenschaftlich umrahmt werden. Insgesamt zweiundvierzig Geschichten aus ihrem Leben als Harfenistin hat Aichhorn in ihrem Buch zusammengetragen, von denen sie an diesem Abend einige dem Amrumer Publikum vorträgt. Darin berichtet sie auf amüsante und bildreiche Art und Weise von ihren Auftritten bei missglückten Beerdigungen, ihren Erfahrungen bei Hochzeiten mit organisationswütigen Schwiegermüttern, nervenaufreibenden Konzertreisen mit Auto und Bahn, ihrem Gastspiel beim Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten oder ihrem Besuch und dem Konzert bei Papst Benedikt XVI im Vatikan. Dabei wurde oftmals herzlich gelacht. Im Konzertteil überzeugte Silke Aichhorn mit Werken wie Deborah Hansons „New Blues“ (aus „Der dritte Mann“), Johann Pachelbels „Kanon“ aus der lustigen Witwe, „die Moldau“ (B. Smetana / H. Trnecek) oder „Intermezzo sinfonico” (Pietro Mascagni/ F.Lebano/ Ch.Oberthür). Neben der Harfe und ihrem Buch hatte Aichhorn auch ihre umfangreiche Diskographie, die mittlerweile 24 CD umfasst, im Gepäck, die in der Pause und nach dem Konzert weggingen wie die sprichwörtlich warmen Semmeln. In der Pause nutzten die Zuschauer außerdem zahlreich die Gelegenheit das imposante Instrument einmal aus nächster Nähe anzuschauen und sich die Harfe von Silke Aichhorn erklären zu lassen.
Leider geht jeder Konzertabend einmal zu Ende. Das Debüt von Silke Aichhorn auf Amrum war ein voller Erfolg und es wird sicherlich nicht ihr letztes Gastspiel auf der kleinen Insel mit der großen Freiheit gewesen sein!