Friesisches Schauspiel an drei Abenden …


Am Donnerstag stand die Öömrang Teooterskööl zur öffentlichen Generalprobe das erste Mal vor Publikum. Mit ihrem neuen Theaterstück, aus der Feder von Annegret Wollny und Jürgen Krahmer, „Faan Experten an Piraten“, begrüßten die Amrumer Schauspieler/innen ihre Zuschauer im Strandpiraten. 
Die Sonne schien, und der Frühjahrsputz lachte. Ehepaar Marret und Jürgen machten „klar Schiff“ für die bevorstehende Saison, während Tochter Frauke die ersten Sonnenstrahlen im Garten genoss und dem „Postbüddel“ Andreas schöne Augen machte. Ihr Bruder Nigg war über die Semesterferien wieder auf der Insel und half dem Strandkorbvermieter Hans und seiner Frau Steffi am Strand. 
Von Anfang an ist das Stück mit Spitzen des Alltages gespickt. Bei Kaffee und Kuchen wurde über die Neuigkeiten und den informativen Klatsch und Tratsch der Insel geplaudert. Hier kommen vor allem die „Schladderwüfan“ Tuni und Greta auf ihre Kosten, denn sie wissen immer das Neuste und Wichtigste, was sie immer mit Aussagen von echt studierten Experten belegen können. Dabei sind sie immer „up to date“, wie auch in Sachen Klimawandel. Während Nigg sehnsüchtig auf seine Sommerliebe Pia wartet, wird er natürlich mächtig von seiner Schwester Frauke aufgezogen, als ein Liebesbrief eintrudelt. Kurze Zeit später kommt schon Pia mit ihren Großeltern Peter und Marianne, die als gebürtige Amrumerin Friesisch spricht. Ihr Mann, ein echter Bochumer, reist natürlich nicht ohne seinen berühmt-berüchtigten „Zechenpreller“ an. Als hätten sie das Schnäppschen gerochen, tauchen Tuni und Greta wieder auf, um die neusten Erlebnisse kundzutun. Diese sind jedoch lange nicht so spannend wie jene, die sie am nächsten Tag erleben, wo sie sogar noch vor der Aufstehzeit im Pyjama und mit Zahnbürste und Lockenwicklern gewappnet, durch die Strassen zu Marret und Jürgen stürmen. „Das Finanzamt ist auf der Insel, stellt euch vor, und sie sind gerade an den Strand zu Steffi und Hans gefahren“. Und tatsächlich kommen die drei Finanzbeamten mit ihrem Auto durch die Szene gefahren. Ein voller Schenkelklopfer im Publikum. Oh Schreck, oh Schreck, jedoch in ruhig gewiefter Inselmanier werden die Amrumer der ernsten Lage Herr. Was der Finanzbeamte über seine Eistüte nicht sagen kann, denn die schnappt sich eine Möwe, der er hoffnungslos durch das Publikum nachjage – eine der kleinen-großen Szenen des Theaters, die zu schallendem Gelächter führte.
Das große glückliche Ende kann Pia feiern, denn sie bekommt die erhoffte Arbeitsstelle bei der Amrum Touristik und kann nun für immer auf der Insel bei ihrem Nigg bleiben. Er verspricht zum Ärger seiner Eltern, dass er sich nach dem Studium um die Strandkorbvermietung kümmert und sie dann beisammen sein werden. Mutter Marret liest ihm dafür mächtig die Leviten, denn schließlich soll er doch nicht umsonst studiert haben. Ausdrucksstark unterstreicht dies Frauke im Hintergrund, die jedoch dann, zum Ärgernis ihres Vaters, ihre Augen nur noch für ihren Andreas hat. Doch Ende gut, alles gut, und so ernteten die Schauspieler/innen tosenden Applaus. 
Eine tolle Leistung, die diese zwölf Insulaner wieder an drei Abenden auf die Bretter gebracht haben. Über das Jahr haben sich Annegret und Jürgen das Grundgerüst des Theaterstückes ausgedacht. Ab November trafen sich alle zum gemeinsamen Lesen, und erst hierbei entstand das gesamte Stück. „Jeder hat seinen Part dazu getan, alle haben sich und ihre Charaktere weiter ausgearbeitet, und so ist es ein Theater von uns allen“, erzählte Annegret, die jede Rolle auswendig kannte, denn sie soufflierte an jedem Abend. Natürlich gab es auch ein paar kleine „Pannen“, die machten das Theater jedoch wieder zu etwas ganz Besonderem, galt es spontan zu spielen-überspielen und zu agieren, und das ist eben echt und live. Vor allem am Samstag fiel die Anspannung der letzten Wochen ab, und jeder übertraf sich in der Abschlußszene. Soviel Motivation und Schauspieleifer wurden natürlich neben dem üblichen großen Applaus mit Spenden am Ausgang belohnt, die wieder für einen guten Zweck gesammelt wurden: den anstehenden Arbeiten rund um die kleine Kappelle in Wittdün, denn die „Piraten und Experten“ haben so entschieden; föl soonk!
 
Es spielten: Marret Dethlefsen, Jürgen Krahmer, Thorsten Wollny (Nigg), Steffi Wollny, Frauke Jensen, Andreas Knauer, Pia Borrs, Hans Borrs, Elisabeth Konrad (Tuni) und Maren Callsen (Greta), Marianne und Peter Ottner.

Über Kinka Tadsen

Kinka Tadsen erblickte 1972 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie dann auf Amrum. Abitur hat sie auf Föhr gemacht und sich für eine Fotografenlehre in Bad Oldesloe entschieden. Fotografen- und Lebenserfahrung hat sie in der großen weiten Welt auf diversen Kreuzfahrtschiffen als Bordfotografin gesammelt. 2003 folgte dann die Rückkehr nach Amrum. Seit 2008 gehört sie als freie Journalistin zum Amrum-News Team.

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