Es war ein Sonntagmorgen vor fast 70 Jahren, als Günther Winkler mit einem LKW voller Kohlen für die Firma Krause den Tischler Julius Bohn in Nebel belieferte. Beim Abladen der Kohlen kam die damals 15-jährige Helene Johannsen um die Ecke und schon war es um die beiden geschehen. Fünf Jahre später, im März 1955 wurde dann geheiratet. Die Hochzeit kam für Helene und Günther doch etwas plötzlich. „Am Sonntagabend habe ich bei Helene, die damals in ihrem Elternhaus in Stedesand war, angerufen und ihr mitgeteilt, dass wir Heiraten müssen, und zwar innerhalb von vier Tagen“ so Günther, „das hat natürlich alle in helle Aufregung versetzt“. Was war geschehen? Der damalige Nebeler Bürgermeister Peter Christiansen hatte Günther mitgeteilt, dass kurzfristig die Möglichkeit besteht, ein Baugrundstück zu bekommen. Dafür müssten Helene und Günther aber verheiratet sein, und zwar bis Mittwoch der kommenden Woche. Für den Standesbeamten in Stedesand, wo die Hochzeit stattfinden sollte, war dieses natürlich unmöglich. Konfrontiert mit der Tatsache, dass das Amrumer Standesamt dieses durchaus für möglich hielt, konnte die“Mussheirat“dann doch tatsächlich mit einer Vorlaufszeit von nur drei Tagen in Stedesand stattfinden. Die kirchliche Heirat wurde dann später nachgeholt und konnte gut vorbereitet gefeiert werden.
Helene wurde am 2.Mai 1935 in Stedesand als 8.von 12 Kindern des Landwirtehepaars Johannsen geboren und kam 1950 als Saisonkraft zum Tischler Julius Bohn in Nebel nach Amrum. Günther wurde am 23.Juni 1931 als Sohn der Eltern Alma (beb. Kock) und Willi Winkler geboren. Seine erste Anstellung fand Günther dann in der Gärtnerei Gruppengießer in Nebel und nach einer kurzen Beschäftigung in der Landwirtschaft auf Föhr, arbeitete er ab 1948 in der Nebeler Mühle. 1955 ergab sich dann die Möglichkeit als Zusteller für die Post zu arbeiten. Insgesamt 38 Jahre war Günther als Zusteller in der Gemeinde Nebel tätig, bevor er 1992 in den Beamtenruhestand eintrat.
Im Herbst 1950 begann Helene ihre Beschäftigung in der Kinderheilstätte Satteldüne, wo sie 11 Jahre blieb. Neben dem Haushalt und der Erziehung der drei gemeinsamen Kinder Karl Willem (geb. 1958), Erk (geb. 1962) und Jens (geb. 1964) hat Helene über 20 Jahre die Nebeler Post gereinigt und von 1969 bis 1979 in Quedens Gasthof in Nebel gearbeitet. Als dann 1980 das Haus umgebaut wurde kümmerte sie sich um die Betreuung der Gäste.
„In den ersten Jahren unserer Bekanntschaft traf man sich nur an den Wochenenden zum Tanz. In den Gaststätten Zur Erholung, Honigparadies und Bahnhofshotel wurde fleißig getanzt“ so Günther, „später haben wir es sogar bei Tanzleistungskursen im Bahnhofshotel bis zur silbernen Nadel gebracht“.
„Aufgrund der vielen Kinderheime auf Amrum kamen früher bei den Veranstaltungen auf 10 Mädchen nur drei Jungs“ so Helene, „da musste man sehen das man einen abbekam“.
Helene und Günther haben immer aktiv am Gemeinschaftsleben in Nebel und auch auf der gesamten Insel teilgenommen. 45 Jahre war Helene Mitglied im Gesangverein und auch viele Jahre in der Trachtengruppe. Günther ist nun schon über 70 Jahre in der Nebeler Feuerwehr und neben neun Jahren als Mitpächter der Gemeindejagt in Nebel war er auch begeisterter Ringreiter und viele Jahre Mitglied bei der Amrumer Blaskapelle.
Gerne sind beide auch auf Reisen gegangen, neben einigen Fernreisen unter anderen nach Australien, Neuseeland und die Westküste der USA haben sie viele Urlaube auf Fuerteventura verbracht.
„Wir sind von ganzem Herzen dankbar für die wunderschöne Zeit, die wir gemeinsam erlebt haben“ steht in der Einladung an die Familie und Freude zur Feier ihrer Eisernen Hochzeit, „die nächsten Jahre sind Zugabe … wir freuen uns darauf“.
Herzlichen Glückwunsch von Amrum News