AmRum, Scrimshaw und Koch des schwedischen Königs …


Der Amrumer Wellem Peters in seiner Seekiste

Alle diese Dinge vereinen sich in der Seekiste, die für viele Amrum-Liebhaberinnen und Amrum-Liebhaber unbedingt zu einem Urlaub auf Amrum dazugehört. Nicht nur das Essen in dem Restaurant, sondern insbesondere auch die Atmosphäre in dem authentisch, maritimen Reetdach-Haus im historischen Ortskern von Nebel zieht viele Gäste immer wieder an.

Der Inhaber Wellem Peters trägt aktiv zu der maritimen Stimmung bei, denn er sammelt stets weitere Schätze für sein Restaurant. Viele der Gemälde an der Wand oder die Gallionsfiguren, die das Lokal zieren, sind historische Originale aus der Zeit bevor die Seekiste ein Restaurant wurde.

Von 1981 bis zur Eröffnung des Restaurants 1984 war das Lokal ein Laden für maritime Antiquitäten. Neben den Antiquitäten, von denen viele in der heutigen Seekiste einen Ehrenplatz bekommen haben, verkaufte Wellem Peters dort auch Aquavit und Rum.

Seit drei Jahren widmet sich Wellem nun neben dem Restaurant auch wieder dem kleinen Verkauf von Mitbringseln in Form von verschiedensten „Küsten“-Schnäpsen, „back to the roots“ sozusagen. Insbesondere der für Nordfriesland typische Eiergrog ist seine Spezialität. In diesem Jahr ist außerdem Wellems neustes Projekt endlich fertig gereift. Der AmRum, ein karibischer Rum, der hier auf der Insel verschnitten und mit Kokos und Vanille aromatisiert wurde, ist nach langen zwei Jahren im Eichenfass nun endlich zum Abfüllen bereit.

Den gebürtigen Amrumer hat es übrigens für seine Lehre als Koch eine Zeit lang nach Stockholm in Schweden verschlagen. Dort lernte und arbeitete er in einem Restaurant, das unter anderem den schwedischen König bekochte, das erklärt auch die vereinzelten Schwedenreferenzen im Restaurant und auf der Speisekarte.

Die Scrimshaw-Sammlung mit acht verschiednen Objekten

Ein ganz besonderer Schatz, den Wellem erst seit kurzem als Deko Stück in seinem Restaurant hat, ist eine Scrimshaw-Sammlung. Scrimshaw ist vermutlich ein Begriff angelsächsischen Ursprungs, der nicht direkt zu übersetzen ist. Er beschreibt Kunstwerke und Dinge, die Matrosen auf Walfängern herstellten, insbesondere aus Walbein. Diese Arbeiten tauchten erstmals zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf, als der kommerzielle Walfang begann. Das Rohmaterial, meist Zähne von Pottwalen oder die Stoßzähne von Walrössern wurden aus den Kiefern der Tiere herausgeschlagen und mussten dann zunächst aufwendig poliert werden. Schließlich wurde eine Segelnadel genommen, um mit viel Geduld das glatte Stück zu bearbeiten und Zeichnungen und Reliefs einzuritzen.

Hier hat der Matrose mit feinen Linien ein Schiff in das Elfenbein geritzt …

Viele Künstler zeichneten ihre Motive mit Bleistift vor und zogen die feinen Linien anschließend präzise nach. Die Darstellungen haben häufig wiederkehrende Motive, die für den Alltag der Matrosen wichtig waren: Walfangszenen, das Leben an Bord, die Darstellung des eigenen Schiffes oder die Rückkehr in die Heimat. Außerdem wurde das Ganze von Namen, Daten, Lorbeerzweigen, Blumengebinden, Herzen oder Flaggen umrahmt. Als der kommerzielle Walfang im 19. Jahrhundert zunehmend verschwand, wurde auch das Scrimshaw der Seeleute seltener. Heute ist der Handel und die Jagd auf Elfenbein komplett verboten, was die kleine Scrimshaw-Sammlung in der Seekiste zu einem spannenden Relikt vergangener Zeiten macht, welches den traditionellen und spannenden Zusammenhang zwischen Kommerz und Kultur in der Schifffahrt zeigt. Die Sammlung von Wellem, die acht Objekte umfasst, passt besonders gut nach Amrum, da sie neben anderen Ausstellungen auf der Insel an die Vergangenheit von Amrum als „Insel der Walfänger“ erinnert. Beim nächsten Besuch in der Seekiste also unbedingt die Augen offen und Ausschau nach der Sammlung  halten.

 

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Über Rieke Lückel

Rieke Lückel wurde 1995 in Wittdün auf Amrum geboren und hat hier ihre Kindheit und Jugend verbracht. Nach dem Abitur in Dänemark verbrachte sie ein Jahr in Neuseeland und arbeitete dort für Amnesty International, um im Anschluss ein Ethnologie und Politikwissenschafts Studium in Hamburg zu beginnen. Durch die langen Semesterferien verbringt Rieke meist den ganzen Sommer auf Amrum, um ihren Bruder bei SUP Amrum in Wittdün zu unterstützen. Bereits 2010 schrieb sie einen Artikel für AmrumNews und nun 10 Jahre und viele Uni-Hausarbeiten später möchte sie sich erneut den journalistischen Herausforderungen stellen.

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